AboAbonnieren

Geschäftsführer Henrik Fronda„Es wird zwangsläufig einen Umbruch bei den Bayer Giants geben“

Lesezeit 5 Minuten
28.07.2022, Basketball-Bayer Giants Leverkusen

Henrik Fronda (Vorstand Finanzen/Geschäftsführer)

Foto: Uli Herhaus

Giants-Geschäftsführer Henrik Fronda vor der Ostermann-Arena.

Nach dem Abstieg der Basketballer in die Pro B äußert sich der Leverkusener Geschäftsführer unter anderem über die Zukunft von Trainer Hansi Gnad.

Vor dem vorletzten Spieltag in der zweiten Basketball-Bundesliga (Pro A) steht der sportliche Abstieg der Bayer Giants in die Pro B fest. Welche Auswirkungen dies auf Mannschaft, Trainer, Sponsoren sowie die Organisation hat und warum es vielleicht doch noch eine kleine Chance auf den Liga-Erhalt geben könnte, erklärt Giants-Geschäftsführer Henrik Fronda im Interview. Am Freitagabend (19.30 Uhr) kommt es in der Ostermann-Arena zum Traditions-Duell mit Phoenix Hagen.

Herr Fronda, wann haben Sie zum ersten Mal daran gedacht, dass es eng werden könnte mit dem Klassenerhalt? Henrik Fronda: Schon nach dem enttäuschenden Saisonstart war uns klar, dass wir Anpassungen am Kader vornehmen müssen, um das Ruder noch einmal herumzureißen. Glücklicherweise konnten wir bis zum Jahresende neue Sponsoren gewinnen und dadurch wichtige Nachverpflichtungen tätigen. Mit der Serie von fünf Siegen in Folge kam natürlich die Hoffnung auf, möglichst bald die Abstiegsplätze zu verlassen. Aber da auch die Konkurrenz ihre Spiele gewann, war es für uns durchgehend eng.

04.12.2022-Basketball-Bayer Giants-Bremerhafen

links: Dennis Heinzmann (Bayer)
rechts: Kadre Gray (Bayer)

Foto: Uli Herhaus

Der langfristige Ausfall von Kapitän Dennis Heinzmann (Mitte) ist einer der entscheidenden Gründe für den Abstieg der Bayer Giants.

Man kann sicherlich einen Saisonverlauf nicht allein mit dem Fehlen eines einzigen Akteurs in übergroßen Zusammenhang bringen. Aber: Glauben Sie, dass diese Spielzeit anders verlaufen wäre, wenn Dennis Heinzmann an Bord gewesen wäre?

Dennis Heinzmanns Ausfall war mit Sicherheit ein wesentlicher Faktor. Neben seinem offensichtlichen sportlichen Wert ist Dennis auch der emotionale Leader des Teams und steuert mit seiner Erfahrung enorm viel bei. Mit seiner Physis verändert Dennis ein Spiel offensiv wie defensiv. Daher glaube ich schon, dass wir mit ihm das ein oder andere Spiel mehr gewonnen hätten.

Wir werden künftig sicherlich vermehrt auf ausländische Spieler setzen, die bereits über Profi-Erfahrung verfügen
Henrik Fronda, Geschäftsführer der Bayer Giants Leverkusen

Es gab ja nicht nur Ausfälle, sondern auch Nachverpflichtungen von ausländischen Spielern, die nicht so einschlugen wie erhofft. Martin, Thomas, Fortin, Bishop, Mohamed. Gab es da etwas, das die Giants heute anders machen würden?

Wir werden künftig sicherlich vermehrt auf ausländische Profis setzen, die bereits über Profi-Erfahrung verfügen. Rookies haben natürlich noch einen anderen Marktwert und für uns war das ein Kompromiss, den wir gehen mussten, wenn der Fokus auf den deutschen Spielern liegt. In den vorherigen Spielzeiten ging die Rechnung auf, da die ausländischen Profis die Erwartungen übererfüllt haben.

09.04.2023, Basketball-Bayer Giants-Nürnberg Falcons

rechts: Gabriel De Oliveira (Bayer)

Foto: Uli Herhaus

Gabriel de Oliveira (rechts) gehört zu jenen Profis, die nachverpflichtet wurden. Foto: Uli Herhaus

Der Abstieg in die Pro B steht nun fest. Was wäre, wenn es eine Wildcard für die Pro A gäbe? Würden die Giants sich darum bewerben?

Wir beobachten das Thema sehr genau. Sollte sich die Option ergeben, werden wir uns definitiv damit befassen.

Wie schon verkündet, besitzt einzig Dennis Heinzmann einen Vertrag, der auch für die Pro B gilt. Werden Sie trotzdem mit anderen Spielern aus dem aktuellen Kader sprechen, um eine weitere Zusammenarbeit zu vereinbaren?

Selbstverständlich führen wir schon Gespräche mit Spielern aus dem aktuellen Kader. Allerdings herrschen in der Pro B andere Rahmenbedingungen, wie beispielsweise die Ausländerregelung, sodass es zwangsweise einen Umbruch im Kader geben wird.

Sehr viele Sponsoren haben bereits signalisiert, dass sie unseren Weg trotz des Abstiegs weiter unterstützen werden
Henrik Fronda

Können Sie jetzt schon sagen, ob es mit dem Abstieg, den vor der Saison sicherlich niemand einkalkuliert hatte, Veränderungen in der Organisation der Giants geben wird?

Sehr viele Sponsoren haben entweder Verträge, die auch für die Pro B gelten, oder sie haben bereits signalisiert, dass sie unseren Weg trotz des Abstiegs weiter unterstützen werden. Nach den sportlichen Erfolgen in der Vergangenheit, mussten wir unbedingt in die Organisationsstruktur investieren, um uns nachhaltig weiterzuentwickeln. Vor allem dank der Unterstützung der Bayer AG und des TSV ist uns dies auch gelungen. Wir konnten viele neue Partner gewinnen und haben mit durchschnittlich 1200 Zuschauern den besten Schnitt seit dem Ausstieg aus der BBL. Gleichzeitig können wir auch unsere gesellschaftliche Verantwortung als Profi-Klub in Form von Sozialprojekten und Kooperationen viel intensiver wahrnehmen. Die neue Organisationsstruktur hat uns also auf ein ganz neues Level gehoben und wir werden alles daransetzen, dass wir auch kommende Saison den Weg weitergehen können.

17.12.2022,-Basketball-Bayer Giants Leverkusen-Vechta

Hansi Gnad (Bayer)

Foto: Uli Herhaus

Hansi Gnad bleibt Trainer der Bayer Giants Leverkusen.

Coach Hansi Gnad hat in zuvor geführten Interviews bereits Verantwortung für das Abschneiden der Mannschaft übernommen, ebenso für die Verpflichtung der Akteure, die nicht wie erhofft einschlugen. Bleibt Gnad Trainer in Leverkusen?

Ja, Hansi Gnad wird auch in der nächsten Saison Trainer der Bayer Giants sein. Hansi hat in den vergangenen Jahren sportlich immer mehr rausgeholt, als man mit den zur Verfügung stehenden Mitteln erwarten konnte. Er hat unsere Philosophie, junge deutsche Spieler zu entwickeln, maßgeblich geprägt und war auch häufig der Grund, warum Spieler bei den Giants unterschrieben haben.

Wir haben in dieser Saison den besten Zuschauerschnitt seit Jahren und eine tolle Stimmung in der Arena
Henrik Fronda

Zum Abschluss noch ein Blick auf das Spiel am Freitagabend in der Ostermann-Arena gegen Phoenix Hagen. Unter anderen Voraussetzungen wäre die Halle bei diesem Traditions-Derby sicherlich voll geworden. Was erwarten Sie jetzt? Und was erhoffen Sie sich von der Mannschaft in den abschließenden beiden Heimspielen?

Wir gehen auch jetzt von deutlich mehr als 1000 Zuschauern aus. Gerade das Derby gegen Hagen hat trotz des für alle enttäuschenden Saisonverlaufs einen großen Reiz. Wie schon erwähnt, haben wir in dieser Saison den besten Zuschauerschnitt seit Jahren und eine tolle Stimmung in der Arena. Das kann man den Fans nicht hoch genug anrechnen. Von der Mannschaft erwarten wir ganz klar, dass sie in den letzten beiden Spielen weiter hundert Prozent geben wird. Sicherlich sind die Spieler enttäuscht, aber daher umso mehr darauf aus, die Saison noch so versöhnlich wie möglich abzuschließen. Da sind sie und das sind wir unseren Fans und Sponsoren unbedingt schuldig.