Nils Politt vom Team Bora-hansgrohe will seine zweite Etappe bei der Tour de France gewinnen. Stattdessen wird er massiv benachteiligt.
„Selten sowas Ungerechtes gesehen“Kölner Nils Politt erlebt Debakel mit Tour-de-France-Fahrzeug
Der Kölner Radprofi Nils Politt vom Team Bora-hansgrohe ist durch einen Zwischenfall mit einem Materialwagen der Tour de France um einen möglichen Etappensieg gebracht worden. Nach einem technischen Defekt brauchte Politt schnell ein Ersatzrad, das Fahrzeug hatte allerdings kein passendes Fahrrad dabei. Der Kölner zeigte sich frustriert, schubste mehrere Räder in Richtung Straßengraben. Das Video geht viral.
Der Kölner war auf der 19. Etappe zwischen Moirans-en-Montage und Poligny Teil einer Ausreißergruppe, die 90 Kilometer vor dem Ziel etwa eine Minute Vorsprung vor dem Peloton um Gesamtsieger Jonas Vingegaard hatte. Nils Politt riss die Kette, er brauchte umgehend ein neues Fahrrad. Das Team des offiziellen Materialwagens der Tour de France wirkte überfordert.
Tour de France 2023: Debakel mit Materialwagen kostet Kölner Nils Politt die Chance auf den Etappensieg
Normalerweise hat jeder Fahrer in einer Spitzengruppe ein eigenes Team-Fahrzeug mit Ersatzrädern hinter sich. Da der Abstand zwischen Peloton und Ausreißergruppe aber noch nicht groß genug war, durfte nur das offizielle Fahrzeug des Veranstalters der Tour de France zwischen beiden Gruppen unterwegs sein. Dieses verfügt allerdings nicht über die perfekt auf die Radsportler abgestimmten Räder, die die Teams besitzen.
Politt fährt mit Klickpedalen des Ausrüsters Shimano, dementsprechend hielt der Tour-Materialwagen mit Shimano-Rädern an, um dem 29-Jährigen zu helfen. Erst passten allerdings die Pedale nicht, dann waren die Räder zu klein. Politt, gefilmt von einem Motorrad der Tour de France, regte sich am Straßenrand merklich auf und brüllt die Mitarbeiter des Materialwagens an.
Tour de France 2023: Nils Politt frustriert von Tour-Fahrzeug – Video von Zwischenfall geht viral
Da der Materialwagen kein passendes Fahrrad hatte, musste Politt auf den Wagen seines Teams Bora-hansgrohe warten, der allerdings hinter dem Hauptfeld unterwegs war. Statt um den Etappensieg zu kämpfen, musste er erstmal den Rückstand auf das Peloton wettmachen. Das gelang zwar, die Chance auf den zweiten Etappensieg nach 2021 war aber dahin.
„Das war ziemlich scheiße“, sagte Politt nach dem Rennen, angesprochen auf den Vorfall. „Ich war wirklich optimistisch, dass ich heute etwas reißen konnte. Ich hatte super gute Beine“, erklärte der Kölner weiter. Der ehemalige Radprofi Jens Voigt, Experte für „Eurosport“, erklärte nach dem Rennen: „Er hatte nach dem Vorfall gar keine Chance mehr, nochmal nach vorne zu kommen. Ich habe selten so etwas Ungerechtes gesehen.“
„Selten sowas Ungerechtes gesehen“: Nils Politt verliert Minuten wegen fehlendem Ersatzrad bei Tour de France
Nils Politt beendete die Tour de France am Sonntag auf dem 62. Platz und war damit hinter Emanuel Buchmann (21.) und Georg Zimmermann (47.) drittbester Deutscher im Gesamtklassement. Der Kölner hatte 2021 nach einer Solo-Flucht auf den letzten Kilometern die 12. Etappe der Frankreich-Rundfahrt für sich entscheiden können.
Die Tour de France 2023 war am Sonntag auf der Champs Élysées in Paris ohne deutschen Etappensieg zu Ende gegangen. Das beste deutsche Ergebnis erzielte Sprinter Phil Bauhaus vom Team Bahrain-Victorious, der auf der dritten Etappe im Massensprint als Zweiter nur knapp seinen ersten Tour-Etappensieg verpasst hatte. (shh)