Florian Wirtz kehrt ins Mannschaftstraining zurück – Simon Rolfes rechnet mit Verbleib von Wirtz und Trainer Xabi Alonso.
Bayer Leverkusens Ausnahmekönner ist zurück„Mit Flo sind wir eine bessere Mannschaft“

Florian Wirtz ist im Mannschafttraining zurück
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Sonnenschein und frühlingshafte Temperaturen begleiteten Bayer Leverkusens öffentliche Trainingseinheit am Dienstagvormittag. Auf dem Platz herrschte Disziplin: Trainer Xabi Alonso dirigierte seine Mannschaft mit fester Stimme, unterbrach, korrigierte, lobte – ein mittlerweile gewohntes Bild in Leverkusen. „Wir spielen die zweitbeste Saison der Vereinsgeschichte“, erklärte Geschäftsführer Sport Simon Rolfes auf die Frage, wie die aktuelle Spielzeit einzuordnen sei. „Wozu das am Ende reicht, können wir nicht mehr beeinflussen. Wir müssen viele Punkte sammeln.“
Florian Wirtz voll im Teamtraining
Die meiste Aufmerksamkeit in der derzeitigen Situation gilt dabei einem Spieler: Florian Wirtz. Der 21-Jährige, in dieser Spielzeit mehr Dirigent als Dribbler, mehr Taktgeber als Torjäger, kehrt nach überstandener Verletzung zurück ins Teamtraining – und machte sich sofort bemerkbar. In einem Trainingsspiel verarbeitete er den Ball elegant, löste sich leichtfüßig von seinem Gegenspieler und setzte das Spielgerät mit einem unangenehmen Schuss ins Netz. Was Leverkusens Offensive in den letzten Wochen schmerzlich vermissen ließ – Kreativität, Unberechenbarkeit, Tempo –, hatte plötzlich wieder ein Gesicht.
Wirtz’ Bedeutung für dieses Leverkusener Team kann kaum überschätzt werden. In seiner Abwesenheit wirkte das Angriffsspiel oft berechenbar, stellenweise sogar ideenlos. Besonders beim bitteren Pokal-Aus gegen Drittligist Arminia Bielefeld (1:2) offenbarte sich die kreative Dürre. Auch der zähe 1:0-Sieg gegen Heidenheim nährte Zweifel, ob die Werkself offensiv ohne ihren Spielmacher bestehen kann.
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Rolfes zeigte sich entsprechend erleichtert: „Flo ist ein besonderer Spieler für unsere Mannschaft. Wenn er dann noch Tore schießt, ist alles wunderbar. Er ist einer, der besondere Situationen lösen kann und einen großen Einfluss auf unser Spiel hat. Mit ihm sind wir eine bessere Mannschaft.“ In Leverkusen liegt die Entscheidung der Meisterschaft aber nicht mehr in den eigenen Händen – Bayern muss selbst Punkte liegen lassen und die Werkself muss ausnahmslos jedes verbleibendende Spiel gewinnen. Konkret heißt das: Um die minimale Resthoffnung weiter am Leben zu erhalten, muss Bayer 04 am Samstag gegen Union Berlin gewinnen.
Ob Wirtz in der Startelf stehen wird, ließ Rolfes indes offen: „Wir müssen die Trainingswoche abwarten. Er hat die ganze Woche Zeit, um Sicherheit in seinen Bewegungen zu bekommen. Er ist einer, der schnell wieder fit ist.“ Klar ist jedoch: Wirtz wird im Kader stehen – und mit ihm kehrt die Hoffnung auf fußballerische Raffinesse zurück.
Rolfes rechnet mit Wirtz und Alonso-Verbleib
Leverkusen weiß um den Wert seines Spielmachers. Wirtz ist nicht nur sportlich, sondern auch strategisch zentral für die Zukunftsplanung. Eine Vertragsverlängerung steht im Raum, ein Angebot soll dem 21-Jährigen vorliegen. Auch bei Trainer Xabi Alonso bleibt die Zukunft offen. Der Baske steht europaweit hoch im Kurs – und dürfte im Sommer begehrt sein. Rolfes bemüht sich um Ruhe: „Wir haben nichts anderes verkündet, daher gehen wir davon aus, dass beide bleiben. Sie haben Verträge. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass nur etwas bekannt gegeben werden muss, wenn sich etwas ändert.“
Wir haben nichts anderes verkündet, daher gehen wir davon aus, dass beide bleiben.
Und doch sollte der Blick über den Einzelnen hinausgehen. Die Abhängigkeit von Florian Wirtz ist offenkundig – und birgt Risiken. Fällt er aus, und Verbindungsspieler zwischen Mittelfeld und Offensive wie Jonas Hofmann oder Emiliano Buendia erhalten keine Einsatzzeiten, bleibt die Offensive oft statisch, ideenarm und ohne Wucht. „Grundsätzlich werden wir vor heimischem Publikum ein anderes Offensivspiel zeigen – mit oder ohne Flo“, betont Rolfes. Denn auch wenn Wirtz ein Spiel entscheiden kann: Ein Saisonfinale, in dem es womöglich um die Meisterschaft geht, gewinnt man nicht allein.