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Ein Jahr vor der WMAmnesty prangert Katar an: „Die Ausbeutung geht weiter“

Lesezeit 3 Minuten
Stadionbau in Katar

Bauarbeiter arbeiten am Lusail-Stadion, einem der Stadien der WM 2022.

Hamburg – Brutale Arbeitsbedingungen, Gefängnisstrafen für Homosexuelle, Folter für Aktivisten - ein Jahr vor Beginn der Fußball-WM in Katar (21. November bis 18. Dezember) nimmt die Kritik an der ultrakonservativen muslimischen Monarchie wegen der prekären Menschenrechtslage wieder zu. Amnesty International prangert den umstrittenen WM-Gastgeber an - und setzt auch den Weltverband FIFA und den Deutschen Fußball-Bund (DFB) unter Druck.

Zwar habe Katar seit 2017 eine Reihe von Reformen eingeführt, diese würden - wie bei den anhaltenden Repressalien für die Arbeitsmigranten - aber „nicht angemessen umgesetzt, was bedeutet, dass die Ausbeutung weitergeht“, hieß es in einer Amnesty-Mitteilung zu einem neuen Bericht über die Arbeitsbedingungen in Katar.

Expertin für die Region Naher Osten: „Ergebnisse des Berichts müssen Weckruf für FIFA und DFB sein“

„Die Ergebnisse dieses Berichtes müssen ein Weckruf sein für die FIFA und die nationalen Fußballverbände wie den DFB“, sagte Katja Müller-Fahlbusch, Expertin für die Region Naher Osten und Nordafrika bei Amnesty International in Deutschland: „Wenn sie sich ernsthaft und nachhaltig für die Rechte der Arbeitsmigrant*innen in Katar einsetzen möchten, müssen sie mehr tun – und zwar jetzt.“

Katar versucht seit Jahren durch den Sport sein Image in der Welt aufzupolieren. Seit der Vergabe der WM im Dezember 2010 steht das Emirat nun aber besonders im Fokus, Berichte über eingeschränkte Rechte von Frauen sowie per Gesetz verbotene gleichgeschlechtliche Liebe und Sex vor der Ehe, über Verletzungen der Meinungs- und Pressefreiheit und die umstrittenen Beziehungen der katarischen Regierung zu den radikalislamischen Taliban in Afghanistan gibt es zuhauf.

Amnesty International selbst ist gegen einen Boykott der WM

Doch selbst Amnesty International hat sich zuletzt gegen einen Boykott der WM ausgesprochen. Vielmehr solle die internationale Aufmerksamkeit im Rahmen des Megaevents genutzt werden, um den Druck auf Monarch Tamim bin Hamad Al Thani weiter zu erhöhen und so Fortschritte zu erzwingen.

Für den 2014er-Weltmeister Toni Kroos war schon die Vergabe an Katar ein Fehler. „Dass dieses Turnier dahin gegeben worden ist, das halte ich für falsch“, sagte er zuletzt in seinem Podcast. Die Boykott-Frage werde „eigentlich auch viel zu spät diskutiert“, bemerkte er. Und: Katar sei außerdem „kein Fußball-Land in dem Sinne“, wo es „logisch ist, dass es eine WM gibt“.

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Die Arbeiter mussten und müssen trotzdem für die Stadien und andere Bauprojekte schuften. Dass viele „einfach so ein pausenloses Arbeiten haben bei teilweise 50 Grad Hitze“, treibt Kroos um.

Die Arbeiter würden „da einfach auch unter mangelnder Ernährung leiden, fehlendes Trinkwasser, was gerade bei den Temperaturen ein Wahnsinn ist“, sagte der Mittelfeldspieler von Real Madrid und prangerte eine „gewisse Gewalt“ an, die „an den Arbeitenden ausgeführt wird“. Und dann würden die Löhne laut Amnesty oft nicht oder zu spät ausgezahlt.

Das „Zeitfenster“ für Veränderungen wird immer kleiner

In einer Gewerkschaft dürfen sich die Arbeiter weiterhin nicht organisieren, Todesfälle würden nicht aufgeklärt, die Arbeitsbedingungen seien nach wie vor schlimm, heißt es. Das „Zeitfenster“ für Veränderungen werde immer kleiner, heißt es bei Amnesty.

Die FIFA müsse „jetzt entschlossen handeln“, sonst wird die WM „auf dem Rücken von ausgebeuteten Arbeitsmigrant*innen ausgetragen“. (sid)