Kiew – Fast auf den Tag genau ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn rollt in der Ukraine wieder der Ball. Mit der Begegnung zwischen Schachtjor Donezk und Metalist Charkiw nahm die höchste ukrainische Fußballliga am Dienstagmittag ihren Spielbetrieb wieder auf. Das Datum war kein Zufall, am offiziellen Tag der Staatsflagge sollten die Fußballer den kriegsgeplagten Ukrainern etwas Ablenkung verschaffen.
Doch von unbeschwertem Spielspaß konnte keine Rede sein - was nicht unbedingt am torlosen Unentschieden zwischen Donezk und Charkiw lag. Der russische Angriffskrieg, der das Land seit dem 24. Februar in einen Ausnahmezustand versetzt, war auch beim Ligastart allgegenwärtig.
Keine Zuschauer, Kriegsveteran beim symbolischen Anstoß
Vor dem Anpfiff des ersten Spiels im Olympijskyj-Stadion von Kiew gedachten beide Teams mit einer Gedenkminute den Kriegsopfern, zudem durfte ein versehrter Kriegsveteran den symbolischen Anstoß ausführen. Von den Rängen gab es keinen Jubel, alle Spiele finden aus Sicherheitsgründen bis auf Weiteres ohne Zuschauer statt.Auch für die Profis gelten strenge Sicherheitsregeln: Bei einem Luftalarm wird das Spiel unverzüglich abgebrochen, alle Beteiligten haben sich dann in die Schutzkeller zu begeben, die sich laut Konzept in unmittelbarer Nähe des Stadions befinden müssen. Sollte ein Wiederanpfiff der Partie nicht möglich sein, geht das Resultat zum Zeitpunkt des Alarms in die Wertung ein.
Der Ligastart sei eine „Demonstration der Furchtlosigkeit unseres Volkes, des unbrechbaren Geistes und des Strebens der Ukraine nach dem unvermeidlichen Sieg im Krieg um die Unabhängigkeit mit den russischen Besatzer“, wurde Präsident Andrij Pawelko auf der Internetseite des ukrainischen Fußballverbandes UAF zitiert.
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Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj soll sich höchstpersönlich für die Wiederaufnahme der Meisterschaft starkgemacht haben. „Ich habe mit Selenskyj darüber gesprochen, dass es wichtig ist, die Menschen mit Fußball abzulenken“, sagte Pawelko.
Die Premjer-Liha geht ohne die beiden Teams Desna Tschernihiw und Mariupol, deren Infrastruktur durch den Krieg massiv zerstört wurde, an den Start. Die meisten Spiele sollen in Kiew und in westukrainischen Städten ausgetragen werden. Ein Ausweichen ins Ausland wäre das falsche Zeichen und „künstlich“ gewesen, meinte Pawelko, der von einer „historischen Meisterschaft“ sprach. (dpa)