Athleten aus ganz Deutschland lieferten sich einen spannenden Wettkampf um die Deutsche Meisterschaft bei den Highland Games in Windeck.
TitelkampfFliegende Steine, drehende Stämme – Kräftemessen bei Highland Games in Windeck
Urgewaltig entfesseln die neun Damen und neun Herren aus ganz Deutschland bei den Deutschen Meisterschaften der Highland Games vor dem atemberaubenden Panorama auf den Leuscheider Höhen ihre Klasse. Der Moderator und Präsident vom Deutschen Highland Games Verband (DHGV) Jürgen Stickelbrock, wird nicht müde, das hohe Niveau des Teilnehmerfelds zu loben. Die Disziplinen bei den „Scottish Heavy Events“ erfordern Kraft und gute Technik.
Vor einem Jahr saß Linda Reinhard aus Windeck-Alsen auf der Leuscheider Tribüne und verfolgte von dort die Weltmeisterschaft der Highland Games. „Wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass ich heute bei der Deutschen Meisterschaft antrete, dem hätte ich einen Vogel gezeigt“, erzählt sie freudig aufgeregt vor Beginn der Spiele.
Trainer Martin Kuhne schwört Windecker Mädels auf Wettkampf ein
Die ausgefallene Sportart haben Martin Tim und seine Frau Mollie Jo Hoss-Kuhne mitgebracht, als sie in den Ort zogen. Der Sportverein Leuscheid (SVL) ebnete ihnen den Weg und gliederte die Sportart in eine Abteilung ein, die die beiden nun leiten. Linda Reinhard und Nele Grützner sind seither Mitglieder im Verein, und beide schafften die Qualifikation für die Deutschen Meisterschaften.
„Martin ist der beste Trainer, den wir uns wünschen können“, berichtet Linda, 30 Jahre alt und von Beruf Physiotherapeutin. Zweimal in der Woche trainiert sie, und im Sommer fährt sie alle zwei bis drei Wochen zu Wettkämpfen. Heute ist der Fünfte.
Martin schwört die Mädels auf den Wettkampf ein, gleich geht das „Löwengitter“ für den Einzug der Athleten aufs Spielfeld hoch. Zum Empfang spielt die Leuscheider Blaskapelle und der Männergesangverein des Ortes. Später werden die Nutscheid Forest Pipe Band und die Tanzgruppe „Nit föhle, sonst klatscht et“ erwartet.
Schottische Hämmer und Baumstämme fliegen durch Leuscheid
Die fünf Disziplinen der Heavy Events – Gewichtweit- und Gewichthochwurf, Hammerwerfen, Steinstoßen in mehreren Gewichtsklassen und der kolossale Baumstammüberwurf – sind der Natur entlehnt und nichts für „Weicheier“.
Der 29 Jahre alte Vincent Hinz aus Dortmund hat Glück gehabt, ein Teilnehmer fiel aus, er wurde nachnominiert. „Das ist meine erste Saison als Einzelkämpfer, erst vor einem Monat habe ich die A-Qualifikation erhalten“, erzählt der Student, der Wirtschaftsingenieur werden möchte, 150 Kilogramm wiegt und vom American Football kommt.
Über Stunden messen sich die Teilnehmer. Die Bewegungsabläufe der weiblichen und männlichen Athleten im Umgang mit Gewichten sind kraftvoll und elegant zugleich. Steine, schottische Hämmer mit Metallkugel und Baumstämme fliegen durch die Luft.
Raffaela Büscher und Martin Tim Kuhne bestätigen ihre Favoritenrolle
Am späten Nachmittag stehen die Sieger fest. Ihre Favoritenrolle bestätigten bei den Damen Raffaela Büscher für die Wallace Warriors Krefeld 2011 und Martin Tim Kuhne vom SVL im Kilt der MacGregors. Linda Reinhard, vom Kollegenteam kräftig angefeuert, ist nicht enttäuscht, dass sie bei den vorderen Rängen nicht mithalten kann. „Ich lebe noch, ich habe alles gegeben, aber gegen die Besten habe ich keine Schnitte“, sagte sie. Auch Vincent Hinz konnte noch nicht beim Ringen um die vorderen Ränge mitmischen.
Für seine Organisation hatte der SVL schon im Vorjahr Lob von allen Seiten erhalten. „In diesem Jahr haben wir richtig Routine, es läuft problemlos“, sagt dazu der Vorsitzende Jürgen Gansauer erleichtert. „Am Mittwoch haben wir noch gedacht, wir werden im Dauerregen wegschwimmen.“ Rund um die sportlichen Wettkämpfe herrschte Highland-Flair an den Ständen, die mehrere Clans aufgebaut hatten.