NahverkehrWachtberg will einen Schnellbus nach Bonn
Wachtberg – Ein interkommunales Schnellbuskonzept zwischen Bonn, Wachtberg und Meckenheim sowie über die Landesgrenze hinweg in die Gemeinde Grafschaft und die Stadt Remagen wünscht sich der Wachtberger Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz und Mobilität. Einstimmig folgte das Gremium einem gemeinsamen Antrag von CDU und Grünen. Die Gemeindeverwaltung soll bei „den jeweiligen Aufgabenträgern“ auf eine stufenweise Ausweitung des ÖPNV-Angebotes hinwirken.
In einem ersten Schritt geht es um die Verbindungen innerhalb des Rhein-Sieg-Kreises sowie zur Stadt Bonn. Der Gemeindehaushalt werde dadurch nicht belastet, erklärte der ÖPNV-Experte Tobias Teichner (CDU), der dazu eine Vorstudie erarbeitet hatte, die nun Diskussionsgrundlage sein solle. Der Plan hat drei Stufen.
Mehrere neue und auch veränderte Linien sollen die derzeitige Verkehrsbelastung reduzieren, Schwachpunkte im ÖPNV-Netz verringern und die bestellte Verkehrsleistung optimieren. Die ersten beiden Stufen seien eine reine Optimierung und dadurch „praktisch kostenneutral“, hieß es.
Zunächst soll nun der Rhein-Sieg-Kreis als Aufgabenträger des ÖPNV die Vorstudie auf ihre Umsetzbarkeit hin überprüfen, gegebenenfalls ergänzen oder verbessern. Daran, so Teichner, könne sich eine Abstimmung mit dem Kreis Ahrweiler sowie den dortigen Kommunen anschließen.
Landesstraße 158 ist überlastet
Begründet wird das 15-seitige Papier von Teichner und den Fraktionsvorsitzenden Christoph Fiévet (CDU) und Oliver Henkel (Grüne) mit der „erheblichen Überlastung der L158 zwischen Meckenheim und Bad Godesberg“. Die Kapazität dieser Straße sei um ein vielfaches überschritten.
Mit 19.000 Fahrzeugen an Werktagen auf nur zwei Fahrspuren sei die L 158 „die am stärksten befahrene Landstraße in ganz Nordrhein-Westfalen“. Auch der Wachtbergring mit seinen 9000 Fahrzeugen an Werktagen sei stark belastet, ebenso wie die L 123 von Meckenheim über Berkum nach Bad Godesberg.
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Die „schlechte Verkehrserschließung der Arbeitsplätze in Bonn“ hätten zu einem Verdrängungseffekt im Wachtberger Straßennetz geführt. „Dieser wird sich durch die Sanierung der Bonner Reuterstraße und des Tausendfüßlers voraussichtlich weiter verstärken“, erklärte die schwarz-grüne Mehrheitskoalition.
ÖPNV-Angebot ist verbessert, aber reicht bei weitem nicht aus
Das ÖPNV-Angebot nach Meckenheim und Bad Godesberg sowie innerhalb Wachtbergs sei zwar bereits „deutlich verbessert“ worden, befriedige aber viele Verkehrsbedürfnisse noch nicht, „weil viele Verbindungen langsam, mit Umwegen verbunden oder schlichtweg gar nicht vorhanden sind“.
Verbindungen in die Grafschaft, nach Remagen oder Bad Neuenahr-Ahrweiler gebe es kaum oder gar nicht. Negativ wirke sich auch die Flutkatastrophe vom Juli aus, da die Ahrtalbahn auf Jahre hinaus nur noch bis Walporzheim fahren könne. Für eine Verbesserung der Mobilität im Kreis Ahrweiler könne vielleicht Geld von Bund und Land zu erhalten sein.
In der ersten der drei Stufen des Konzepts sollen die bisherige Linien in Wachtberg, Remagen und der Grafschaft geordnet werden. Dadurch entstehe eine neue Linie von Godesberg über Berkum nach Remagen (856 neu) sowie eine von Godesberg über Berkum in den Grafschafter Hauptort Ringen (841 neu).
„Diese würden sich im Wachtberger Abschnitt ab Werthhoven in ihrem Stundentakt überlagern und als Linienbündel 856/841 das bisherige Angebot der 856 alle halbe Stunde in Wachtberg unverändert weiterführen“, heißt es im Antrag.
In 30 Minuten nach Remagen oder Ringen
Nach Ansicht der schwarz-grünen Koalition wäre die Fahrzeit konkurrenzfähig zum Individualverkehr, denn von Berkum aus würden die Fahrgäste in etwa 30 Minuten sowohl Remagen als auch Ringen erreichen können.
Kernstück der Stufe zwei ist die Aufwertung der Linie 855 in eine Schnellbuslinie, zumindest bei jeder zweiten Fahrt pro Stunde. Die Route soll von Adenau über Altenahr, Meckenheim, Villip, Pech und Bad Godesberg ins Bundesviertel führen.
Das habe einen betrieblichen Mehraufwand sowie den Bau zweier neuer Haltestellen auf der L158 zur Folge, die damit zur Hauptroute werde. Der Wegfall der zweiten Fahrt je Stunde soll durch die Einführung einer Linie „880 Ring“ aufgewogen werden, die zudem das Schulzentrum Pennenfeld direkt anbinde. Optimiert werden sollen auch die Linien 857 und 881.
Rhein-Ahr-Schnellbus als neues Angebot
Für die dritte Stufe schlagen CDU und Grüne eine völlig neue Linie „Rhein-Ahr schnell“ vor. Diese soll von Bad Neuenahr über Ringen, den Innovationspark Rheinland und Oeverich nach Fritzdorf, Arzdorf, Villip und Pech, von dort aus über den Huppenberg zur Stadthalle und zum Bahnhof Bad Godesberg führen – eventuell weiter ins Bundesviertel. Der Bau eines Park&Ride-Platzes am Innovationspark Rheinland, wo ohnehin ein großer Busbahnhof geplant sei, könne weiteres Fahrgastpotenzial erschließen.
Die Antragsteller sind der Überzeugung, diese Linien binnen eines Jahres nach Ende der Absprachen fahren zu sehen. Baumaßnahmen würden jedoch zwei bis drei Jahre dauern, seien aber teils ohnehin zum barrierefreien Ausbau schon geplant. Ein Großteil der neuen Linien könne jedoch ohne große Investition realisiert werden.
Auch der Kreis will eine Schnellbuslinie
Der Wachtberger Beigeordnete Swen Christian beurteilt das Projekt „grundsätzlich positiv“. Es werde „ein Mehrheitswunsch von vor zwei Jahren aufgegriffen und deutlich weiterentwickelt“. Die damalige Konzeption sei jedoch nicht im Förderprogramm des Bundes berücksichtigt worden.
Christian befürchtet allerdings, dass die Ausweitung von Fahrleistungen zu einem stärkeren Anstieg der ÖPNV-Mehrbelastungsumlage des Kreises führt. Doch der Rhein-Sieg-Kreis verfolge das Thema „Schnellbuslinie“ ohnehin und priorisiere auch die Achse Meckenheim–Wachtberg–Bad Godesberg: „Es besteht also ein gemeinsames Interesse zwischen Verwaltung und Rhein-Sieg Kreis.“