Der Regisseur des Höhenberger Drittligisten spricht über seinen Einstand bei Viktoria und das Duell mit seinem Ex-Klub 1860 München am Sonntag.
Viktoria Kölns Albion Vrenezi„Wir haben keine Lust auf eine lange Busfahrt und null Punkte“
Herr Vrenezi, wie haben Sie sich nach der Vorbereitung und den ersten beiden Saisonspielen für den FC Viktoria in Köln eingelebt?
Seit Tag eins habe ich mich hier sehr wohlgefühlt. Ich wurde gut aufgenommen. Ich wusste im Vorfeld, wie die Spielidee der Viktoria ist – und, dass sie gut zu mir passt. Auch die Gespräche mit dem Trainer waren gut. Deswegen ist mir die Eingewöhnung sehr leichtgefallen. Die Vorbereitung war knackig, hat aber Spaß gemacht. Mit den ersten beiden Spielen können wir zufrieden sein, gerade mit dem Sieg in Mannheim nach Rückstand, das haben wir sehr gut gemacht. Es hat gezeigt, dass in der Dritten Liga mit uns zu rechnen ist. Viele haben uns im Vorfeld als Abstiegsanwärter Nummer eins ausgemacht. Das sehe ich jetzt nicht. Wenn wir weiter an uns arbeiten, wird es eine bessere Saison, als viele derzeit denken.
Trainer Olaf Janßen attestiert Ihnen eine starke Vorbereitung, in den beiden Spielen hätten Sie aber noch Luft nach oben gehabt. Wie bewerten Sie selbst Ihre Auftritte?
In den ersten Pflichtspielen bei einem neuen Klub muss man sich erst einmal einfinden. Ich finde, dass es ordentlich war. Natürlich ist da noch Potenzial nach oben, der Trainer weiß ja, was ich kann. Das hat er in der Vorbereitung gesehen, aber auch schon vorher, als ich gegen Viktoria Köln gespielt habe. Die ersten beiden Spiele waren ordentlich und haben uns dennoch Dinge aufgezeigt, die wir besser machen können. Das zeigt, dass mehr Potenzial in uns steckt. Daran wollen wir arbeiten.
Die Mannschaft harmoniert trotz des großen Umbruchs bereits erstaunlich gut. Hätten Sie einen solchen Leistungsstand Mitte August erwartet?
Vom ersten Trainingstag an hat jeder richtig mitgezogen. Da findet man einfach schneller zueinander. Man hat früh gemerkt, dass es menschlich und spielerisch passt. Das hat mich beeindruckt, auch die Professionalität. Die Jungs schauen nicht nur auf sich, die helfen auch den anderen und ziehen sie mit. So entsteht ein richtiges Team – und darum sind wir auch schon einen Schritt weiter, als wir es vielleicht vorher gedacht haben.
Am Sonntag geht es zu 1860 München (13.30 Uhr). Ihr Ex-Klub hat einen Fehlstart hingelegt und ist Tabellenvorletzter. Was erwarten Sie?
Bei Sechzig zuhause, ausverkauftes Haus. Die Heimspiele waren für mich immer Highlights, ich habe sie gefeiert. Da wird einiges los sein, 1860 will unbedingt gewinnen. Kleinigkeiten werden das Spiel entscheiden. Das Team, was einhundertprozentig bei der Sache ist, wird als Sieger vom Platz gehen. Wir wollen dieses Team sein. Wir haben keine Lust auf eine lange Busfahrt und null Punkte. Nach dem Spiel kann Sechzig ja anfangen zu punkten, das passt dann. Diesen Sonntag soll es noch nicht so weit sein.
Zur Person: Albion Vrenezi (30), geboren im ehemaligen Jugoslawien und aufgewachsen in Bayern, steht seit Sommer bei Viktoria Köln unter Vertrag. Zuvor spielte der Kosovare bei diversen bayerischen Klubs, unter anderem 1860 München und Jahn Regensburg. Der offensive Mittelfeldspieler absolvierte bislang 51 Zweitliga- und 124 Drittliga-Einsätze.
Sie haben bislang fast ausschließlich in Bayern gespielt. War der Wechsel ins Rheinland ein Kulturschock?
Ich bin sehr überrascht. Die Menschen hier sind sehr herzlich, offen und entgegenkommend. Die Leute hier sind lockerer und entspannter als ich im Vorfeld gedacht habe. Das sind die Menschen in Bayern auch, aber auf ihre eigene Art und Weise.
Bei 1860 hatten Sie eine starke erste Saison, in der zweiten lieft es nicht mehr so gut. Warum hat es am Ende nicht mehr funktioniert?
In meinem ersten Jahr hatte ich eine sehr gute Zeit unter Trainer Michael Köllner. Ich habe viel gespielt, habe getroffen, hatte meine Freiräume und habe mich sehr, sehr wohl gefühlt. Da habe ich mir gedacht: Hier könnte ich bis zum Karriereende spielen. Im zweiten Jahr war das Gefühl dann so ab dem Ende der Hinrunde weg. Ich habe weniger gespielt. Dann kam zum Jahresauftakt noch ein neuer Trainer und es wurde schon für die kommende Saison geplant. Ich habe nicht mehr so viele Chancen bekommen, auch wenn man von mir wusste, dass ich der Mannschaft weiterhelfen konnte. Ich bin professionell geblieben, aber am Ende des Tages war es dann zu wenig für mich. Da war mir klar, dass ich einen neuen Weg einschlagen muss.
Wie muss man sich den Alltag bei 1860 München vorstellen, mit dem fast allmächtigen Investor Hasan Ismaik im Hintergrund? War ein ruhiges Arbeiten möglich?
Unter Michael Köllner war es sehr ruhig. Er hat uns Spieler auf das Drumherum eingestellt und uns auch vor vielen Dingen abgeschirmt. Das war sehr beeindruckend, deshalb lief auch gerade die Hinrunde super. Wenn es dann sportlich nicht so gut läuft und du in der unteren Tabellenhälfte steckst, dann wird es bei Sechzig eben schneller unruhig als woanders. Ich sage mal so: Wenn du Erfolg hast, dann gibt es fast nichts Besseres, als bei 1860 München zu spielen.
Für Viktoria geht es, so sehen es die Klub-Verantwortlichen, eigentlich nur um den Klassenerhalt. Teilen Sie diese Meinung?
Wir wollen mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Wir haben viel Qualität, wir haben viele gute Kicker, jeder kennt seine Stärken, wir harmonieren als Team. Natürlich kann man es schwer prognostizieren – aber wir wollen am Saisonende so weit oben wie möglich stehen. Im Fußball kann es schnell gehen: Du gewinnst ein paar Spiele am Stück und bist plötzlich näher oben dran als gedacht.