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Rassismus-Skandal in Champions League„Sportler trafen historische Entscheidung“

Lesezeit 4 Minuten
Demba_Ba_Paris

Der bei Basaksehir spielende französischen Stürmer Demba Ba diskutiert mit einem Schiedsrichter, nachdem es bei dem Champions League-Spiel gegen PSG Saint Germain in Paris einen rassistischen Vorfall gegeben haben soll.

Paris/Bukarest – „Zeichen in Europa“, „historische Entscheidung“ – und ganz viel Solidarität und Respekt: Selten in der Geschichte des Profifußballs hat ein Spielabbruch solche Reaktionen hervorgerufen. Mit ihrem gemeinsamen Abgang vom Rasen nach einem Rassismus-Vorfall durch den Schiedsrichter-Assistenten sendeten die Champions-League-Teilnehmer Basaksehir aus Istanbul und Paris Saint-Germain ein Zeichen der Stärke und der Entschlossenheit.

„Diskriminierung hat keinen Platz. Nicht im Fußball, nicht auf der Welt“, schrieb PSG-Profi Thilo Kehrer, Brasiliens Superstar Neymar veröffentlichte ein „BLACK LIVES MATTER“ („Schwarze Leben zählen“), und von Kylian Mbappé hieß es: „Say no to Racism. M. Webo we are with you“ („Wir sind bei dir“).

Weil die Gäste aus der Türkei sich am Dienstagabend nach den Äußerungen des Vierten Offiziellen weigerten, weiterzuspielen, entschied die UEFA kurz vor Mitternacht, die Partie nicht wieder anzupfeifen und am Mittwochabend mit einem neuen Schiedsrichter-Team beim Stand von 0:0 nach 15 Minuten fortzusetzen. Für die Fortsetzung des Spiels am Mittwochabend nominierte die Europäische Fußball-Union UEFA den Niederländer Danny Makkelie als Unparteiischen. Der Entscheidung der Teams, vor allem forciert vom ehemaligen Hoffenheimer Bundesliga-Profi Demba Ba, der mittlerweile für den türkischen Meister spielt, zollten Politik, Verbände und internationale Top-Stars Respekt.

„Heute Abend haben Sportler, Athleten eine historische Entscheidung getroffen gegenüber einer Einstellung, die sie als inakzeptabel beurteilt haben“, schrieb Frankreichs Sportministerin Roxana Maracineanu bei Twitter. Sie könne „die starke Symbolik ihrer Geste und ihrer Solidarität nur begrüßen“.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan verurteilte „die rassistische Aussage gegenüber Pierre Webo“ und teilte via Twitter mit: „Wir sind bedingungslos gegen Rassismus und Diskriminierung im Sport und in allen Lebensbereichen.“

Der unter Rassismusverdacht stehende Schiedsrichter-Assistent Sebastian Coltescu hat sich entgegen ersten Berichten doch nicht entschuldigt. Eine angebliche Äußerung von Coltescu auf Twitter stellte sich als Fälschung heraus. Der rumänische Fußball-Verband teilte mit, dass der am Dienstag beim abgebrochenen Champions-League-Spiel in Paris eingesetzte Vierte Offizielle keine Accounts bei sozialen Medien habe. In dem gefälschten Tweet hieß es, der Rumäne entschuldige sich „im Namen der UEFA Champions League“.

Vierter Offizieller soll rassistisch beleidigt haben

Der Assistenztrainer der Gäste, der frühere kamerunische Nationalspieler Pierre Webo, hatte während des Spiels die Rote Karte gesehen, dabei soll es zu der rassistischen Beleidigung gekommen sein. Dem Vierten Offiziellen wurde vorgeworfen, eine rassistische Formulierung für Schwarze benutzt zu haben, die im Deutschen inzwischen mit dem Begriff „N-Wort“ umschrieben wird. Dieser Ausdruck war im leeren Prinzenpark-Stadion während der TV-Übertragung deutlich zu hören.

Wie zudem zu hören war, soll das Schiedsrichter-Team aus Rumänien versucht haben, sich damit zu verteidigen, dass der Vierte Offizielle das rumänische Wort für Schwarzer (negru) benutzt habe und nicht das „N-Wort“. Warum er das „N-Wort“ benutzt habe, fragte Ba aufgebracht Colţescu. Der frühere Hoffenheim-Profi saß auf der Bank von Basaksehir.

Webo, Ba und andere waren anschließend zu hören, wie sie lautstark darauf hinwiesen, dass die Schiedsrichter bei einem weißen Spieler auch nicht „der Weiße“ gesagt hätten, um diesen zu identifizieren. Basaksehir twitterte sofort nach dem Vorfall das Logo der UEFA-Kampagne „No to Racism - Respect“.

In den sozialen Netzwerken bekundeten Tausende ihre Solidarität, auch Vereine aus der Bundesliga positionierten sich gegen Rassismus. Das „Fare“-Netzwerk gegen Diskriminierung wertete die Ereignisse als wichtiges Signal im Kampf gegen Rassismus. „Dass Basaksehir und PSG zusammen das Spielfeld verlassen haben, setzt ein Zeichen in Europa“, sagte der Fare-Geschäftsführer Piara Powar der Nachrichtenagentur AP.

RB Leipzig schickt ManUnited in die Europa League

RB Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann bekam die Vorfälle im Parallelspiel zunächst nur am Rande mit. Er habe während der Partie gegen Manchester United (3:2) zunächst nur gehört, dass es „um Beleidigungen geht“, sagte er. „Das verurteile ich aufs Schärfste. Wir leben in einer bunten Gesellschaft, das ist auch gut so, so etwas sollte nicht passieren, nicht auf dem Fußballplatz und auch sonst nirgendwo.“ Durch den Sieg sicherte sich RB den Einzug in das Achtelfinale. Auch Paris steht durch die Niederlage von Man United in der K.o.-Runde. Doch sportliche Ergebnisse wurden zur Nebensache.

Am Spielfeldrand in Paris kam es zu hitzigen Debatten, die PSG-Stars Kylian Mbappé und Neymar standen lange dicht beim Geschehen. Auf TV-Bildern war zu sehen, wie Mbappé auch sprach. Der Brasilianer Neymar hatte zuletzt Mitte September im Liga-Spiel gegen Olympique Marseille seinem Gegenspieler Rassismus vorgeworfen.

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Nachdem die Gäste-Mannschaft aus der Türkei in die Kabinen gegangen war, folgte auch wenige Sekunden später das Team des deutschen Trainers Thomas Tuchel. Mbappé schrieb in den sozialen Netzwerken: „Say no to Racism. M. Webo we are with you“ (Wir sind bei dir). (dpa)

In einer früheren Fassung dieses Artikels hatten wir berichtet, dass sich der rumänische Schiedsrichter-Assistent via Twitter entschuldigt habe. Das hat sich inzwischen als Falschmeldung herausgestellt, die von der Deutschen Presseagentur zurückgezogen wurde.