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„Ein Höllenfeuer“Feuerwehr und Nachbarn schildern Einzelheiten zum Feuer in Ohl

Lesezeit 4 Minuten
Trauriger Anblick: Das Fertighaus aus den 1970er Jahren ist nur noch eine Brandruine.

Das Einfamilienhaus in Ohl am Tag nach dem Brand.

In der Nacht zu Donnerstag, 17. November, zerstörte ein Feuer ein Einfamilienhaus in Wipperfürth-Ohl. Die Bewohner waren erst vor 14 Tagen eingezogen.

Der Geruch von verbranntem Holz und verschmortem Plastik liegt auch am Tag danach noch in der Luft. Der Kontrast könnte kaum größer sein. Schmucke Einfamilienhäuser säumen die Straße Ohler Berg. Mitten drin in der Siedlung steht eine halb verkohlte Brandruine. Das Blechdach ist teilweise eingestürzt und hat sich durch die Hitze völlig verzogen. Trümmer liegen rund um das Haus verteilt.

In der Nacht zu Donnerstag hatten sich hier dramatische Szenen abgespielt. Mittwochabend um 21.27 Uhr wurde die Feuerwehr Wipperfürth alarmiert. „Als wir ankamen, war es schon ein Vollbrand“, schildert Thomas Eßer, Pressesprecher der Wipperfürther Feuerwehr, das Geschehen. Ein Löschtrupp ging unter Atemschutz kurz in das brennende Gebäude, machte aber sofort wieder kehrt, denn die Hitze war viel zu groß.

Feuerwehr kämpfte mit mehreren Problemen

Die Feuerwehr kämpfte gleich mit mehreren Problemen. Um genügend Löschwasser zur Verfügung zu haben, wurde der Druckwasserbehälter des Wasserbeschaffungsverbandes Ohl angezapft. Pro Minute wurden 3600 Liter Löschwasser verbraucht, nach einer halben Stunde waren 100.000 Liter Wasser weg. „Die BEW hat das Wasser bis nach Klaswipper abgestelllt, aber bei uns kam nicht genug an“, schildert Thomas Lamsfuß. Der stellvertretende Chef der Wipperfürther Feuerwehr leitete den Einsatz. Die Feuerwehr aus Marienheide, zur Verstärkung hinzugerufen, verlegte eine Schlauchleitung bis zur rund 400 Meter entfernten Wupper und pumpte das Wasser den Berg hinauf. Über 40 Atemschutzgeräte wurden in der Nacht verbraucht.

Das zweite, noch größere Problem war die Konstruktion. Denn das Fertighaus aus den 1970er Jahren hat eine „hohe Brandlast“, wie es Eßer zweifelhaft ist. Das heißt: Viele verbaute Holz- und Kunststoffteile bieten dem Feuer ideale Nahrung. Zudem verfügt das Haus über ein Blechdach, das allerdings wie ein Ziegeldach aussieht. „Wir kamen wegen des Blechs einfach nicht an den Brandherd heran“, erklärt Lamsfuß die Schwierigkeit.

Die Nachbarhäuser sind nur wenige Meter entfernt

Das dritte Problem: Die nächsten Wohnhäuser stehen nur wenige Meter entfernt, die Gefahr, dass die Flammen, die immer wieder aus dem Dach schlugen, auf benachbarte Häuser übergreifen, war sehr real. Mit insgesamt acht C-Rohren und der Drehleiter baute die Feuerwehr deshalb eine sogenannte „Riegelstellung“ rings um das brennende Haus auf. Das Löschwasser wirkt dabei wie eine Schutzwand. Auch die Dächer der benachbarten Häuser wurden besprengt.

Kein großes Problem stellte hingegen die Photovoltaikanlage auf dem Dach dar. Denn nachts fließt dort kein Strom, wie Axel Schmidt, Dachdeckermeister und Chef von Solaris PV, erklärt. Tagsüber kann das anders aussehen. Schmoren bei einem Band die Wechselrichter weg, dann können stromleitende Kabel von der Decke baumeln. Am Freitagvormittag war auch ein Fernsehteam des WDR vor Ort und interviewte Lamsfuß, Eßer und Schmidt.

Wie das Feuer entstand, ist noch unklar

Wie das Feuer entstand, ist noch unklar. Brandermittler der Polizei waren vor Ort, am Montag werde noch ein Gutachter kommen, sagt Michael Tietze, Pressesprecher der Polizei.

Die dreiköpfige Familie, die das Haus gekauft und erst vor zwei Wochen bezogen hatte, konnte sich selbst in Sicherheit bringen. Mutter, Vater und ein 12-jähriger Junge stammen aus Wipperfürth, Verwandte aus Köln haben sie aufgenommen.

Hilfsbereite Nachbarn

Auch die Nachbarn sind von dem Brand noch mitgenommen. „Erst hat es ständig gekracht“, erinnert sich Kurt Willutziki, der schräg gegenüber wohnt. Dann seien sein Sohn und seine Schwiegertochter angelaufen und hätten „Feuer, Feuer“, gerufen. Willutzki verfolgte aus nächster Nähe mit Respekt die schwierigen Löscharbeiten. „Das war ein Höllenfeuer.“

Große Angst hatte Alina Redekop, die mit ihrer Familie direkt nebenan wohnt. Die Flammen waren nur wenige Meter entfernt. „Meine Kinder, meine Mutter und ich, wir mussten das Haus verlassen, nur Papa blieb vor Ort, als Ansprechpartner für die Feuerwehr“, schildert sie das Geschehen. Nachbarn hätten sofort eine Unterkunft angeboten, aber da ihre Schwester ebenfalls in Ohl lebe, sei sie mit ihren Kindern dort untergekommen.

Das Haus in Ohl steht komplett in Flammen

Wohnhausbrand in Wipperfürth-Ohl.

Auch Nachbarin Angelika Schmidt-Bremer, die frühere Leiterin der Grundschule Ohl, lobt den Zusammenhalt in der Siedlung. Und die Wipperfürther Feuerwehr, die rund sechs Stunden im Einsatz war. „Die Feuerwehr hat eine fantastische Arbeit gemacht.“