Nils Politt verlässt das Team Bora-hansgrohe und fährt in der kommenden Saison für eines der weltweit besten Teams.
Radsport-Profi aus HürthNils Politt wechselt zu UAE-Emirates
Der Flug von Köln/Bonn nach Glasgow hatte am Donnerstagvormittag etwas Verspätung, doch das dürfte Nils Politt nicht weiter gestört haben an einem Tag, an dem der deutsche Radprofi aus Hürth durchaus im Mittelpunkt der Radsport-Transfers stand. Politt ist auf dem Weg zu den Weltmeisterschaften, am Sonntag ist das Straßenrennen, dort wird er im Nationaltrikot starten. Doch in seinem Hinterkopf dürfte auch da schon aufleuchten, dass er in der kommenden Saison ein neues Engagement im Kreise des Pelotons antreten wird.
Bisher fuhr Politt drei Jahre erfolgreich für das deutsche Team Bora-hansgrohe, sein Vertrag jedoch läuft am Ende der Saison aus. Er wird nicht verlängert, Politt wird die Mannschaft wechseln, wie er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ verriet: „Ich gehe zum Team UAE-Emirates.“ Das Engagement ist auf drei Jahre angelegt, Politt, seit Jahren Teil der erweiterten Weltspitze bei Klassikern und als Helfer bei großen Rundfahrten, hat damit den Sprung zu einem der weltweit besten Teams geschafft.
Politt soll bei UAE Pogacar unterstützen
Die Freude darüber ist ihm im Gespräch anzumerken: „Das ist wirklich ein nächster großer Schritt in meiner Karriere und der Gedanke daran ist wirklich aufregend. UAE wollte mich unbedingt verpflichten. Das macht mich sehr stolz“, sagt Politt. Bei seinem neuen Team ist Politt als Co-Kapitän für die Klassiker eingeplant, bei denen er die Nummer eins dieser top besetzten Mannschaft, Tadej Pogacar aus Slowenien, unterstützen soll.
„Das ist für mich durchaus eine Ehre, zumal du ja auch nie weißt, was in so einem Rennen passiert, und ob nicht auch ich dann mal grünes Licht erhalten werde. Außerdem wird Pogacar auch nicht jeden Klassiker im Frühjahr fahren. Startet er mal nicht, wäre ich gesetzt“, sagt Politt. Allerdings hat er sich bei den Vertragsverhandlungen zusichern lassen, dass „ich bei Paris-Roubaix die Nummer eins bin“, also bei der Qual über archaische Kopfsteinpflaster, sein Lieblingsrennen: „Da starte ich als Kapitän, das ist mir sehr wichtig. Und dem wurde auch entsprochen.“
Außerdem dürfte Politt eine wichtige Ergänzung von Pogacars Tour-de-France-Team werden. Denn Politt ist ein robuster, tempo-harter Fahrer, der einen Kapitän sicher und schnell durch die Ebene chauffieren kann. Mit diesen Fähigkeiten hat er sich schon bei seinem ersten Profi-Engagement bei Katusha und zuletzt bei Bora-Hansgrohe ausgezeichnet.
„Ich weiß allerdings jetzt noch nicht, ob ich tatsächlich bei der nächsten Tour starten werde. Das besprechen wir in Ruhe im ersten Trainingslager im Dezember in Calpe in Spanien, wenn ich das neue Team kennenlerne und wir gemeinsam Ziele erarbeiten“, erzählt Politt. Zuletzt ist er siebenmal in Folge beim größten Radrennen der Welt gestartet, „da wäre es für mich völlig in Ordnung auch mal beim Giro d’Italia zu starten oder bei der Spanien-Rundfahrt“.
Bei Bora-Hansgrohe hatte sich Politt in den vergangenen drei Jahren zu einem Siegfahrer entwickelt. Er gewann 2021 in Nîmes eine Tour-Etappe, zudem im selben Sommer die Deutschland-Tour, dazu im Vorjahr Rund um Köln und das Rennen um die deutsche Straßenmeisterschaft. „Das alles habe ich mit der Unterstützung von Bora-hansgrohe geschafft, dort hat man mir diesen nächsten Schritt in meiner Karriere ermöglicht. Dafür bin ich sehr dankbar“, sagt Politt. Doch wenn das Team „der Nummer eins der Welt“, als die er Pogacar bezeichnet, „dich im Team haben will, dann zögerst du nicht.“
Für Politt steht zunächst die Radsport-Wm in Glasgow an
Doch zunächst einmal startet Politt, angewiesen von seinem Freund und einstigen Trainingspartner André Greipel, der am Sonntag erstmals als Bundestrainer im Begleitauto sitzen wird, als deutscher Topfahrer bei der WM in Schottland. Der Kurs, der über 270 Kilometer und über einen zehn Mal zu bewältigenden Rundkurs von Edinburgh nach Glasgow führt, ist mit 3570 Höhenmetern sehr anspruchsvoll und extrem wellig. „Es gibt dort viele Kurven und Anstiege, das wird ein hartes Rennen, das kann für mich richtig gut sein, wenn die Beine es mitmachen. Ob sie es tun, kann ich nach der ersten Runde sagen. Ich bin aber sehr zuversichtlich“, sagt Politt.
In Glasgow trifft Politt auf die drei aktuellen Radsport-Phänomene und Top-Favoriten Wout van Aert (Belgien), Mathieu van der Poel (Niederlande) sowie auf seinen künftigen Kapitän Tadej Pogacar. Eine interessante Konstellation für den neuen Mann an der Seite der Nummer eins in seinem künftigen Team.