0,6 Sekunden vor dem Ende der Partie beim Stand von 64:64 stand Sarah Gates an der Freiwurflinie. „Ich war schon ganz schön nervös. Aber das wollte ich nicht nach außen durchdringen lassen“, sagte die kanadische Basketballerin der Leverkusener Aufsteigerinnen.

Sie hatte bei der Bundesliga-Premiere der Orthomol Wings gegen die Eigner Angels Nördlingen die Entscheidung in den Händen. Sieg oder Verlängerung, und damit doch noch die Möglichkeit, dieses packende Duell abgeben zu müssen. Sie musste nur einen von zwei Würfen treffen. Doch der Druck war enorm.

Sarah Gates vergibt ersten von zwei Freiwürfen

Die 200, vor allem im letzten Viertel begeistert mitgehenden Zuschauer in der Heisenberg-Halle, waren plötzlich mucksmäuschenstill. Nur die drei mitgereisten Nördlinger Fans gaben dezente Störgeräusche von sich.

Gates konzentrierte sich, visierte den Korb an und warf. Daneben. Der Ball ging auf den Ring, dann zu Boden. Kollektives, aber leises Aufstöhnen auf den Rängen. Zweiter Versuch: Konzentration. Aber nicht zu lange. Der Blick von Gates ging zum Korb, sie warf. Eine Sekunde später jubelte jeder, der zu Leverkusen gehörte. Der Wurf war drin. Aber der Jubel währte nur kurz, schließlich waren noch 0,6 Sekunden zu spielen.

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Und in dieser eigentlich kurzen Zeitspanne kann im Basketball noch etwas passieren. Nördlingen nahm eine Auszeit, konnte danach den Ball im Vorfeld ins Spiel bringen. Und tatsächlich landete der Ball in den Händen einer Gäste-Akteurin, die am Korb noch einen schwierigen Wurf nehmen konnte. Der ging jedoch daneben.

Orthomol Wings Leverkusen feiern ersten Sieg im ersten Bundesliga-Spiel

Danach entlud sich endlich die aufgestaute Stimmung auf der Bank der Orthomol Wings und auf der Tribüne. Es war geschafft: Die Wings holten gleich zum Bundesliga-Start mit 65:64 (34:39) ihren ersten Saisonsieg.

„Es war heute sehr aufregend. Immerhin war das mein erstes Spiel in Übersee. Aber ich bin jetzt sehr glücklich, dass wir dieses Spiel gewonnen haben. Es war toll, wie sich unsere Mannschaft zurückgekämpft hat und wir mit der Unterstützung der Fans noch die Wende hinbekommen haben“, erzählte die 24-jährige Gates strahlend.

Sie hatte Recht. Nach einem guten Start im ersten Viertel, unter anderem durch zwei Gates-Dreier, lagen die Wings mit 14:9 vorne, aber Nördlingen glich zum Viertelende aus (20:20). Fortan lagen die Gäste meistens vorne, holten trotz körperlicher Unterlegenheit, immer wieder Offensiv-Rebounds und erarbeiteten sich somit zweite Wurfchancen.

Auch Maria Blazejewski punktet zuverlässig für Leverkusen

Die Wings hatten Mühe, sich gegen die wechselnde Defense der Eigner Angels freie Würfe zu erspielen. Neben Gates punktete Maria Blazejewski zuverlässig; das Duo hielt Leverkusen im Spiel. So konnte aus einem 44:55 ein 56:55 gemacht werden, dann übernahm wieder Nördlingen (56:61, 60:64). Blazejewski glich mit zwei Körben aus. Dann musste Sarah Gates an die Linie. Und traf.

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„Spannender geht es wohl kaum. Ich denke, die Zuschauer haben ein tolles Spiel gesehen. Nördlingen hat uns durch seine Defense immer wieder vor neue Aufgaben gestellt; wir haben als Team sehr gut dagegengehalten. Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft“, berichtete Headcoach Boris Kaminski.

Orthomol Wings Leverkusen: Gates (20), Blazejewski (17), Adams (8), Koop (6), Kvederavciute (6), Wolff (2), Ellenrieder (2), Kröger (2), Marré (2), Middeler, Okpara.