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Absteigende FormDeshalb ist der Meistertitel für Bayer 04 unrealistisch

Lesezeit 4 Minuten
Bayer Leverkusen's Spanish head coach Xabi Alonso looks on ahead the German first division Bundesliga football match between Bayer Leverkusen and Union Berlin in Leverkusen, western Germany, on April 12, 2025. (Photo by INA FASSBENDER / AFP) / DFL REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS AS IMAGE SEQUENCES AND/OR QUASI-VIDEO

Leverkusens Trainer Xabi Alonso während des Spiels gegen Union Berlin

Florian Wirtz gab nach Verletzung sein Comeback für Bayer Leverkusen, bleibt aber noch entfernt von Top-Form, Zukunft weiter offen.

Die Angestellten von Bayer 04 Leverkusen übten sich am Samstagnachmittag nach einem enttäuschenden 0:0 gegen Union Berlin darin, zu verkaufen, dass die Hoffnung auf die Titelverteidigung in der Fußball-Bundesliga weiterlebt. „Solange es möglich ist, werden wir sicher nicht aufgeben. Wir sind hier bei Bayer Leverkusen, da müssen wir Vollgas geben“, sagte etwa Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes. Die Worte sollten kämpferisch klingen, doch Körpersprache und Stimmfarbe nahmen den Sätzen die Wucht. Insgesamt war allen Beteiligten anzumerken, dass der Glaube an die Aufholjagd auf den letzten Metern schwindet.

Direkt nach der Partie wusste zwar noch keiner, dass die Bayern im Abendspiel mit dem 2:2 gegen Borussia Dortmund ebenfalls Federn lassen würden. Doch die Gemengelage hat sich auch dadurch nicht wirklich verbessert. Es bleibt bei sechs Punkten Rückstand, die es nun in nur noch fünf Spielen aufzuholen gilt. Aufgrund des klar besseren Torverhältnisses der Münchner müssten die Bayern also mindestens einmal verlieren und zwei Mal Unentschieden spielen – vorausgesetzt Leverkusen gewinnt seine restlichen Partien.

Und an letzterem Umstand bestehen nach den vergangenen Auftritten gehörige Zweifel. Denn Bayer 04 hat seit Anfang März seinen Schrecken verloren. Kapitän Lukas Hradecky fasste die Situation treffend zusammen: „Die Offensivstärke und das Spektakel, was uns auszeichnet, in den zwei Jahren unter Xabi, ist in den letzten Spielen nicht da gewesen. Und vielleicht spüren die Gegner das.“ Man kann ziemlich genau auf den Moment deuten, bei dem die Leverkusener das Vertrauen in die eigene Kraft zu großen Stücken verloren haben: Im Achtelfinalhinspiel der Champions League beim FC Bayern. Nur wenige Tage zuvor hatte die Werkself noch Eintracht Frankfurt auf deren Rasen mit 4:1 nach allen Regeln der Kunst auseinandergepflückt.

Glück, dass Union Berlin nicht den Lucky Punch setzte

Nach dem 0:3 in München folgten dann die Niederlage im Rückspiel (0:2), ein 0:2 gegen Werder Bremen, das blamable Aus im Pokal-Halbfinale bei Drittligist Arminia Bielefeld (1:2) und drei knappe Siege in der Bundesliga, bei denen Leverkusen aber in keinem Spiel über die gesamte Distanz überzeugte. Und nun noch das sehr biedere 0:0 gegen Union, bei dem sich das Heimteam über die gesamten 90 Minuten nur drei ganz passable Möglichkeiten herausspielte und zudem noch das Glück hatte, dass Benedikt Hollerbach den möglichen Siegtreffer der Berliner in der Schlussphase leichtfertig vergab.

Trainer Xabi Alonso fällte nach der Nullnummer gegen das von FC-Ex-Trainer Steffen Baumgart gecoachte Team ein klares Urteil. „Das war von uns heute nicht gut genug. Wir haben Qualität und Energie im letzten Drittel vermissen lassen, um mehr Chancen zu kreieren. Es ist nicht das, was wir wollten. Wir wollten gewinnen, ein bisschen mehr Druck aufbauen in der Tabelle“, sagte der Spanier, bevor auch er eine etwas lapidar dahergesagte Durchhalteparole ausgab: „Aber es ist nicht vorbei, wir müssen weitermachen.“

Die wohl beste Nachricht des Nachmittags war, dass Florian Wirtz nach seiner Sprunggelenksverletzung sein Comeback gegeben hatte. „Flo hatte direkt Impact und das Stadion hat ein bisschen mehr gelebt, das tat uns gut“, sagte Hradecky. Der Unterschiedsspieler war aber weitem noch nicht in Top-Verfassung.

Am Rande des Spiels wurde erneut viel über die Zukunft des gebürtigen Pulheimers diskutiert, der noch bis 2027 an Leverkusen vertraglich gebunden ist. Ein Angebot – weder vom FC Bayern – noch von einem anderen Klub soll den Leverkusenern nicht vorliegen. Fernando Carro, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Bayer 04, sagte, er sehe eine „sehr hohe Wahrscheinlichkeit“, dass Wirtz auch in der kommenden Saison für die Werkself auflaufen werde. Rolfes beantwortete die Frage, ob er von einem Wirtz-Verbleib ausgehe, mit einem klaren „Ja“.

Nun soll der Nationalspieler erstmal in einer kompletten Trainingswoche wieder näher an sein Leistungsmaximum herankommen. Am Ostersonntag steht das Spiel in Hamburg beim FC St. Pauli (19.30 Uhr, Sky) auf dem Programm. Ob die Meisterträume dann wieder etwas realistischer sind, weiß Bayer bereits vor dem Spiel: München spielt bereits am Karsamstag in Heidenheim.