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Viktorias Geschäftsführer Bock und Freisewinkel"Die Dritte Liga ist das Sprungbrett"

Lesezeit 7 Minuten
Viktoria-Bock-Freisewinkel

Viktorias Geschäftsführer Eric Bock (links) und Axel Freisewinkel freuen sich über die positive Entwicklung des FC Viktoria. 

Herr Bock und Herr Freisewinkel, nun steht fest, dass die Viktoria in ein weiteres Drittliga-Jahr geht. Wie erleichtert sind Sie als Geschäftsführer?Eric Bock: Wir sind sehr erleichtert, gerade auch, weil wir damit recht früh für die kommende Saison planen können – mit Spielern und Sponsoren. Der frühe Klassenerhalt zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind und ist gleichzeitig eine Bestätigung der Arbeit, die hier von jedem Einzelnen geleistet wird.

Haben Sie zwischendurch um Ihren Verein gezittert?Axel Freisewinkel: In der Liga geht es ja immer ziemlich eng zu. Gerade zu Jahresbeginn sah es nicht ganz so rosig aus, da haben wir natürlich schon ein bisschen gezittert. Doch jetzt sind wir froh, dass wir in den letzten neun Spielen die Kurve so hervorragend bekommen haben. Wir stehen gut da und können im Hintergrund mit aller Macht die kommende Saison angehen.

Worst Case und spekulativ: Was hätte ein Abstieg in die Regionalliga für den Klub bedeutet? Vor allem finanziell?Bock: Gerade die Einnahmen aus den Sponsorenverträgen wären ja durch die fehlende TV-Präsenz deutlich geringer ausgefallen. Hinzu kommen die Einbußen im TV- und Zentralvermarktungsbereich. Ohne Frage: Ein Abstieg wäre ein Riesen-Rückschritt gewesen.

Mit einem kolportierten Mannschafts-Etat von knapp 5,4 Millionen Euro liegt die Viktoria eher in den unteren Regionen der Dritten Liga. Wird der Etat in der kommenden Saison erhöht?Freisewinkel: Zunächst einmal kommentieren wir Zahlen öffentlich nicht. Deshalb würde ich den Etat weder dementieren noch bestätigen. Wir gehören mit Sicherheit nicht zu den Top-Klubs der Liga, was das Finanzielle betrifft, sind aber ordentlich aufgestellt. Ich denke, in der neuen Saison werden wir mit einem ähnlichen Etat an den Start gehen können, wie zuletzt.

Durch die Pandemie konnten Sie lediglich in den ersten Saisonspielen einigen Dauerkarten-Inhabern einen Stadionbesuch gestatten. Was machen Zuschauer im Etat der Viktoria in etwa aus?Bock: Etwa 20 Prozent.

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Haben die Dauerkarten-Inhaber erneut auf die Rückerstattung der gezahlten Beträge für das Jahresticket verzichtet, wie anteilig bereits in der letzten Saison?Freisewinkel: Wir haben kommuniziert, unsere Fans in dieser schweren Zeit nicht pauschal zur Kasse bitten zu wollen. Deshalb haben wir von den Dauerkarten-Inhabern bisher kein Geld eingezogen. Wir werden im Nachgang der Saison schauen, wie viele Spiele besucht wurden und dann auf die Besitzer einer Jahreskarte zugehen. Sicherlich gibt es den ein oder anderen Anhänger, der seinen Betrag analog zur Vorsaison spendet. Natürlich hoffen wir da ein wenig auf die Unterstützung unserer Fans. Uns ist aber auch klar, dass das in der aktuellen Phase nicht alle können, egal wie groß die Liebe zur Viktoria ist.

Wie sind Sie mit den VIP-Dauerkarten verfahren? Wurden diese entschädigt?Bock: Natürlich haben wir die ein oder andere Kompensationsmaßnahme erbracht. Aber insgesamt haben wir das große Glück, dass die Unterstützer der Viktoria mitgezogen haben und wir niemanden finanziell entschädigen mussten. Dafür sind wir unseren Partnern und Sponsoren sehr dankbar.

Viele Klubs leben finanziell über ihre Verhältnisse, 13 Vereine fuhren in der letzten Saison einen Verlust ein und pro Klub stand ein Minus von rund 1,6 Millionen Euro. Bereitet Ihnen dieser Trend Sorge?Freisewinkel: Natürlich wirft das kein positives Licht auf eine Liga, wenn viele Klubs Verluste einfahren. Man muss aber auch schauen, woran das liegen könnte. Ist das Verlangen der Klubs so groß, aus der Dritten Liga rauszukommen? Denn es kann ja nicht gesund sein, wenn Vereine Schulden anhäufen.

Trotz Gehaltsverzicht, Kurzarbeitergeld und anderer coronabedingter Maßnahmen stiegen die Personalkosten für Spieler und Trainer auf einen Höchstwert von über 4,2 Millionen Euro pro Klub. Sind das nicht enorme wirtschaftliche Risiken, die die Vereine in Kauf nehmen?Bock: Das ist richtig. Aber die Dritte Liga ist nun mal das Sprungbrett, um vielleicht später von größeren Erträgen zu profitieren. Aber Sie haben Recht: Nur wer seriös wirtschaftet, kann am Ende langfristig erfolgreich sein.

Sportlich ist die Liga die ausgeglichenste der drei Profiligen? Trotzdem herrscht bei vielen Klubs die „Bloß hier raus-Mentalität“. Welche Position bezieht der FC Viktoria?Bock: Als Klub, der gerade erst vor zwei Jahren aufgestiegen ist, sollte man realistisch sein. Wir selbst haben in der Regionalliga erlebt, wie schwer es ist, den Sprung in eine höhere Klasse zu schaffen. Deshalb freuen wir uns erst einmal darüber, in einer Spielklasse mit so traditionsreichen Mannschaften zu spielen. Wir können den zweiten Schritt nicht vor dem ersten gehen. Deshalb sollten wir Geduld mitbringen und versuchen, uns von Saison zu Saison zu verbessern.

Zu den Personen

Eric Bock (54), geboren in Köln, war zunächst Mitglied des Viktoria-Aufsichtsrats und ist gemeinsam mit Axel Freisewinkel seit 2015 Geschäftsführer des FC Viktoria Köln. Einst gründete Bock gemeinsam mit dem Kölner Spielerberater Volker Struth die Agenturen KölnTotal (2004) und anschließend SportsTotal (2006). 2008 stieg er als Geschäftsführer bei SportsTotal aus.Axel Freisewinkel (41), geboren in Essen, ist Geschäftsführer der FC Viktoria Köln 1904 Spielbetriebs GmbH und zuständig für den Bereich Finanzen. Freisewinkel ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Die TV-Einnahmen mit 842 000 Euro pro Verein sind im Vergleich zu den oberen beiden Ligen gering. Könnte auch das ein Grund für die Unruhe vieler Vereine sein, aus der Liga raus zu wollen?Freisewinkel: Wenn man in der Dritten Liga zusammen mit der Zentralvermarktung etwas mehr als eine Million Euro bekommt und in der Spielklasse darüber mindestens sieben bis neun Millionen, ist es ganz normal, dass die Klubs versuchen, an den größeren Geldtopf zu gelangen. Denn so einen Sprung kann man mit keiner anderen Einnahmequelle erreichen – nicht mit Zuschauern und auch nicht mit Sponsoring. Das ist schon ein Grund, warum viele Klubs in ein höheres finanzielles Risiko gehen.

Viktoria hat trotz Corona zahlreiche Sponsoren hinzugewinnen können. Wie war das in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit überhaupt möglich?

Bock: Da zahlt sich die akribische Arbeit aus. Wir haben unser Markenbild und die Außendarstellung kontinuierlich weiterentwickelt. Außerdem erzielen wir inzwischen deutlich größere Reichweiten als noch in der Regionalliga – allein schon durch die Fernsehübertragungen. Dadurch ist Viktoria Köln natürlich auch viel interessanter für Sponsoren geworden.

Im Mai beginnen die Baumaßnahmen für eine Rasenheizung im Sportpark Höhenberg. Wie lange werden die Arbeiten dauern?Freisewinkel: Die reine Bauzeit ist mit etwa sechs Wochen veranschlagt, die Fertigstellung eine Woche vor Ligastart geplant. Dennoch haben wir beim DFB vorsichtshalber beantragt, mit einem Auswärtsspiel in die kommende Saison zu starten.

Schultz bricht sich die Hand

Pech für Viktorias Abwehrspieler Michael Schultz. Der seit für die Höhenberger aktive 27-Jährige zog sich beim 2:2 gegen den SC Verl einen Mittelhandbruch zu. In der Partie hatte er in der ersten Halbzeit die 1:0-Führung der Kölner erzielt, ehe ihm das Malheur unterlief. „Ich habe mich unglücklich abgestützt – und dann war es auch schon passiert“, erinnert sich der Torschütze, der bereits am Montag operiert wurde. „Wenn die Fäden gezogen werden, möchte ich möglichst schnell wieder mit einer Schiene auf dem Platz stehen. Ich bin optimistisch, dass die Saison noch nicht für mich beendet ist.“ (ksta)

Immer wieder wird vom ein oder anderen das Thema „Stadion-Neubau“ ins Rennen geworfen. Können Viktorias Fans in den nächsten Jahren auf eine neue Arena hoffen? Vielleicht sogar im Rechtsrheinischen?Freisewinkel: Es ist noch zu früh, um diese Frage abschließend zu beantworten. Und wir sind eigentlich auch nicht der richtige Ansprechpartner. Wir selbst werden mit eigenen Mitteln kein neues Stadion bauen können, daher müsste diese Frage eher der Stadt Köln gestellt werden. Wir gehen aktuell davon aus, weiter im Sportpark Höhenberg zu spielen. Alles andere wird die Zukunft zeigen.

Ab der kommenden Saison dürfen sich Sponsoren auf maximal 200 Quadratzentimetern auch auf der Trikot-Rückseite platzieren. Was halten Sie von der Entscheidung des DFB und mit wie vielen zusätzlichen Einnahmen rechnet Viktoria Köln?Bock: Grundsätzlich ist das eine gute Idee. Daher haben wir bei der DFB-Abstimmung auch dafür gestimmt. Es ist eine weitere Möglichkeit, Einnahmen zu generieren – und das in einer wirtschaftlich sehr schwierigen Zeit. Auch hier wird die Zukunft zeigen, wie sich das auswirkt.

Das Gespräch führteOliver Löer