Lizenz-Direktor Thomas Eichin spricht über die Neuordnung der Nachwuchsabteilung und ein mögliches Frauen-Spiel in der Bay-Arena.
„Es kann schnell gehen“Thomas Eichin über die große Reform im Bayer-04-Nachwuchs
Herr Eichin, zuletzt wurde über die Wiedereinführung einer Reservemannschaft als Brücke zwischen dem Leverkusener U-19-Team und dem Bayer-Profikader diskutiert. Wie weit sind diese Pläne gediehen?
Wir befinden uns in einer Phase, in der wir uns intensiv mit dem Thema auseinandersetzen. Denn wir haben erkannt, dass es zwar immer wieder Nachwuchsspieler gibt, die den direkten Sprung in den Profikader schaffen, aber eben auch viele, die mehr Zeit benötigen. Für diese Jungs ist es wichtig, zu spielen und früh an den Herrenfußball herangeführt zu werden.
Wenn man in andere Länder schaut, etwa nach Spanien oder Portugal, sieht man die eindeutige Entwicklung, diesen Spielern eine Perspektive zu bieten. Das kann über eine zweite Mannschaft geschehen oder über Kooperationen mit anderen Vereinen. Wir müssen prüfen, was für Bayer 04 der beste Weg ist. Dabei spielt auch der monetäre Aspekt eine Rolle. Es gilt, Talente, die wir über lange Zeit ausgebildet haben, zu binden oder zum beiderseitigen Vorteil abzugeben.
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Gibt es denn einen konkreten Zeitplan für diese Entscheidung?
Nein, den gibt es nicht. Wenn wir eine Entscheidung getroffen haben, kann es schnell gehen. Angesichts der vielen Aspekte, die zu berücksichtigen sind, wird es aber keinen Schnellschuss geben.
Die A- und B-Junioren-Bundesliga wird letztmals in der vor der Pandemie gewohnten Form gespielt. Was halten Sie von der Einführung der U-19- und U-17-DFB-Nachwuchsligen mit regionaler Vorrunde, überregionaler Hauptrunde und Meisterschaftsrunde im kommenden Jahr?
Ich halte es für eine gute Sache, daher haben wir dafür gestimmt. Das eine ist ein veränderter Sprachgebrauch: Ein Nachwuchs-Bundesligaspieler ist eben noch längst kein Bundesligaspieler - die bisherige Liga-Bezeichnung legte diese Annahme aber nahe. Noch wichtiger ist jedoch, dass Ergebnisse eine weniger entscheidende Rolle spielen und Mannschaften von Klubs mit generell toller Nachwuchsarbeit nicht mehr in Abstiegsnöte geraten wie zuletzt die A-Junioren des SC Freiburg.
Ein gewisser Druck gehört selbstverständlich dazu, aber ganz vorne muss die individuelle Entwicklung der Spieler stehen. Dies ist mit der neuen Struktur eher gegeben. Daher ist der Schritt richtig. Ich bin auch froh, dass die kommende Serie wieder in einer Doppelrunde ausgetragen wird. In einer Saison ohne Rückspiele kann man schon mal ins Straucheln kommen. Das haben wir bei den A-Junioren gemerkt, die neben Pokal und Meisterschaft zusätzlich in der Youth League gefordert waren.
Hat die U-19-Mannschaft nach dem zehnten Platz in der jüngsten Serie etwas gutzumachen?
Grundsätzlich wollen wir Spiele gewinnen. Und wir wollen in die Endrunde kommen, wenn wir wissen, dass wir einen starken Jahrgang haben. Ein zehnter Platz darf nicht sein. Das gefällt uns als Bayer 04 Leverkusen nicht und das müssen wir korrigieren.
Die B-Junioren um Trainer Sergi Runge eilten dagegen zuletzt monatelang von Sieg zu Sieg geeilt und der Kader ist weitgehend zusammengeblieben. Was ist für die Mannschaft nun möglich?
Ich glaube, wir verfügen über eine sehr starke U-17-Mannschaft, von der wir einiges erwarten dürfen. Der Einzug in die Endrunde ist das Ziel.
Sie sind auch für die Frauen von Bayer 04 verantwortlich. Wie zufrieden sind Sie mit der dortigen Entwicklung und wann bestreiten die Spielerinnen um Coach Robert de Pauw erstmals eine Partie in der Bay-Arena?
Tatsächlich bin ich mit der Entwicklung sehr zufrieden. Wir wollen eine stabile Rolle in der Bundesliga spielen und wir sind mit Platz fünf dort gelandet, wo wir auch angesichts des Etats hingehören. Es gilt nun, nachhaltig zu arbeiten. Das heißt, wir dürfen nicht nur in den Bundesligakader investieren, sondern müssen auch den Nachwuchs im Blick haben. Mit dem Gewinn der U-17-Meisterschaft haben wir dabei ein erstes Ausrufezeichen gesetzt.
Eine Partie in der Bay-Arena ist sicherlich ein Projekt, über das wir uns Gedanken machen. Aber bitte alles zum richtigen Zeitpunkt. Wenn es so weit ist, wollen wir schließlich für die Zuschauer ein richtiges Aha-Erlebnis schaffen.
Zur Person
Thomas Eichin (56) wuchs in Freiburg auf. Bei Borussia Mönchengladbach avancierte er zum Bundesliga-Fußballer. 1998 beendete er nach 180 Erstliga-Partien seine aktive Karriere. Eichin wurde beim Eishockey-Club Kölner Haie Marketingleiter und später Geschäftsführer, ehe er 2013 als Geschäftsführer Sport beim Fußball-Bundesligisten Werder Bremen anheuerte. Nach Stationen beim TSV 1860 München und einer Sportlermanagement-Agentur kam er 2020 zu Bayer 04 Leverkusen. Dort arbeitete er als Leiter der Nachwuchs- und Frauenabteilung. Seit Juli ist er als Direktor Lizenz Teil der Geschäftsleitung der Leverkusener Fußball GmbH.