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Am 30. Mai geht es weiterViktoria Köln von Drittliga-Entscheidung überrascht

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Franz Wunderlich

Köln – Selbst an Christi Himmelfahrt blieb der für den Ligabetrieb der Dritten Liga zuständige Deutsche Fußball-Bund (DFB) nicht untätig und terminierte den Re-Start auf Ende Mai. Ab dem 30. Mai steht den 20 Vereinen ein wahres Mammutprogramm bevor: In fünf aufeinanderfolgenden englischen Wochen soll die Saison zu Ende gespielt werden, der letzte Spieltag ist für den 4. Juli angedacht.

Franz Wunderlich, Sportvorstand des FC Viktoria Köln, war ob der Nachricht des DFB am Feiertag ziemlich überrascht: „Das ist tatsächlich ein interessanter Zeitpunkt“, meinte der 56-Jährige. „Wir haben erst am Donnerstagmittag Bescheid bekommen, wann es jetzt weitergehen soll.“

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Die Viktoria und die übrigen Klubs stehen in den nächsten Tagen vor riesigen logistischen Herausforderungen, wie Wunderlich anmerkt: „Ab Sonntag geht es für uns ins Quarantäne-Hotel. Das muss alles auf die Schnelle organisiert werden.“ Am nächsten Samstag (14 Uhr) gastiert der Tabellenzwölfte bei Eintracht Braunschweig, das erste Heimspiel ohne Zuschauer bestreitet das Team von Trainer Pavel Dotchev am Dienstag, 2. Juni (19 Uhr) gegen Zwickau.

Bislang sind Mannschaft, Trainer und Betreuerstab fünf Mal auf das Coronavirus getestet worden, alle Ergebnisse waren negativ. Franz Wunderlich blickt der geplanten Wiederaufnahme mit gemischten Gefühlen entgegen: „Natürlich wollen die Spieler wieder Fußball spielen“, sagt der Vorstand. „Für mich steht die Gesundheit aber über allem.“

Halle und Jena kündigen rechtliche Schritte an

Weitaus weniger moderate Wortmeldungen zum Neustart gab es von anderen Klubs: Sportdirektor Ralf Heskamp vom Halleschen FC attackierte den DFB, als er dem MDR sagte: „Wer den meisten Druck ausübt und mit dem Finger auf uns zeigt, das ist der DFB. Die machen die meiste Politik im Hintergrund. Sie setzen Politiker unter Druck, und das finde ich unverschämt.“ Der Klub aus Sachen-Anhalt hatte wie auch Carl Zeiss Jena rechtliche Schritte gegen den Neustart angekündigt, da die Entscheidungen des DFB mit denen der Behörden kollidieren. In Sachsen-Anhalt ist bis zum 27. Mai kein Teamtraining zulässig.

„Wir werden auf jeden Fall rechtliche Schritte einleiten“, erklärte Chris Förster, Geschäftsführer von Carl Zeiss Jena. Es sei „rein logistisch, technisch und zeitlich nicht möglich“, sagte Förster, „am 30. und 31. Mai ein Spiel zu spielen, egal wo, nicht auf dem Mond und nicht sonst wo“. Jena darf bisher nur in Kleingruppen trainieren – und sein Stadion nach dem Beschluss der Landesregierung erst ab dem 5. Juni nutzen.

Auch Bedenken in Münster

Und auch Preußen Münster hat mit dem Neustart zu kämpfen. Der Klub hat seinen Mannschaftsarzt Cornelius Müller-Rensmann trotz starker Bedenken zum Hygienebeauftragten ernannt. „Wir müssen uns leider dem Willen des DFB beugen und den Spielbetrieb wieder aufnehmen“, sagte der Sportmediziner. Müller-Rensmann leitet im Hauptberuf eine Orthopädie-Praxis in Münster. „Diese Tätigkeit neben der Praxis auszuführen, gelingt mir nur, indem ich meinen Jahresurlaub aus dem Sommer in den Juni verlege und mir täglich zeitliche Freiräume schaffe“, so Müller-Rensmann.

DFB-Präsident Fritz Keller bezeichnete es als „wichtig und nötig“, dass nun Klarheit über den weiteren Fahrplan herrsche. Die Dritte Liga sei eine „bundesweite Profispielklasse“, sagte er, „negative politische Verfügungslagen an vereinzelten Standorten dürfen hier nicht den deutschlandweit mehrheitlich möglichen Spielbetrieb komplett unterbinden“. (ol, dpa, sid)