MVP-Auszeichnung für DraisaitlEin Kölner steht jetzt in einer Reihe mit Dirk Nowitzki
- Als erster Deutscher gewinnt Leon Draisaitl die Auszeichnung zum wertvollsten Spieler in der nordamerikanischen Eishockey-Liga NHL.
- Der Stürmer der Edmonton Oilers hat die meisten Scorerpunkte der regulären Saison in Nordamerika gesammelt.
- Und dennoch sieht der ehemalige Junghai noch Potenzial, sich zu verbessern. Eines Tages will er unbedingt den Stanley Cup gewinnen.
Köln – Der beste Eishockeyspieler der Welt wird von diesem Freitag an als Gast mit den Haie-Profis trainieren. Auf dem Eis der Kölnarena 2, dort, wo er einst als Junghai hinter den Pucks herjagte. Regelmäßig besucht Leon Draisaitl (24) von den Edmonton Oilers, der schon als 17-Jähriger nach Nordamerika ging, seinen Heimatverein. Sonst immer im Sommer, doch durch die Corona-Krise ist in diesem Jahr alles nach hinten verschoben worden.
Zwei neue Auszeichnungen bringt Draisaitl diesmal mit. Als erster deutscher Spieler wurde er zum MVP, zum wertvollsten Spieler der NHL-Hauptrunde, gekürt. Und zwar gleich doppelt. Sowohl von den Medien, als auch von der Spielergewerkschaft, die „Hart Trophy“ und der „Ted Lindsay Award“ gingen den Kölner, der umgehend via Instagram mitteilte, wie glücklich ihn diese Ehrungen machten.
„Wow! Es bedeutet so viel für mich von den Medien und Spielern gewählt zu werden“, schrieb Draisaitl.
Draisaitl: Liebeserklärung von Freundin Celeste
Und seine Freundin, die Schauspielerin Celeste Desjardins, kommentierte begeistert: „Ich liebe Dich, Babe! Bin so stolz auf Dich.“ Zurecht: Draisaitl ist erst der zweite Profisportler aus Deutschland nach dem ehemaligen Basketballstar Dirk Nowitzki, dem in einer der großen US-Sport-Ligen eine MVP-Ehrung zuteil wird.
In seinen sechs Jahren in der NHL hat Draisaitl schon einige Marken gesetzt. 2014 wurde er bei der Talenteverteilung NHL-Draft in der ersten Runde an dritter Stelle gezogen, so früh wie kein anderer Deutscher zuvor. Seitdem geht der Sohn des früheren deutschen Nationalspielers Peter Draisaitl für die Oilers aufs Eis und ist längst einer der Stars der Liga. Sein Jahresgehalt beträgt 8,5 Millionen US-Dollar, der 2017 abgeschlossene Vertrag läuft bis 2025. Es gibt in Kanada Eishockey-Experten, die darin einen Schnäppchenpreis für Edmonton sehen. Denn Connor McDavid, Draisaitls kanadischer Teamkollege, verdient bei den Oilers vier Millionen US-Dollar mehr im Jahr.
„Leon ist unglaublich“, sagt KEC-Kapitän Moritz Müller, der den Offensivmann aus dem Training und aus gemeinsamen Spielen in der Nationalmannschaft kennt. „Er wird immer besser, er arbeitet immer weiter an sich. Er ist der beste deutsche Eishockey-Spieler, den es je gab.“ Der ehemalige Bundestrainer und NHL-Profi Marco Sturm, inzwischen Co-Trainer in Los Angeles, ist ebenfalls hingerissen von Draisaitls Leistungen: „Ich persönlich und jeder hier im Eishockey-Business in Amerika weiß, was diese Auszeichnung bedeutet. Ich hoffe, dass das in Deutschland auch so ist.“ Sturm weiter: „Es gibt keine bessere Eishockey-Liga als die NHL. Deswegen war Leon in dieser Saison der beste Spieler in der Welt.“
Leon Draisaitl und die Vergleiche mit Wayne Gretzky
Draisaitl ist ein großer und kräftiger Typ (1,88 Meter, 100 Kilo), der den Puck mit seinem Körper perfekt abschirmen kann. Er punktet verlässlich, kann das Spiel lesen wie kaum ein anderer und Spielsituationen voraussehen. Zudem ist Draisaitl ein mental starker Profi, der sich nicht aus der Ruhe bringen lässt. So erträgt er nicht nur den Leistungsdruck in der NHL, sondern auch die Tatsache, dass er in Edmonton, der Heimat des großen Wayne Gretzky, Vergleiche mit dem heute 59-jährigen kanadischen Idol aushalten muss. „Das gehört wohl dazu“, sagt Draisaitl.
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Mit 110 Scorerpunkten aus 71 Spielen war Draisaitl in der corona-bedingt verkürzten Hauptrunde 19/20 punktbester NHL-Angreifer. Als erster Deutscher überhaupt. An den Playoffs, in denen gerade Dallas und Tampa das Finale um den Stanley Cup bestreiten, nahm Draisaitl allerdings nicht teil. Denn Edmonton scheiterte in der Qualifikationsrunde an Chicago.
Die Oilers sind zwar offensivstark, doch in der Defensive gibt es Raum für Verbesserungen. Auch Draisaitl arbeitet hier an sich. „In der Defensive, im Unterzahlspiel und beim Bully kann ich mich noch verbessern“, sagte er einmal. „Ich arbeite jeden Tag an mir. Nur wer sich weiterentwickelt, schafft es nach oben.“ Denn natürlich will Draisaitl eines Tages auch den Stanley Cup gewinnen wie vor ihm die deutschen Profis Uwe Krupp, Dennis Seidenberg, Tom Kühnhackl und Philipp Grubauer. „Dafür“, sagt der Kölner, „würde ich sogar sofort all meine Auszeichnungen eintauschen.“