Philipp Hein, Geschäftsführer des Kölner Renn-Vereins, über die Starpferde, die bald in Weidenpesch laufen werden, die Saison und Aussichten des Kölner Turfs.
Rennbahn-Chef Hein im Interview„Ein solches Feld hat es noch nie gegeben“
Herr Hein, am 22. September wird auf der Galopp-Rennbahn in Weidenpesch im Preis von Europa nicht nur der Star Goliath laufen. Am Freitag wurde auch noch der illustre Rebel’s Romance für das Gruppe-1-Rennen angemeldet. Eventuell wird auch der deutsche Derbysieger Palladium starten. Für Sie als Geschäftsführer des Kölner Renn-Vereins dürfte es ein Freudentag werden?
Mit Sicherheit. Es wird wahrscheinlich das Galopprennen des Jahres in Deutschland. Ein solches Feld hat es noch nicht gegeben. Man kann den Bogen über das Jahr 2024 spannen und sagen, dass es so ein Rennen in den letzten Jahrzehnten in Deutschland nicht gegeben hat.
Sie meinen: Goliath ist die Nummer zwei der Weltrangliste der Grasbahn-Pferde, die in dieser Woche veröffentlicht wurde, Rebel’s Romance die drei – deshalb?
Die Weltrangliste gibt es seit ungefähr 20 Jahren. Man kann also schwer die Glanzzeiten der 70er oder 80er Jahre als Vergleich heranziehen. Aber dass die Nummer zwei und drei in einem Rennen zusammenfinden, das ist einzigartig. Um in Köln eine solche Konstellation zu finden, muss man weit zurückgehen. Vielleicht in den Zeiten von Acatenango, also in den 80er Jahren. Da recherchieren wir noch. Wir haben im Preis von Europa zwei Pferde, die über 100 Kilo GAG haben. Wobei die Zahl 100 eine Schallmauer in der Beurteilung der Rennleistung ist. Dass ein Pferd diese 100 erreicht, ist ein Ritterschlag. Es gibt nur eine Handvoll Galopper auf der Welt, die in diese Region vorstoßen.
Kommt vielleicht auch noch die Nummer eins der Weltrangliste, City of Troy?
Leider nicht. Goliath und Rebel’s Romance sind beide Wallache. Normalerweise würden Pferde ihrer Kategorie am 6. Oktober in Paris im Prix de l’Arc zusammenkommen. Das Rennen ist aber nicht für Wallache geöffnet. Deshalb gehen sie eine andere Route, und davon profitieren wir in diesem Jahr. Beide Pferde haben im Herbst noch ein größeres Ziel. Im Fall von Goliath ist es der Japan Cup, bei Rebel’s Romance vielleicht der Breeders‘ Cup, den er schon einmal gewonnen hat. Beide brauchen vorher einen Start und haben Köln ausgewählt.
Der Preis von Europa ist mit 155.000 Euro dotiert, wenig im internationalen Vergleich?
Ja, richtig. Die internationalen Gruppe-1-Rennen sind anders dotiert. In Deutschland agieren wir mit wenigen Ausnahmen mit der Mindestdotierung von 155.000 Euro. Dass internationale Pferde trotzdem kommen, spricht für uns als Veranstalter und die Bahn in Köln, die sehr fair und in einem guten Zustand ist.
Mit welchen Startern rechnen Sie, Stand Freitag, außerdem?
Wir haben die Zusage von einer englischen Stute, Tiffany. Dann haben wir Lordano als momentan aussichtsreichsten deutschen Vertreter, der mit Köln plant. Außerdem eine Stute aus Irland, Trevaunance. Und es gibt Hoffnung, dass eine dritte Stute läuft, Erle vom Gestüt Röttgen, die Diana-Siegerin. Und dann ist da Palladium, der Derbysieger, der hier in Köln bei Henk Grewe trainiert wird. Hier ist es so: Seit dem Derby Anfang Juli ist er nicht gelaufen, weil er eine Pause brauchte. Er ist jetzt wieder voll im Training, und ihm geht es super. Am Montag wird der Trainer eine Empfehlung aussprechen. Es wäre ein schwieriges Rennen für ihn. Aber wir machen uns trotzdem noch ein bisschen Hoffnung. Es wäre die Kirsche auf der Torte.
Man kann also davon ausgehen, dass Sie am 22. September nicht nur mit guten Zuschauerzahlen in Weidenpesch, sondern auch mit außerordentlich hohen Wetteinnahmen rechnen?
Ja. Die Wetteinahmen sollten sich an diesem Tag signifikant verbessern, und das kommt natürlich auch dem Kölner Renn-Verein zugute. Ich rechne auch damit, dass es ein Zuschauermagnet wird. Für den gesamten deutschen Rennsport ist es wichtig, über ein solches Rennen Geschichten zu kreieren, die in der öffentlichen Wahrnehmung den Kreis der Galopp-Enthusiasten übersteigen. Und da ist die Weltrangliste ein Maß, mit dem viele etwas anfangen können.
Können Sie bei drei in Weidenpesch noch anstehenden Renntagen schon ein vorläufiges Saisonfazit ziehen?
Ja, ein sehr positives. Wir haben dieses Jahr zwar nur neun Renntage, zwei weniger als 2023. Aber wir waren am 6. September, nach dem sechsten Renntag, schon bei dem Wettumsatz-Niveau, das wir im Vorjahr mit sieben Renntagen erreicht haben. Das heißt: Wir liegen deutlich über Plan. 2023 lag der Wettumsatz knapp unter drei Millionen Euro. Dieses Ergebnis können wir wahrscheinlich mit zwei Renntagen weniger wieder erreichen oder sogar übertreffen.
Ist es also das neue Konzept, weniger Renntage mit konzentriertem Programm zu veranstalten?
Es ist auf jeden Fall das Motto für die aktuelle Saison. Wir haben fast jeden Renntag aufgewertet. Am 22. haben wir zum Beispiel noch ein Gruppe-3-Rennen für Sprinter über 1400 Meter im Programm – und ein Listenrennen. Unsere Kosten haben sich seit 2019 um fast 35 Prozent erhöht – aufgrund unterschiedlicher Parameter im Veranstaltungsbereich. Dagegen muss man irgendwie anverdienen.