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Kölner Team-Arzt der Basketball-Helden„Ich hätte nicht gedacht, wie emotional platt man sein kann“

Lesezeit 4 Minuten
Oliver Pütz mit dem WM-Pokal

Oliver Pütz mit dem WM-Pokal der Basketballer

Der Kölner Sportorthopäde Oliver Pütz über seinen „Wahnsinns-Sommer“ bei der Basketball-WM.

Ein Triumph, wie ihn die deutsche Basketball-Nationalmannschaft bei der WM erringen konnte, bringt auch viele kleinere Geschichten abseits des Spielfelds mit sich. Für den sportlichen Erfolg sind auch sie aber höchst wichtig.

Die Rolle eines „Ur-Kölners“, wie sich Oliver Pütz selbst bezeichnet, ist so eine Geschichte. Der 51-Jährige aus Köln-Sülz ist Mannschaftsarzt des deutschen Basketball-Teams, welches sich nach dem Finale von Manila sensationell mit dem WM-Titel krönte.

Oliver Pütz zurück in Köln: „Ich habe noch nicht begriffen, was da passiert ist“

„Ich habe eigentlich noch nicht begriffen, was da passiert ist. Die nächsten Tage kommt das noch“, erzählt der Sportorthopäde kurz nach seiner Rückkehr nach Köln, und fällt gleich zurück in die Anspannung der letzten Tage und Wochen: „So enge Spiele, so viel Spannung. Wenn mich einer vorher gefragt hätte, wie das wohl werden wird: Ich hätte nicht gedacht, wie emotional platt man sein kann.“

DBB-Team-Arzt Oliver Pütz und Kapitän Dennis Schröder jubeln nach dem Viertelfinal-Sieg gegen Lettland.

DBB-Team-Arzt Oliver Pütz und Kapitän Dennis Schröder jubeln nach dem Viertelfinal-Sieg gegen Lettland.

Da verwundern die Bilder vom jubelnden Team-Arzt während der WM-Partien am Spielfeldrand nicht im Geringsten. Pütz bekam sogar per SMS Bemerkungen aus dem Bekanntenkreis, weil er so „aus dem Sattel“ gehe. Doch außergewöhnlich sei das nicht: „Wenn es so eng ist, geht man einfach mit. Man ist dann im Fokus. Ich habe das gar nicht gemerkt. Und man kennt es von mir“.

Der Kölner verfolgte die nervenzehrenden Schlussphasen der Spiele stets auf der Bank zusammen mit Nationalspieler Moritz Wagner. Die Konstellation ergab sich zufällig: „Mo Wagner ist so ein emotionaler Leader. Da schaukelt man sich hoch. Wir saßen am Ende der Partien immer zusammen und haben das schon unsere Crunch-Time-Kuschelecke genannt.“

Oliver Pütz nach WM-Sieg: „Dann wäre es ein gebrauchter Sommer gewesen“

Vor allem gegen Lettland und die USA seien es so knappe Spiele gewesen, resümiert Pütz, um auch gleich den wohl wichtigsten Moment des Turniers festzuhalten: „Wenn der letzte Wurf der Letten im Viertelfinale reingegangen wäre, dann wäre es ein gebrauchter Sommer gewesen. Weder Olympia-Qualifikation, noch Medaille.“ Doch der Ball ging daneben, anschließend wartete die USA im Halbfinale.

Oliver Pütz und Moritz Wagner

Oliver Pütz und Moritz Wagner sitzen zusammen am Spielfeldrand und fiebern mit.

Die Mannschaft habe keine Angst gehabt, in dieses Halbfinale gegen den Top-Favoriten des Turniers zu gehen. Im Gegenteil, so Pütz: „In Abu Dhabi haben wir schon gemerkt: Es ist auf jeden Fall möglich, sie zu schlagen. Damals haben wir nicht gewonnen, und das war vielleicht ganz gut. Die Erwartungen waren nicht allzu hoch.“

Die eigene Aufgabe sieht der Sportorthopäde aber ohnehin nicht in der Motivation der Mannschaft. „Ich bin dafür da, dass die Spieler voll einsatzfähig sind. Ich kenne die alle seit ihrem ersten Länderspiel. 14 Jahre bin ich dabei. Man kennt die Bewegungen der Spieler, die Probleme, die der ein oder andere schon länger durch die Saison schleppt. Aber motivieren musste ich niemanden. Die Mannschaft war so eine Einheit und so fokussiert. Das war auch nicht meine Aufgabe.“

Oliver Pütz über deutsches WM-Turnier: „Das war der schwierigste Moment“

Mit der Verletzung von Franz Wagner kurz vor Spielende beim Sieg gegen Japan gab es allerdings einen großen Schreck im deutschen Team. „Das war der schwierigste Moment. Der Sieg rückt da in den Hintergrund. Es sah ja auch wild aus“, schildert Pütz. „Die Kabine war klein, die Emotionen groß. Dennis Schröder hat es dann gut abgepuffert und allen ins Gedächtnis gerufen, positiv zu bleiben.“

Der NBA-Profi war im Schlussviertel des Auftaktspiels gegen den WM-Gastgeber umgeknickt und musste vom Feld. Die genaue Diagnose gestaltete sich jedoch nicht gerade einfach. „Wir haben ein MRT gemacht, doch es gab Probleme mit der Bildgebung. Alles war im Unklaren. Sein Verein, die Orlando Magic, wollten natürlich Infos haben. Da hätte es passieren können, dass er ganz ausfällt.“ So eine Sorge bleibe im Kopf, stöhnt Pütz. „In der Zeit, bis wir ihn wieder auf den Platz bekommen haben, war richtig Druck drauf.“

Team-Arzt Oliver Pütz sitzt beim Halbfinal-Spiel gegen die USA auf einer Mauer.

Team-Arzt Oliver Pütz beim Halbfinal-Spiel gegen die USA.

Doch die Sache ging gut. Gegen Lettland konnte Franz Wagner sein Comeback feiern. Und alles, was folgte, ist Teil der großen WM-Geschichte der deutschen Nationalmannschaft.

Oliver Pütz: „Es war ein Wahnsinns-Sommer“

„Man kann sagen, es war ein Wahnsinns-Sommer. Ob es sowas nochmal geben wird, weiß man nicht. Unfassbar tolle Truppe. Wirklich eine verschworene Einheit“, freut sich Oliver Pütz, der von 2008 bis 2015 das Leistungszentrum des 1. FC Köln betreute und heute auch abseits des DBB-Teams diverse Basketball-Profis behandelt.

Im nächsten Jahr wartet auf ihn und sein Team dann die nicht minder große Aufgabe bei den Olympischen Spielen. Die Qualifikation für die nächste Europameisterschaft steht zudem bereits im Februar an.

Seine Arbeit in der Praxis werde er nun aber sofort wieder aufnehmen. Den Gesprächsstoff aus seiner Zeit während des historischen Triumphzuges nimmt er ab sofort überall hin mit. „Auch in unserer Straße haben natürlich alle mitgefiebert. Da wird man sich sehen und austauschen.“


Oliver Pütz betreibt mit seinem Kollegen Guido Laps die Orthopädie am Gürzenich, eine Privatpraxis für Orthopädie, Sportmedizin und Fußchirurgie. Beide haben einen sportorthopädischen Schwerpunkt durch die Betreuung von Profi-Sportlern insbesondere im Handball und im Basketball.