Die katarischen Herrscher nehmen dem König des Fußballs das Recht, den Thron in den Farben seines Landes zu besteigen. Er ist schließlich ihr Angestellter.
Kommentar zur WMDer katarische Imperator hat Messis Krönung beschmutzt
Das größte Spektakel in der Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaften endete in dem Moment, als Tamim bin Hamad Al Thani, der Emir von Katar, Lionel Messi dieses seltsame Gewand überwarf, über welches wir jetzt wissen, dass es ein „Bisht“ ist. Ein arabischer Umhang, der von Männern an Feiertagen getragen wird.
Im Moment des argentinischen WM-Triumphes hatte die Szene allerdings eine gewollte, ganz andere Symbolik: Der große Imperator hatte den siegreichen Gladiator nach seinem Triumph mit dem Leben beschenkt. Seht her, Welt, die mir zuschaut: Ich erkenne den Sieg dieses tapferen Kämpfers an, denn er gehört mir! Wie alles hier mir gehört. Ich bin der Herr dieser Spiele und habe für alles bezahlt. Hier ist mein Held, jubelt ihm zu!
Das war die Botschaft dieser Szene, durch die Lionel Messi das Recht verlor, die Krönung zum regierenden König des Fußballs in den Farben seines Landes zu erleben. Als er erstmals den so lange ersehnten WM-Pokal in die Höhe stemmte, sah er nicht aus wie ein Fußballer, sondern wie ein Leibeigener des Emirs.
Den Jubel der Argentinier und aller argentinischen Fans konnte das zunächst nicht beflecken. Und doch wuchs im Betrachter die Wut darauf, was sich hier einer erlaubt hatte, der glaubt, den Fußball gekauft zu haben.
Er glaubt das ja zurecht. In rein ökonomischer Hinsicht hat Tamim bin Hamad Al Thani das tatsächlich getan. Vorsorglich hatte er für diese, seine WM, bereits beide möglichen Finalhelden für sein Spielzeug Paris St.-Germain unter Vertrag genommen. Im Falle eines französischen Sieges hätte der dreifache Torschütze Kylian Mbappé das seltsame Gewand tragen müssen. Man wird ja im Alltag nicht einfach so mit Gold überhäuft, wie es Al Thani mit den beiden größten Fußballer der Jetztzeit gemacht hat.
Nur naive Träumer dürfen glauben, dass der Fußball nach dieser WM wieder werden kann, wie sie ihn haben wollen. Die Faszination dieses sagenhaften Finales hatte er noch einmal aus seiner eigenen Kraft entstehen lassen. Fußball funktioniert fast überall, genau deshalb wird er auch von den Reichen, Mächtigen und Zynischen als Geisel genommen wie von Wladimir Putin 2018 bei der WM in Russland. Und der Weltverband unter seinem eiskalt grinsenden Präsidenten Gianni Infantino spielt die Rolle des willfährigen Zeremonienmeisters der Macht perfekt.
Der Fußball wird Geißel der Reichen bleiben
Wir alle wissen, was Wladimir Putin seit 2018 und zuvor getan hat. Und wir wissen, was der Emir von Katar im harten Wettbewerb mit seinem Hauptkonkurrenten, dem Prinz von Saudi-Arabien, weiterhin tun wird. Er wird auch den Rest des Fußballs noch kaufen wollen. Und vielleicht den Rest des Sports. Und der Politik, wie seit dem Skandal der EU-Bestechungsaffäre jedem klar geworden sein muss. Die Herrscher von Katar und Saudi-Arabien thronen über den reichsten Königshäusern der Welt. Sie verfügen über nahezu unendlich viel Geld, das sie auch durch gute Handelsbeziehungen mit der Bundesrepublik Deutschland und seiner Wirtschaft weiter mehren. Dem Gesetz der Logik folgend geben sie es aus, weil man nur so alles dafür bekommen kann.
Leider auch das Fußballspiel, dem in seiner vielleicht größten Stunde das Symbol der Fremdherrschaft übergeworfen wurde.