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EM-Platz drei verpasstKein Bekenntnis zu Handball-Bundestrainer Alfred Gislason

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Der Vertrag von Nationaltrainer Alfred Gislason läuft noch bis zum Olympia-Qualifikationsturnier.

Der Vertrag von Nationaltrainer Alfred Gislason läuft noch bis zum Olympia-Qualifikationsturnier.

In der Szene wird offensiv darüber getuschelt, dass sich neben Gislason bereits zwei Coaches in Stellung bringen.

Als nach dem verlorenen Spiel um EM-Platz drei gegen Schweden am Sonntag die Frage nach seiner Zukunft als Bundestrainer gestellt wird, muss Alfred Gislason kurz lächeln. Hat er ja mit gerechnet. Der Vertrag des Isländers läuft noch bis zum Olympia-Qualifikationsturnier vom 14. bis 17. März, Gegner sind dann Algerien, Österreich und Kroatien, wobei die ersten beiden Teams das Ticket für die Spiele lösen können. Sollte es Gislasons Mannschaft nach Paris schaffen, würde er sie auch bei dem Turnier in Frankreichs Hauptstadt betreuen. Doch wer danach der Bundestrainer sein wird, ist derzeit offen.

Gislason gibt zu verstehen, dass er seitens des Verbandes noch keine Rückmeldung erhalten habe, dass ihm also keine Tendenz mitgeilt worden sei. Allerdings „bin ich da sehr, sehr locker. Ich habe signalisiert, dass ich sehr gerne mit dieser Mannschaft weiter arbeiten würde.“ Er verweist darauf, den Wunsch des DHB umgesetzt zu haben, einen Umbruch einzuleiten und eine neue Mannschaft aufzubauen. Die hat er in diesem Heim-Turnier tatsächlich präsentiert.

Aufgeboten hatte er eine sehr junge Auswahl, sieben ihrer Spieler sind im Jahr 2000 oder sogar noch später geboren, wie die vier U21-Weltmeister David Späth, Nils Lichtlein und Renars Uscins (alle Jahrgang 2002) sowie Justus Fischer (2003). Sie alle bekamen reichlich Spielzeit, Uscins hatte im Halbfinale gegen Dänemark am Freitag (26:29) und im Spiel um Platz drei gegen Schweden am Sonntag (31:34) sogar jeweils einen ganz großen Aufritt. Gegen Schweden gelangen ihm acht Tore und einige Assists, er zeigte zudem einen insgesamt sehr mutigen Auftritt im rechten Rückraum.

Reicht der Einzug ins Halbfinale?

Das alles sieht an der Oberfläche nach einem durchaus stimmigen Ganzen aus, zumal Gislason das ehrgeizige Verbandsziel, das Erreichen des Halbfinales, mit diesem Team umgesetzt hat. Doch dann sagte Gislason noch einen Satz, der ihn betreffen könnte, aber nicht muss, und der angesichts der unsicheren Situation doch ein wenig verblüfft: „Wer auch immer diese Mannschaft weiter betreut, der wird viel Spaß mit ihr haben.“ Weiß Gislason vielleicht doch schon mehr?

Von Seiten des Verbandes gibt es bisher tatsächlich kein Bekenntnis für Gislason. DHB-Sportvorstand Axel Kromer sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Montag: „Wir diskutieren im Februar mit Alfred Gislason über die Zukunft. Jetzt, mit diesem kurzen Abstand zum Turnier eine Tendenz zu verkünden, wäre nicht seriös.“ DHB-Präsident Andreas Michelmann verweist im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ darauf, „dass wir uns am 9. und 10. Februar im Präsidium mit dem Thema beschäftigen werden. Bei dieser Sitzung stellen die Bundestrainer der Männer und der Frauen die Entwicklung dar, die ihre Teams genommen haben. Dabei kommt es gegebenfalls auch zu Personalentscheidungen.“

Kromer verwies noch darauf, dass man im Jahre 2020 vor der Installierung von Gislason bei der vorausgegangenen Präsidiumssitzung zu dem Schluss gekommen sei, dass Christian Prokop nicht mehr der richtige Trainer für die DHB-Auswahl gewesen sei. Prokop schaffte es 2019 ins WM-Halbfinale und wurde am Ende mit dem Team Vierter. 2020 bei der EM belegte die deutsche Mannschaft unter Prokop Platz fünf. Was illustriert, wie anspruchsvoll an der Verbandsspitze gedacht wird. Andererseits hatte in jener Zeit mit Gislason (64) einer der erfolgreichsten Vereinstrainer überhaupt Interesse an der Übernahme der Nationalmannschaft gezeigt. Auch das dürfte letztlich gegen den deutlich jüngeren Prokop (45) gesprochen haben.

In der Szene wird offensiv darüber getuschelt, dass sich neben Gislason bereits zwei Coaches in Stellung bringen, um dessen Nachfolge anzutreten. Da ist zunächst Maik Machulla (47), der zuletzt sehr erfolgreich beim deutschen Spitzenteam SG Flensburg-Handewitt arbeitete. In vier Spielzeiten wurde er zwischen 2018 und 2021 zweimal Meister und zweimal Vize-Champion mit dem Klub aus Schleswig-Holstein. Im April 2023 trennte sich Flensburg allerdings von Machulla. Und da ist noch Florian Kehrmann (47), der Rechtsaußen der Weltmeistermannschaft von 2007. Er betreut seit 2014 den TBV Lemgo, mit dem er 2020 den DHB-Pokal gewann.

Zwei Trainer bekunden Interesse

Machulla und Kehrmann werden, wie auch das DHB-Präsidium, aufmerksam die deutsche Bilanz des EM-Turniers studieren. Letztlich stehen dort neben Platz vier eben auch bei neun Spielen zwar vier Siege und ein Unentschieden, aber auch vier Niederlagen und eine Reihe von Mängeln: Überaus schwacher Abschluss in den Spielen gegen Österreich (22:22), Kroatien (24:30) und Schweden (31:34).

Hinzu kommt Gislasons Verzicht auf die Variante des Überzahlspiels bei herausgenommenem Torwart und Mängel des deutschen Teams bei der schnellen Mitte und im Tempogegenstoß – damit gelangen den Schweden acht Tore gegen die Deutschen. Bei einem Team, das über einen Welklasse-Innenblock wie Johannes Golla und Julian Köster verfügt, sind Konter das klassische Mittel, um bei Balleroberungen zu schnellen Toren zu gelangen.

Allerdings hat Gislason auch starke Fürsprecher in der Mannschaft. Die von ihm geförderten jungen Spieler vertrauen ihm ohnehin. Doch vor allem Kapitän Golla hielt nach der verlorenen Partie gegen die Schweden ein Plädoyer für Gislason: „Der Weg, den wir gemeinsam eingeschlagen haben, führt in die richtige Richtung. Wir sollten ihn weitergehen. Ich stehe voll und ganz hinter Alfred Gislason.“ Golla schätzt vor allem, „die Erfahrung, die Alfred in unser Team bringt. Er hat es geschafft, die jungen Spieler mit einer Sicherheit auszustatten, die es uns erlaubt hat, phasenweise mit den Großen mithalten zu können.“ Die Konstellation mit ihm „ist sehr wertvoll“.

Letztlich ist es in Bezug auf das, was dieser deutschen Mannschaft gegen die Topnationen Frankreich, Dänemark und Schweden noch fehlt genau das, was Gislason mitbringt: Erfahrung. Das betonen zumindest alle Spieler und auch der Bundestrainer in ihrer EM-Bilanz. Wie der DHB darüber denkt, entscheidet sich in gut zehn Tagen.