Ex-Basketballer Günther sieht im Triumph Deutschlands bei der WM ein gutes Gegenbeispiel zu vielen Dingen, die im Profi-Sport falsch laufen.
Liebesbekundung an deutsche BasketballerEx-Profi Günther zum WM-Sieg: „Diese Mannschaft ist eine schöne Geschichte“
Der langjährige Basketball-Nationalspieler Per Günther sieht den deutschen WM-Titel von Manila als modernes Sportmärchen und als krassen Kontrast zu zahlreichen Entwicklungen im Profisport.
Ein Video-Ausschnitt des 35-Jährigen, in dem er über die deutsche Nationalmannschaft und ihren WM-Erfolg schwärmt, wird seit Sonntagabend vielfach auf „X“ (ehemals Twitter) geteilt.
„Es geht so viel um Geld und es wird immer fragwürdiger, wo das Geld herkommt. Es fühlt sich alles immer perverser an. Da ist schon ein Bedürfnis in mir nach etwas uneingeschränkt Echtem, einer schönen Geschichte. Diese Mannschaft ist eine schöne Geschichte“, sagte Günther am Sonntagabend nach dem erfolgreichen WM-Endspiel (83:77) des deutschen Teams gegen Serbien bei „MagentaSport“, wo er als Basketball-Experte gemeinsam mit Benni Zander die WM kommentierte.
Günther: „In der Mannschaft sind Brüder, in der Mannschaft sind alte Weggefährten – das ist wichtig“
Laut Günther wurde der Grundstein für den WM-Sieg bereits bei der Heim-EM im vergangenen Jahr gelegt: „Die Geschichte geht letztes Jahr los. Im Sommermärchen, du 'overachievest', du sorgst für so viel Euphorie, du bist 10 vorne gegen die Spanier, und du gewinnst das Spiel nicht. Du holst dir irgendwie die Medaille und ein Jahr lang gefühlt brodelt das in der Mannschaft.“
Das Team um Kapitän Dennis Schröder vollbrachte damit den größten Erfolg der deutschen Basketball-Geschichte. Maßgeblich beteiligt: Schröder selbst, der das Spiel kurz vor Schluss mit einer Einzelaktion endgültig entschieden hatte. „Dennis Schröder krönt seine Karriere mit einem Move, den er mit zwölf gemacht hat“, sagte Günther mit Blick auf diesen Rechts-Korbleger. „In der Mannschaft sind Brüder, in der Mannschaft sind alte Weggefährten. Das ist wichtig, so etwas ab und zu auch mal wieder zu erwähnen“.
Reaktionen zu Günther: Basketball hat das, was im Profi-Fußball fehlt
Viele Nutzerinnen und Nutzer stimmen Günther zu. „Den Geist des Sportes hat man bei der deutschen Basketballmannschaft mit jeder Pore gespürt“, twittert einer von ihnen. Im Profi-Fußball werde der vermisst – dort ginge „nur noch um Geld, Publicity und/oder Politik. Wo ist die Liebe zum Spiel, wo ist der Ehrgeiz, besser zu sein?“
Für einen weiteren Nutzer war der Erfolg der deutschen Basketballer „Sport, wie er begeistert“ – „Habe ich bei Fußball jahrzehntelang nicht mehr gespürt“. „Der beschreibt alles, was die DFB-Mannschaft nicht hat“, so ein Tweet zu dem Günther-Video. Ein anderer Nutzer meint, dass die Mannschaft durch „die sportliche Qualität und den uneingeschränkten Team-Gedanken“ siegreich sein konnte, „das hebt sie einfach ab“.
Günther erinnert sich an EM-Vorrunden-Aus zurück
Es gibt auch einige wenige, die Günther widersprechen. Solche Geschichten wie der deutsche WM-Sieg „gab es die letzten 20 Jahre immer wieder.“ Deutschland habe eben „jetzt ihre beste Generation“ und die Situation genutzt. Das sei „sehr schön“ – „nicht mehr und nicht weniger“.
Der frühere Aufbauspieler Per Günther erinnerte sich auch an frühere Zeiten und große Misserfolge in der Vergangenheit. „Vor zehn Jahren habe ich aufgehört, Nationalmannschaft zu spielen. Da sind wir in der EM-Vorrunde ausgeschieden. Da haben Leute wie ich und (Philip) Zwiener und (Maik) Zirbes gespielt und wir haben gegen Großbritannien und Belgien und Ukraine verloren. Und dann sind wir nach Hause gefahren“, erzählte Günther. Man könne nun mal innehalten und sich darüber freuen, was bei der WM in Okinawa und Manila passiert sei. (rxa mit dpa)