Über das soziale Netzwerk erreichen Bundesliga-Klubs viele Fans. Doch das Fundament des Netzwerks wackelt nach der US-Wahl wie nie.
Nach St. Pauli-Abschied bei XSo denken der 1. FC Köln und Bayer 04 über Musks Social-Plattform
Tech-Milliardär und Inhaber der sozialen Plattform X, Elon Musk, wird an der Seite von Donald Trump künftig auch in der US-Politik mitmischen. Dies wurde nach der US-Wahl, die der Republikaner deutlich für sich entscheiden konnte, bereits offen kommuniziert. Eine Entwicklung, die den Bundesligisten FC-St. Pauli dazu bewogen hat, Schluss zu machen mit X.
„Inhaber Elon Musk hat aus einem Debatten-Raum einen Hass-Verstärker gemacht, der auch den Bundestagswahlkampf beeinflussen kann“, heißt es in einer Mitteilung des Clubs. Künftig kommuniziert der FC St. Pauli nur noch über die Plattform BlueSky.
Der Bundesligist war seit 2013 bei Twitter und später bei X aktiv. Aktuell folgen dem FC St. Pauli mehr als 250.000 Konten. Dennoch der Schritt: „Rassismus und Verschwörungslegenden verbreiten sich ungehindert oder werden sogar kuratiert. Beleidigungen und Drohungen werden kaum sanktioniert und als vermeintliche Meinungsfreiheit verkauft“, so der Club weiter.
Schwere Vorwürfe, mit denen sich nun auch die anderen Bundesligisten mehr und mehr konfrontiert sehen. Laut eines Berichts der „Bild“, würden zahlreiche deutsche Vereine kritisch auf das soziale Netzwerk blicken, auf dem sie täglich Tausende Fans erreichen können.
1. FC Köln über X: „Setzen uns kritisch damit auseinander“
Bayer Leverkusen etwa teilte demnach mit, dass genau beobachtet werde, ob X für eine politische Wirkung aktiv in die Algorithmen eingreift. Ist dies der Fall, könnten sich für den Verein negative Auswirkungen ergeben. Eine Präsentation auf der Plattform wäre für den Deutschen Meister in diesem Fall nicht mehr möglich. Doch vorerst werde Bayer 04 bei X bleiben. Auf mehreren Kanälen in verschiedenen Sprachen erreicht die Werkself „Fans, Partner und Kunden“, heißt es.
Ein Problem der Alternative für die schiere Reichweite für eine Kooperation mit seiner Anhängerschaft sieht auch der 1. FC Köln. Der Verein lässt sich wie folgt zitieren: „Der 1. FC Köln ist auf ‚X‘ aktiv und nutzt die Plattform für die tägliche Kommunikation mit den Fans. Es ist derzeit die einzige funktionale Plattform für Echtzeitkommunikation. Dennoch verfolgen wir die Entwicklung von ‚X‘ aufmerksam und setzen uns kritisch damit auseinander.“
Borussia Mönchengladbach habe seinen Output auf X derweil bereits reduziert. Doch auch der FC-Rivale betont gegenüber „Bild“ die große Reichweite, mit der Interessierte erreicht und Meinungen und Stimmungen wahrgenommen werden könnten.
Des Weiteren werden Hannover 96, der VfL Wolfsburg sowie der Hamburger SV aufgezählt. Alle Vereine schlagen im Prinzip in dieselbe Kerbe: Das Netzwerk kritisch und mit einiger Sorge zu beobachten, sich aber noch nicht abzuwenden. Ein Standpunkt der sich auch mit einer „Sportschau“-Recherche deckt, die vor der US-Wahl unternommen wurde. Tenor hier: Fast alle deutschen Klubs sehen es genauso.
Es wird also davon abhängen, wie sich die US-Politik unter Donald Trump und damit einhergehend die Stimmung auf X verändern könnte. Der von St. Pauli ausgelöste Alarm hat zu diesem Zeitpunkt allerdings sicher seine Berechtigung.
US-Wahlsieger Donald Trump sorgt mit Regierungsposten für Entsetzen
Nach der US-Präsidentschaftswahl besetzte Sieger Donald Trump bereits eifrig wichtige Posten seiner künftigen Regierung, was selbst innerhalb seiner Partei für Entsetzen sorgt. Die prorussische Populistin Tulsi Gabbard nominierte der 78-Jährige etwa als Geheimdienstchefin, der ultrarechte Hardliner Matt Gaetz soll den Justizminister geben.
Sein Unterstützer und Tech-Milliardär Elon Musk spielt in den Planstellen Trumps ebenfalls eine gewichtige Rolle. Der reichste Mensch der Welt soll ein neues Beratungsgremium führen, um die Staatsausgaben zu reduzieren. Das „Department of Government Efficiency“ soll bewirken, „die Regierungsbürokratie zu zerlegen“, kündigte Trump an. Musk sagte dazu: „Das wird Schockwellen durch das System senden.“
Schockwellen, die der 53-Jährige nach seiner Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter auch dort bereits auslöste. Mit seiner zweifelhaften Vorstellung von Meinungsfreiheit prägt er bereits seit gut zwei Jahren die von ihm in X umbenannte Online-Plattform.
Im Oktober 2022 hatte Musk Twitter mit einem 44 Milliarden Dollar Deal übernommen. Anschließend entließ er sofort eine Vielzahl an Mitarbeitern – darunter auch solche, die für Moderation und die Entfernung extremer Inhalte zuständig und beispielsweise gegen Hass- und Gewaltaufrufe auf der Plattform vorgehen sollten.