Eine Woche vor der Generalprobe gegen Nantes verläuft die Vorbereitung des 1. FC Köln nach Plan.
„Vielleicht muss ich zum Singkurs“Baumgart sieht den FC auf Kurs – und kämpft mit seiner Stimme
Steffen Baumgart bemerkte am Freitagabend, dass auch er noch nicht wieder in Bundesligaform ist. Der Trainer des 1. FC Köln hatte nach dem Test beim SC Fortuna Köln (2:2) vor 9503 Zuschauern im ausverkauften Südstadion mit seiner Stimme zu kämpfen. „Ich habe das Gefühl, dass ich die Stimme wieder trainieren muss, die ist noch nicht wieder strapazierfähig“, sagte Baumgart heiter: „Vielleicht muss ich zum Singkurs.“
Dafür wird dem 51-Jährigen vorerst die Zeit fehlen. Nach den Tests des Wochenendes, am Samstag trennten sich die Kölner in Euskirchen 2:0 von Zweitliga-Absteiger Erzgebirge Aue, steht am kommenden Samstag anlässlich der Saisoneröffnung im Rhein-Energie-Stadion (18 Uhr) die Generalprobe gegen den FC Nantes an. Neun Tage später beginnt für den FC dann die Pflichtspielsaison mit dem Pokalspiel beim VfL Osnabrück.
Baumgart wechselte ausgiebig, dosierte die Spielzeiten und trug damit sehenden Auges dazu bei, dass seine Mannschaft noch keinen rechten Spielfluss entwickelte. Doch das ist der übliche Befund im Sommertraining. „Mit Bewertungen halte ich mich im Moment zurück. Die Jungs quälen sich in so ein Spiel, das hängt mit den Belastungen zusammen“, erklärte Baumgart. „Wir werden es immer wieder sehen, dass uns in solchen Spielen dann die Klarheit fehlt.“
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Stammelf des 1. FC Köln nimmt Gestalt an
Die Kölner Stammelf nimmt allerdings bereits Form an, was eine gute Nachricht ist. Baumgarts Fußball ist anspruchsvoll, da wäre es problematisch, erst allzu spät seine Formation zu finden. Auffällig war, dass in den Tests jeweils Luca Waldschmidt und Davie Selke trafen. Selke ist nach einem starken Saisonfinale offenbar bereits wieder auf Temperatur. Zugang Luca Waldschmidt zeigte zudem, dass er mit seiner fußballerischen Qualität eine klare Verbesserung der Kölner Offensive bewirken kann.
Auch Mark Uth zeigte bei seinem Comeback nach 270 Tagen Verletzungspause seine Qualität, wenngleich der Offensivmann noch einen weiten Weg vor sich hat. „Die Arbeit mit dem Ball war okay, das Arbeiten gegen den Ball hat er eingestellt. Er muss nach und nach reinkommen“, sagte Baumgart, der die Zielstrebigkeit seiner Angreifer vermisste. Nach den Abschieden von Ellyes Skhiri (nach Frankfurt) und Jonas Hector (Karriere-Ende) liegen die Kölner Sorgen jedoch grundsätzlich eher in der Besetzung der Defensive.
Immerhin ist der FC in dieser Vorbereitung bislang von neuen Verletzungen verschont, die Arbeit verläuft unter kontrollierten Bedingungen. Vielleicht wirkt Baumgart deswegen so gelassen, obgleich sein Kader noch nicht vollständig ist. Ein zweiter Torhüter soll noch kommen, außerdem ein Rechtsverteidiger, der Benno Schmitz vertreten könnte. Zwar gilt es als Ziel jeder Vorbereitung, den Kader rasch komplett zu haben. Doch einerseits litt der FC bis in den April unter der Transfersperre, die dann ausgesetzt wurde. Andererseits arbeiten die Kölner derzeit nicht an ihren Königstransfers, sondern an Lücken im Kader, die zwar geschlossen werden müssen. Von deren Besetzung jedoch kaum abhängen wird, wie die nächste Saison für Köln ausgeht.
Stattdessen herrscht bereits viel Klarheit am Geißbockheim, sagt Steffen Baumgart: „Alle Jungs wissen, in welcher Situation sie sind. Nicht nur, weil wir miteinander sprechen, sondern weil sie selbst merken, wie sie sich entwickeln.“
Auch die Arbeit an der veränderten Hierarchie im Kader ist abgeschlossen – der Rest wird sich nun im Alltag entwickeln müssen: Florian Kainz ist neuer Kapitän, seine Stellvertreter werden Mark Uth und Marvin Schwäbe sein. Benno Schmitz, Timo Hübers und Davie Selke bilden mit den Kapitänen den Mannschaftsrat. Es ist die erwartete Konstellation mit viel Bundesliga-Erfahrung. „Florian hat sich in zwei Jahren in Köln sehr gut entwickelt und Führungsaufgaben übernommen. Er hat ein sehr großes Standing in der Mannschaft, daher war das für mich eine klare Wahl. Ich habe auch die Mannschaft abstimmen lassen, um ein Feedback zu haben. Und auch da war eindeutig, dass Florian der Richtige ist“, sagte Baumgart. Der Österreicher sprach am Freitag von einer „großen Ehre und Herausforderung: Bei so einem großen Verein in der Bundesliga Kapitän zu sein, macht mich stolz.“