TennisAlexander Zverev war in der Niederlage größer als bei vielen Siegen
- Der Deutsche wird von der tragischen Niederlage bei den US Open profitieren.
- Federer, Nadal und Djokovic werden die nächste Generation nicht länger von ihrer Party ausschließen können.
- In der Endzeit-Szenerie des Corona-Turniers findet Zverev zur Reife, die ihm bisher fehlte.
Köln – In einer leeren Betonschüssel wurde am Sonntag Tennisgeschichte geschrieben. Zwei junge Männer hetzten sich viereineinhalb Stunden lang über den Platz des Arthur-Ashe-Stadions in Flushing Meadows. Schließlich gewann der Österreicher Dominic Thiem mit dem knappsten aller Ergebnisse, dem Tiebreak im fünften Satz, die US Open. Der Deutsche Alexander Zverev vergoss Tränen. Es war großes Kino ohne Publikum, aber mit einer klaren Botschaft für die Tennis-Welt. Es gibt ein Tennis nach Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic.
Das Ergebnis und die Dramaturgie weisen Alexander Zverev als Verlierer einer tragischen Geschichte aus. Er hatte die ersten beiden zwei Sätze gewonnen und schien auch im entscheidenden fünften Satz mehrmals den entscheidenden Schritt vorn zu liegen. Aber es ist Tennis, am Ende entscheidet der letzte Punkt. Der vier Jahre ältere und in vielen Schlachten gestählte Thiem hat ihn gewonnen. Auf den ersten Blick hat er damit die unwiederbringliche Chance genutzt, ein Turnier ohne Federer (Verletzung), Nadal (Absage) und Djokovic (Disqualifikation) an sich zu nehmen.
Vermutlich täuscht dieser Blick jedoch. Auch wenn diese Oligarchen des Tennis noch die Kraft für den einen oder anderen Grand-Slam-Titel haben, werden sie die nächste Generation des Tennis nicht mehr von ihrer Party ausschließen können. Thiem und Zverev sind nur zwei ihrer Vertreter, der Russe Daniil Medwedew und der Grieche Stefanos Tsitsipas verfügen über dasselbe Potenzial, dieselbe Energie und Entschlossenheit.
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Alexander Zverev, darin sind sich die meisten Experten einig, ist von all diesen Spielern der begabteste. Was ihm bislang gefehlt hat, war die sportliche und menschliche Reife, seinen frühen Erfolgen im ATP-Turnieralltag große Taten bei den Grand-Slam-Turnieren folgen zu lassen. Offenbar hat er in der Endzeit-Szenerie des Corona-Turniers in New York ohne die große Entourage seiner Familie auf dem Weg zu sich selbst ein paar wichtige Schritte zurückgelegt.
Es gibt für einen Tennisspieler keine schmerzhaftere Erfahrung, als ein großes Finale so zu verlieren, wie es Alexander Zverev in New York passiert ist. Der Sport belohnt aber nicht nur große Siege, sondern auch große Niederlagen, wenn man richtig mit ihnen umgeht. Alexander Zverev war in dieser Niederlage größer als bei vielen Siegen seiner noch jungen Karriere.