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Islamistische Kämpfer berichtenLeichen mit Folterspuren in Syrien entdeckt

Lesezeit 2 Minuten
Zwei Männer und eine Frau, durch Gitterstäbe fotografiert, lesen zerknitterte Papiere.

Menschen inspizieren Dokumente, die sie am Montag nach dem Sturz im berüchtigten Saidnaja-Militärgefängnis nördlich von Damaskus gefunden haben.

Nach dem Sturz des Machthabers Assad bietet sich in syrischen Krankenhäusern und Gefängnissen offenbar ein Bild von Folter und Tod.

Nach dem Sturz von Machthaber Baschar al-Assad in Syrien haben islamistische Kämpfer in einem Krankenhaus nach eigenen Angaben dutzende Leichen mit Folterspuren entdeckt. In der Leichenhalle einer nahe der Hauptstadt Damaskus gelegenen Klinik habe er am Montag die sterblichen Überreste von etwa 40 Menschen gesehen, sagte einer der Kämpfer, Mohammed al-Hadsch, der Nachrichtenagentur AFP.

Beim Öffnen der Leichenhalle habe sich ihm „ein grauenhafter Anblick“ geboten. „Etwa 40 Leichen waren aufgestapelt und wiesen Anzeichen grausamer Folter auf“, sagte der Kämpfer. AFP liegen dutzende Fotos und Videoaufnahmen von Leichen vor, die Folterspuren aufweisen: ausgestochene Augen und fehlende Zähne, Blutspritzer und Blutergüsse.

Syrien: Tote waren vermutlich politische Gefangene

Die Leichen wurden in weiße Tücher eingewickelt oder in weiße Plastiksäcke gesteckt, die mit Namen oder Zahlen markiert waren. Einige der Toten waren bekleidet, während andere nackt waren. Einige von ihnen waren offenbar erst kürzlich getötet worden.

Die Leichen wurden nach Angaben von al-Hadsch in ein Krankenhaus nach Damaskus gebracht, damit sie von ihren Angehörigen identifiziert werden können.

Ein Mann hält zwei Seile in Form von Schlingen hoch, die am Montag im berüchtigten Militärgefängnis Saidnaja nördlich von Damaskus gefunden wurden.

Ein Mann hält zwei Seile in Form von Schlingen hoch, die am Montag im berüchtigten Militärgefängnis Saidnaja nördlich von Damaskus gefunden wurden.

Nach Angaben der Vereinigung der Inhaftierten und Vermissten des Saidnaja-Gefängnisses (ADMSP) handelt es sich bei den Leichen vermutlich um Insassen des berüchtigten Gefängnisses. Das Saidnaja-Gefängnis steht für die Brutalität der jahrzehntelangen Herrschaft der Assad-Familie. Baschar al-Assad hatte bei seinem Amtsantritt im Jahr 2000 von seinem verstorbenen Vater Hafis al-Assad einen Apparat von Gefängnissen und Haftanstalten übernommen, in denen Andersdenkende weggesperrt wurden.

Am Montag versammelten sich tausende Menschen vor dem Saidnaja-Gefängnis nördlich von Damaskus, um nach teils seit Jahren inhaftierten Angehörigen zu suchen. Die Hilfsorganisation Weißhelme wollte in dem Gefängnis nach möglichen geheimen Türen oder Kellern suchen.

Islamistische Kämpfer unter der Führung der Miliz Hajat Tahrir al-Scham (HTS) hatten am Sonntag Damaskus eingenommen. Assad flüchtete nach Angaben russischer Staatsmedien nach Russland. Die Kämpfer hatten am 27. November im Nordwesten Syriens eine überraschende Offensive gestartet und waren innerhalb weniger Tage bis in die Hauptstadt vorgerückt. Die Islamisten kündigten an, dass „alle zu Unrecht Inhaftierte“ freigelassen werden sollen. (afp)