Nach dem Gewinn der Basketball-WM erhoffen sich nicht nur die Rheinstars Köln einen Schub für ihre Sportart.
Nach dem WM-SiegWo der Basketball in Köln boomt – und wo es hakt
Steffi Graf und Boris Becker haben es einst vorgemacht. Durch ihre Erfolge wurde Tennis plötzlich Volkssport. Auch in Köln entstanden neue Tennishallen, in den Vereinen stiegen die Mitgliederzahlen exorbitant. Kann dies nun auch dem Basketball widerfahren? Nach dem sensationellen Gewinn der Weltmeisterschaft bietet sich zumindest eine große Chance, meint nicht nur Stephan Baeck.
Der Europameister von 1993 und Geschäftsführer der Rheinstars Köln verzeichnet bereits seit mehreren Monaten steigende Mitgliedszahlen. Dies sei nicht nur bei den Rheinstars so. „Andere Vereine haben bereits einen Aufnahmestopp, wir sind aufgrund unserer größeren Kapazitäten zum Glück noch nicht so weit.“
Zu positiven Entwicklung habe vor allem der 2021 eröffnete Basketball Campus in Bickendorf beigetragen. Die ehemalige Tennishalle soll das Zugpferd für die gesamte Kölner Basketball-Szene sein. So werden für interessierte Kinder und Jugendliche Camps angeboten, auch Basketball-Schul-AGs werden gefördert, indem Übungsleiter wöchentlich zu festen Zeiten verschiedene Offene Ganztagsschulen in Köln besuchen.
Basketball-Vereine in Köln verzeichnen Mitglieder-Zuwachs
Im Vorfeld der WM war bereits die Nationalmannschaft um Dennis Schröder für einen Lehrgang in Bickendorf. „Dieser Campus entfaltet bereits jetzt eine Sogwirkung“, so Baeck.
Schon die Europameisterschaft 2022, als die deutsche Mannschaft ihre Spiele in der Lanxess-Arena absolvierten, sowie das Finale der EuroLeague in Köln haben nach Ansicht von Sportamtsleiter Gregor Timmer die Sportart in den Fokus gerückt. „Die damit verbundenen Schul- und Nachhaltigkeitsprojekte haben das Interesse an dieser dynamischen Sportart weiter gesteigert“, so Timmer. Die Basketball- und Streetballszene finde in Köln viele Hotspots. Timmer nennt dabei zum Beispiel den noch jungen Basketball Campus der RheinStars sowie die öffentlichen Basketballplätze im Lohsepark.
Zudem ist der Basketball-Court im Inneren Grüngürtel saniert worden, auch der an den Poller Wiesen wird neu gestaltet. Fakt ist jedoch auch, dass viele Sportstätten in einem schlechten oder unzureichenden Zustand sind. So existiert in Porz-Eil ein Platz mit unebenem Asphalt, ohne Linie – und nur mit einem Korb. Verschiedene Porzer Schulen machten sich für die Renovierung stark, doch die Stadtverwaltung lehnte einen zweiten Korb ab. Dafür sei die Fläche nicht ausreichend, hieß es zur Begründung. Immerhin: Der Bodenbelag soll ausgebessert werden.
„Wir haben zu wenig Kapazitäten“, stellt Sportausschuss-Vorsitzender Oliver Seeck fest. Gleichwohl werde einiges unternommen, damit mehr Jugendliche auch nicht organisiert Basketball spielen können. So seien im Rahmen eines Pilotprojekts Schulhöfe geöffnet worden, auf denen Körbe stehen. „Dies soll an mehreren Orten auch weiterhin der Fall sein.“
Stadt Köln: 47 Basketballvereine
Auf der Webseite des Stadtsportbunds Köln, der 645 Vereine mir mehr als 300.000 Mitglieder vertritt, werden derzeit 47 Möglichkeiten aufgezeigt, um im Verein Basketball zu spielen. Am bekanntesten sind die Rheinstars Köln. Allein hier spielen rund 50 Mannschaften. Die erste Herrenmannschaft stieg freiwillig in die „Pro B“ ab. Zusammen mit der höherklassigen „Pro A“ bildet sie die 2. Basketball-Bundesliga. Doch dafür konnten die Standards nicht erfüllt werden, allen voran eine 1500 Zuschauer fassende Halle.
Die Lanxess-Arena belastete zu sehr den Etat, so dass die Rheinstars die Fertigstellung der neuen Mehrzweckhalle in Müngersdorf herbeisehnen. Im umgebauten Albert-Richter-Stadion sollen dann die Heimspiele vor bis zu 3000 Zuschauern ausgetragen werden – am besten natürlich in der ersten Liga.
Ob Köln zu alter Basketball-Stärke zurückfindet wie in den 1980er Jahren, als der BSC Saturn Köln mithilfe des Mäzens und Saturn-Gründer Fritz Waffenschmidt mehrfach Deutscher Meister wurde? „Wir arbeiten daran“, sagt Stephan Baeck. Als der Kölner 1993 mit damaligen Bundestrainers Svetislav Pesic, der am Sonntag Serbien coachte, Europameister wurde, war der erhoffte Schub für die Sportart ausgeblieben. „Damals waren keine Strukturen vorhanden, die das auffangen konnten“, blickt Baeck zurück. Inzwischen habe sich viel verändert. „Ich hoffe, dass es jetzt auf fruchtbaren Boden fällt.“