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Kommentar

Deutsche Elf vor dem Rückspiel gegen Italien
Die Meister der Beharrlichkeit

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Lesezeit 2 Minuten
Julian Nagelsmann coachte sich selbst aus; ließ von seinem Plan ab und stellte die deutsche Elf in der zweiten Halbzeit entscheidend um.

Julian Nagelsmann coachte sich selbst aus; ließ von seinem Plan ab und stellte die deutsche Elf in der zweiten Halbzeit entscheidend um.

Der Sieg der DFB-Elf in Italien war eine bemerkenswerte Willensleistung und macht Hoffnung für die kommenden Aufgaben.

Obwohl den Deutschen in San Siro Florian Wirtz, Kai Havertz und Marc-André ter Stegen fehlten, hatten sie mehr Qualität auf dem Platz als Italien. Eineinhalb Jahre vor der WM ist das eine Erkenntnis, die optimistisch stimmt.

Der erste Sieg in Italien seit bald 40 Jahren bedeutete aber weit mehr als das. Denn erneut bewies die DFB-Auswahl ihre Unerschütterlichkeit. Dabei wäre Tonalis Treffer ein guter Moment gewesen, um in Zweifel zu verfallen. Man schien die Kontrolle zu haben, doch dann hatte Italien einen Angriff wie im Traum gespielt und alles stand infrage. Die Botschaft war eindeutig: Die DFB-Auswahl mochte 75 Prozent Ballbesitz haben. Doch Italien würde das aushalten, sich noch tiefer zurückziehen und irgendwann den Konter zum 2:0-Endstand setzen.

Es war ein problematisches Spiel für Nagelsmanns Mannschaft, die am eigenen Ballbesitz zu ersticken drohte, Schwierigkeiten hatte, zu Abschlüssen zu kommen, zu viele Bälle verlor. Nagelsmann musste einsehen, dass sein Plan nicht aufging. Statt stur zu bleiben, reagierte der Trainer mit einem präzisen Plan B. Auch das eine Qualität, die das deutsche Team in Zukunft noch brauchen wird.

Die Deutschen hatten einiges auszuhalten, und darin waren sie am Donnerstag Weltklasse. Die Resilienz der Mannschaft, die seit dem alptraumhaften Aus im EM-Viertelfinale gegen Spanien kein Spiel mehr verloren hat, zeigte sich besonders in den Hauptakteuren des Siegtreffers im Meazza-Stadion: Joshua Kimmich, der wie ein Besessener schuftete und beide Tore vorbereitete. Und Leon Goretzka, der nach den gewaltigen Niederlagen gegen die Türkei und Österreich das komplette Länderspieljahr 2024 verpasst hatte – einschließlich einer EM im eigenen Land.

Leon Goretzka war nach langer Abstinenz der überragende Spieler im deutschen Team gegen Italien.

Leon Goretzka war nach langer Abstinenz der überragende Spieler im deutschen Team gegen Italien.

Goretzka hat seine Trauer darüber nie versteckt, doch hat er einen eigenen Weg gefunden, damit umzugehen. Auch beim FC Bayern schien er abgeschrieben. Aus einer solchen Lage den Weg zurückzufinden, beweist großen Sportsgeist. Diese Unerschütterlichkeit wird das deutsche Team am Sonntag in Dortmund erneut brauchen. Und bei der Weltmeisterschaft im nächsten Jahr erst recht. Immerhin: Meister der Beharrlichkeit sind die Deutschen bereits jetzt.