Das ist der "Tatort" aus WienKein Mangel an Verdächtigen
Wien – Da sitzt dieser Mann auf der Couch, blutbesudelt, und hält die Frau im Arm, die er grade erstochen hat. Die Frau ist seine Frau, auf dem anderen Sofa liegt ihre beste Freundin, ebenfalls tot, ebenfalls erstochen. Dieser Mann ruft selbst die Polizei, und als Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) auftauchen, scheint die Lage glasklar, Mörder gefunden, Ende der Geschichte. Aber es ist erst der Anfang.
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Stefan Weingartner, der blutbesudelte Mann, der aus akuter Eifersucht zum Gewalttäter geworden ist, wird überraschend vom Vorwurf des Doppelmordes freigesprochen – sein Anwalt, er gilt in Wien als harter Hund, der jeden Fall gewinnt, schafft es, dass die Schöffen des Gerichts den tief gläubigen und überkorrekten Mann für unzurechnungsfähig halten – „vorsätzlicher Mord“ scheidet also aus. Weingartner scheint erschüttert, das Urteil scheint ihm selbst falsch vorzukommen. Und dann wird eben dieser Anwalt, der im Gerichtssaal so häufig „das Unmögliche möglich macht“, tot am Schreibtisch gefunden.
Wieder da: Inkasso-Heinzi
An Figuren und an Verdächtigen mangelt es wahrlich nicht in „Alles was Recht ist“. Zwischendurch schwirrt einem beim Schauen schon der Kopf vor lauter Charakteren: Da ist Weingartner selbst, der ja nun entlassen wurde und sich offenbar nicht korrekt bestraft fühlt, da sind die Tochter, die um ihre ermordete Mutter trauert, ihr Lebensgefährte, ein Trupp Putzfrauen, von denen eine ein Selfie mit dem toten Anwalt gemacht hat, eine Gangster-Braut und ihre Nichte, die Anwalts-Assistentin, eine seltsame Gärtnerin mit Herz für Knastis – und nicht zu vergessen: Inkasso-Heinzi (Simon Schwarz).
Aufmerksamen Wien-Zuschauern ist er bekannt, und in dieser Episode erfahren sowohl der Zuschauer als auch Eisner, wieso Fellner so eisern an Inkasso-Heinzi festhält, und das ist irgendwie rührend.
Ein bisschen zu gut gemeint
„Alles was Recht ist“ ist ehrlich gesagt ziemlich verworren, aber darum überhaupt nicht granatenschlecht. Es ist nur, als hätten die Autoren es ein bisschen zu gut gemeint mit Figuren und Erzählsträngen. Der Zuschauer hört also Eisner und Fellner zu, wie sie immer neue Zwischenstände und Ermittlungsergebnisse referieren und entwirrt sozusagen das Knäuel mit.
Es gibt lustige Momente in diesem „Tatort“, zum Beispiel als Eisner vergeblich versucht, das Handy des toten Anwalts zu entsperren, indem er es ihm – nackig in der Pathologie liegend - vors Gesicht hält. Und es gibt, wie meist, diese anrührenden Momente zwischen den beiden Ermittlern. Schon deretwegen lohnt sich Wien immer.