Leichtathletik-WMEinmal Gold und zweimal Bronze zum Abschluss in Doha
Doha – Topfavoritin Malaika Mihambo flog mit einem Traumsprung zum WM-Titel, Konstanze Klosterhalfen rannte trotz aller Aufregung zum größten Erfolg ihrer Karriere und Johannes Vetter belohnte sich für eine harte Saison. Mit einmal Gold und zweimal Bronze haben die deutschen Leichtathleten einen starken WM-Endspurt hingelegt und Lust auf die Sommerspiele im kommenden Jahr in Tokio gemacht.
Mit zweimal Gold und viermal Bronze gewann der DLV bei der heftig kritisierten WM eine Medaille mehr als vor zwei Jahren in London (1/2/2). In der Hitze von Doha beeindruckte dabei besonders die junge Garde – allen voran der erst 21 Jahre alte Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul, der wie Mihambo und Klosterhalfen die Zukunft der Sportart prägen könnte.
„Es war eine hochklassige WM mit vielen neuen Gesichtern, mit herausragenden Leistungen“, sagte DLV-Generaldirektor Idriss Gonschinska im ZDF: „Das ist insofern auch ein Fingerzeig in Richtung der Olympischen Spiele, die in zehn Monaten schon vorbei sind.“
Erste deutsche Weitsprung-Weltmeisterin seit 1993
Doch während sich Kaul sensationell zu Gold kämpfte, hatte Mihambo den Titel selbstbewusst als Ziel ausgegeben. Und die Europameisterin lieferte: Überragende 7,30 m im dritten Versuch – erstmals seit Heike Drechsler 1993 hat Deutschland wieder eine Weitsprung-Weltmeisterin.
„Das ist unglaublich, ich kann es selbst noch nicht fassen“, sagte Mihambo: „Es war nicht einfach, ich hatte am Anfang ein paar Probleme. Jetzt bin ich einfach nur glücklich.“ Zweite wurde Maryna Bech-Romantschuk aus der Ukraine (6,92) vor Ese Brume (Nigeria/6,91).
Dabei musste Mihambo kurz zittern, nach 6,52 und einem ungültigen Versuch war sie nur Siebte, ehe sie hinter dem deutschen Rekord von Drechsler (7,48) zur zweitbesten deutschen Weitspringerin der Geschichte aufstieg.
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Klosterhalfen hatte am Samstag dagegen die wohl schwerste Woche ihrer Karriere mit dem größten Erfolg ihrer Laufbahn abgeschlossen. Trotz des Wirbels um die Doping-Affäre ihres alten „Chefs“ Alberto Salazar und den Attacken der Konkurrentinnen lief die 22-Jährige zu Bronze über 5000 m.
Mit blutigen Beinen eroberte sie als erste Deutsche eine Medaille über diese Distanz. „Das ist alles noch surreal“, sagte Klosterhalfen, die nach ihrem Coup zugab, „nicht viel geschlafen“ zu haben.
Allerdings nicht wegen ihrer viel diskutierten Mitgliedschaft im Nike Oregon Project, deren Gründer Salazar am vergangenen Dienstag vier Jahre gesperrt worden war. „Ich weiß, dass das keinen aus meiner Gruppe betrifft“, sagte Klosterhalfen, die wieder in die elitäre Laufgruppe zurückkehren will.
Vetter schaffte trotz vieler Verletzungen Bronze
Vetter konnte seinen Coup von vor zwei Jahren zwar nicht wiederholen, beendete aber eine schwierige Saison versöhnlich. Der deutsche Rekordler hatte mit vielen Verletzungen zu kämpfen, besonders der linke Fuß machte Probleme, sogar der Abbruch der Saison stand im Raum.
„Ich versuche in diesem schwierigen Jahr, aus Scheiße Gold zu machen“, hatte Vetter vor der WM gesagt. Es wurde Bronze. Mit Blick auf Olympia muss er sich nach der WM aber operieren lassen.
Anders als gedacht fehlten im Finale zwei deutsche Hoffnungsträger. Der Olympiasieger und Europameister Thomas Röhler und der EM-Zweite Andreas Hofmann scheiterten überraschend in der Qualifikation. Julian Weber (Mainz) kam mit 81,26 m auf Platz sechs.
Achtbar zogen sich die verletzungsgeplagten deutschen Sprinterinnen aus der Affäre. Ohne die deutsche Doppel-Meisterin Tatjana Pinto (Knieverletzung) liefen Gina Lückenkemper, Lisa-Marie Kwayie (beide Berlin), Yasmin Kwadwo (Leverkusen) und Jessica-Bianca Wessolly (Mannheim) im Finale über 4x100 m auf Platz fünf.
Hürdensprinterin Cindy Roleder (Halle/Saale) lief in ihrem Halbfinale in 12,86 Sekunden auf Platz vier – das reichte für die WM-Zweite von 2015 nicht für den Endlauf.
Keine Werbung für die Leichtathletik
Die insgesamt guten Leistungen in Doha konnten allerdings nicht übertünchen, dass die WM alles andere als Werbung für die Sportart war. Die Hitze, kollabierende Athleten und die leeren Tribünen dominierten die Schlagzeilen vor allem zu Beginn der WM mehr als die Ergebnisse. „Ich glaube, dass man der Leichtathletik keinen Gefallen getan hat“, sagte Kaul im ZDF. (sid)