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Kommentar

Kommentar zum DFB-Team
Jetzt scheint sogar Vorfreude auf die Heim-EM wieder möglich

Ein Kommentar von
Lesezeit 3 Minuten
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Thomas Müller und seine Teamkameraden freuen sich über den Länderspiel-Sieg gegen Frankreich.

Aus dem 2:1 gegen Frankreich lassen sich einige Lehren ziehen - vor allem für die Trainersuche. Ein Kommentar.

Rudi Völler hat es wieder getan. Und diesmal hat sogar er sich übertroffen. Innerhalb von nur etwas mehr als 48 Stunden hat der Volksliebling ein am Boden liegendes Fußball-Deutschland wieder aufgerichtet. Ein DFB-Team, das drei Tage zuvor beim 1:4 gegen Japan völlig desolat auftrat, besiegte mal eben den Vize-Weltmeister und das wohl personell bestbesetzte Team Europas mit 2:1.

Viel wichtiger als das Ergebnis ist aber der Stimmungsumschwung, den dieser Testspielerfolg gegen Frankreich mit sich bringt. Die Reaktionen des Dortmunder Publikums während und nach der Partie, die Analysen der Experten und die Aussagen der Spieler und Verantwortlichen sind Zeichen einer Trendwende. Plötzlich ist sogar so etwas wie Vorfreude auf die Heim-EM 2024 nicht mehr gänzlich ausgeschlossen.

Die Trennung von Hansi Flick war überfällig, das hat der Dienstagabend deutlich gezeigt. Der graue Schleier, der die Nationalelf in einer Art Depression gefangen hielt, scheint sich zu lüften. Flick, den die Spieler als herausragenden Menschen preisen, war als Trainer zu unflexibel und versagte als Motivator.

Abgedroschen, aber wahr

Völler und seine Assistenten Hannes Wolf und Sandro Wagner erfanden in 48 Stunden den Fußball keineswegs neu. Im Gegenteil, sie fokussierten sich bei der Vorbereitung auf das Spiel auf die einfachsten Grundtugenden des Fußballs, die zwar abgedroschen klingen, deshalb aber nicht weniger wahr sind: laufen und beißen. Plötzlich wurden auch Fehler des Teamkollegen wieder ausgebügelt.

Die deutsche Mannschaft verteidigte etwas tiefer, was ihr sichtlich guttat. Die frühe Führung und zahlreich gewonnene und vom Publikum bejubelte Zweikämpfe halfen, um das Vertrauen in den Plan und sich selbst zu stärken. Es war kein Tiki-Taka-Spektakel, es war solider Teamfußball mit defensiven und offensiven Höhepunkten.

Was heißt das für die Zukunft? Auch wenn nun die Schreie nach dem Verbleib von Völler auf der Trainerbank lauter geworden sind, wird dieses Szenario ein Wunsch bleiben. Das hat der ehemalige Teamchef mehr als deutlich gemacht. Er wird vielmehr zusammen mit Bernd Neuendorf und Hans-Joachim Watzke einen Trainer suchen, der die Mannschaft auf Kurs für eine erfolgreiche Heim-EM bringen soll.

Von Julian Nagelsmann bis Felix Magath

Die Kandidatenliste ist lang und voller unterschiedlicher Trainertypen. Von Julian Nagelsmann über Louis van Gaal und Oliver Glasner bis hin zu Felix Magath, der sich selbst ins Gespräch brachte. Die Lehre vom Dienstagabend in Dortmund muss sein: Keep it simple - haltet es einfach. Völler und sein Team haben gezeigt, dass sie erkannt haben, was diesem Team fehlt, das muss bei der Trainersuche Priorität haben.

Diese Nationalelf, der es sicher nicht an fußballerischer Qualität mangelt, braucht in dieser Phase keinen Revoluzzer, der die Spieler mit taktischem Allerlei überfrachtet. Sie braucht einen Motivator mit strikter Hand und klarem, einfachem Plan, über den sich die Mannschaft das verloren gegangene Selbstvertrauen zurückholen kann. Dann kann die Heim-EM doch noch eine Erfolgsgeschichte werden.