Bis dato hat die Stadt Gummersbach die ankommenden Flüchtlinge dezentral untergebracht. Doch das könnte sich jetzt ändern.
Stadt protestiertMassenunterkunft des Landes in Gummersbach?
Das Land Nordrhein-Westfalen plant offenbar für Gummersbach eine Flüchtlingsunterkunft. Im Raum steht dem Vernehmen nach eine Kapazität für 500 Menschen. Die Stadt Gummersbach lehnt die Pläne ab, weil „schon jetzt die Wahrung des sozialen Friedens in der Stadt nur noch unter äußerster Anspannung aller Kräfte gelinge“, wie Bürgermeister Frank Helmenstein dieser Zeitung gesagt hat.
Konkret geht es um das ehemalige Areal der Fachhochschule auf dem Sandberg, das sich im Eigentum des Bau- und Liegenschaftsbetriebs des Landes NRW befindet. Frank Helmenstein hat in der kommenden Woche eine Unterredung mit dem Kölner Regierungspräsidenten Dr. Thomas Wilk zu den Plänen des Landes und der Skepsis, die in Gummersbach vorherrscht. Die Bezirksregierung ist zuständig für die Errichtung und den Betrieb aller Landesunterkünfte für Flüchtlinge im Regierungsbezirk Köln.
Flüchtlingsunterkunft: BLB hat offenbar schon Angebote für die Fundamente eingeholt
Der BLB ist, wie es scheint, aber schon etwas weiter. Er hat sich nach Informationen dieser Zeitung um Angebote für die Errichtung von Fundamenten für Wohncontainer gekümmert. Zur Frage, ob der BLB ausschließen könne, dass auf dem Sandberg Wohncontainer aufgestellt werden, sagte eine Sprecherin weder ja noch nein. Trotz mehrmaliger Nachfrage hieß es immer wieder: „Da es sich um einen noch laufenden Prozess handelt, kann der BLB NRW aus Vertraulichkeitsgründen keine weiteren Details nennen.“
Bürgermeister Frank Helmenstein will nicht so lange warten und hat am Freitagmittag im Ältestenrat die Politik informiert. Sein Ziel ist klar: Er will die Gummersbacher Bevölkerung bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt darüber informieren, was das Land NRW plant und was er davon hält: „Und auf diese Weise auch die Rahmenbedingungen für die unmittelbaren Anlieger als auch die der gesamten Bevölkerung von Beginn an mit beeinflussen, sollte es doch zu einer Umsetzung der Pläne kommen.“
Helmenstein fürchtet, dass die angespannte Stimmung sich weiter verschlechtert
So hat er dem Regierungspräsidenten schon im Vorfeld deutlich gemacht, dass eine „Massen- bzw. Sammelunterkunft“ die angespannte Stimmung in der Bevölkerung gegenüber Geflüchteten erheblich weiter verschlechtern werde, wie er im Gespräch mit dieser Zeitung sagt. „Den Bürgerinnen und Bürgern sind in den vergangenen Jahren mit Blick auf die irreguläre bzw. illegale Migration große Anstrengungen und Lasten abverlangt worden. Dies wird jedenfalls in Gummersbach nicht mehr zu bewerkstelligen sein“, betont der Bürgermeister.
Was den Standort auf dem Sandberg angeht, so meldet Frank Helmenstein auch Bedenken dahingehend an, dass sich dort unmittelbar angrenzend die Wald-Kita der Johanniter befindet. Helmenstein sieht in diesem Kontext eine Unverträglichkeit bzw. einen massiven Nutzungskonflikt, wie er im Gespräch deutlich macht. Gegebenenfalls begründe das auch Abwehransprüche des Kita-Betreibers.
Eingehend auf die bisherige Praxis sagt der Bürgermeister, dass die zugewiesenen Flüchtlinge seit vielen Jahren dezentral in angemieteten Wohnungen untergebracht würden. Ein Weg, der in Gummersbach funktioniert. Auch Helmenstein sieht in dieser Herangehensweise die zwingende Voraussetzung dafür, dass Integration gelingt und dass die soziale Balance in der Stadt gewahrt bleibe.
Die Stadt Gummersbach will seit 16 Jahren das Areal vom BLB kaufen
Wie in der Vergangenheit mehrfach berichtet wollte die Stadt auf dem Sandberg ein neues Wohngebiet mit bis zu 300 Wohneinheiten errichten. Seit 16 Jahren verhandelt die Stadt mit dem BLB über einen Ankauf, der nun in weite Ferne zu rücken droht. Dabei war im August 2020 Bauministerin Scharrenbach vor Ort. Sie hatte die Gummersbacher Pläne begrüßt und der Stadt Hoffnung auf Umsetzung gemacht. Helmenstein hat daher auch dem Regierungspräsidenten deutlich gemacht, dass mit Hinblick auf den in Gummersbach dringend benötigten Wohnraum auch an dieser Stelle für ein zusätzliches und nicht unerhebliches Problem geschaffen werde, sollte es zu der Umsetzung kommen.