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35 Jahre „wir für pänz e.V.“Ein großes Hilfenetz für Kölner Kinder

Lesezeit 6 Minuten
Ein Junge steht hinter einem knallbunten Plastiknetz, das ausschaut wie ein Molekül.

„wir für pänz e.V.“ bietet ein Rundum-Hilfspaket für kranke und benachteiligte Kinder sowie deren Familien in Köln.

Seit 35 Jahren macht sich „wir für pänz e.V.“ für belastete Familien stark. Doch der Fachkräftemangel bedroht die Hilfsangebote.

Hilfen aus einer Hand: Von ambulanter Kinderkrankenpflege und Kinderpalliativversorgung über Familienbegleitung und Kitas bis hin zu Willkommensbesuchen – Seit 35 Jahren macht sich „wir für pänz e.V.“ für Kinder und deren Familien stark, die aufgrund einer chronischen Krankheit, Behinderung, Entwicklungsverzögerung oder durch Armut benachteiligt sind.

Der Kölner Verein setzt dabei auf Prävention und frühzeitige Hilfen, die gesundheitsfördernd ineinandergreifen. „Nur so ist es uns gelungen, unsere inklusiven Beratungs- und Hilfsangebote weiterzuentwickeln“, sagt Petra Gast und fügt ein streng ausgesprochenes „BISHER“ an. Denn für das Entwickeln und den Ausbau der dringend nötigen Angebote fehlt der „wir für pänz“-Geschäftsführerin das Personal, genauer: 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

80 unbesetzte Stellen, großer Hilfebedarf bei Kölner Familien

„Unser Jubiläumsjahr ist überschattet vom Fachkräftemangel. Hinter jeder, der 80 nicht besetzten Stellen, steht ein hilfsbedürftiges Kind, das nicht betreut werden kann“, mahnt Gast. So könne beispielsweise der ambulante Kinderkrankenpflegedienst, einer der 12 Säulen des Vereins, derzeit nur mit einem geringeren Umfang als angefragt zum Einsatz kommen – oder gar nicht. „Wir haben viele Anfragen von Eltern und in Köln stetig wachsende Bedarfe. Denen können wir einfach nicht gerecht werden, da uns schlicht und ergreifend die Leute fehlen“, bedauert Gast.

Unser Jubiläumsjahr ist überschattet vom Fachkräftemangel. Hinter jeder, der 80 nicht besetzten Stellen, steht ein hilfsbedürftiges Kind, das nicht betreut werden kann
Petra Gast, Geschäftsführerin von„ wir für pänz e.V.“

Alles begann mit eben diesem ambulanten Kinderkrankenpflegedienst, als im Jahr 1989 eine Gruppe von Kinderärzten und Kinderkrankenschwestern der Kinderklinik in der Amsterdamer Straße nicht länger hinnehmen möchte, dass schwer kranke Kinder teils monatelang in der Klinik liegen – ungeachtet der Tatsache, dass das deutsche Gesetz vorsieht, die häusliche Pflege einem stationären Aufenthalt vorzuziehen.

Häusliche Pflege: Neue Perspektiven für schwerkranke Pänz

Um für diese Kinder und deren Familien eine neue Perspektive zu schaffen und mit der festen Überzeugung, dass Kinder besser genesen, wenn sie im häuslichen Umfeld gepflegt werden, gründen Charlotte Schmitz, Christian Döring und weitere Mitstreiterinnen und -streiter des Vereins „Kölner Gesundheitsladen e.V.“ noch im selben Jahr den Verein „kranke pänz“.

Und sind künftig dort zur Stelle, wo Hilfe gefordert ist: In Kölner Haushalten, in denen akut und chronisch, unheilbar und lebensverkürzend kranke Kinder gepflegt werden – beatmete oder behinderte Jungen und Mädchen beispielsweise, mit Anfallsleiden, Geburtsschäden oder Stoffwechselerkrankungen. Angewiesen auf Sauerstoffgeräte, Magensonden, Monitorüberwachung oder andere unterstützende Maßnahmen.

Großes Hilfenetz für Kölner Drillingsfamilie

Im Laufe der Jahrzehnte entwickelt sich daraus ein komplettes Netzwerk von unterstützenden, maßgeschneiderten Hilfen, das seit 2005 unter dem Vereinsnamen „wir für pänz“ agiert. Dieses Hilfe-Flechtwerk lässt sich eindrücklich anhand der Drillinge Max, Anton und Lucie Schmitz (Namen geändert) beschreiben. Vor etwas mehr als acht Jahren kommen die drei Frühchen in der 24. Schwangerschaftswoche zur Welt. Max ist schwerst mehrfachbehindert, Anton entwicklungsverzögert. Von Beginn an steht „wir für pänz“ den drei Babys und deren Familie unterstützend zur Seite – und tut es bis heute.

Wir haben viele Anfragen von Eltern und in Köln stetig wachsende Bedarfe. Denen können wir einfach nicht gerecht werden, da uns schlicht und ergreifend die Leute fehlen
Petra Gast, Geschäftsführerin „wir für pänz e.V.“

Mitarbeitende des ambulanten Kinderkrankenpflegedienstes betreuen die Frühchen und deren Eltern unter anderem im Rahmen des Projekts „sternepänz“ insbesondere bei den immer wiederkehrenden stationären Aufenthalten in der Kinderklinik – entlasten Mutter und Vater Schmitz und bereiten die Entlassungen der Babys aus der Klinik vor.

Gemäß der „wir für pänz“-Philosophie, Kinder, deren Geschwister sowie die Eltern zu fördern und dazu zu befähigen, schwierige Lebenssituationen zunehmend selbstständig zu bewältigen, werden Schmitz' in ihrem häuslichen Umfeld von sozialpädagogischen Fachkräften der „wir für pänz“-Jugendhilfe“ unterstützt – um die neuen, herausfordernden Lebensumstände Schritt für Schritt begreifen, annehmen und bewältigen zu können.

Kletterangebote und tiergestützte Päadagogik

Die Mitarbeitenden der Jugendhilfe stehen der Familie auch bei der Suche nach einer Wohnung bei, in der Kinder mit Einschränkungen gut leben können. Zusätzlich erhalten Vater und Mutter Schmitz Unterstützung und Hilfe im „wir für pänz“-Beratungszentrum. Lucie profitiert als Geschwisterkind von den spendenbasierten – unter anderem auch von „wir helfen“ geförderten – „wir für pänz“-Projekten wie „kletterpänz“ (ein Kletterangebot) und „pänz und pääds“ (ein Projekt der tiergestützten Pädagogik) – um außerhalb des eingeschränkten Alltags mit einem schwer erkrankten und einem eingeschränkten Bruder wenigstens für ein paar Stunden pro Woche eine eigene, sorgenfreie und sinnvolle gestaltete (Aus-)Zeit zu verbringen.

Und auch Anton klettert inzwischen mit großer Begeisterung. Mit von der Partie ist auch der familienunterstützende Dienst (FUD) von „wir für pänz“. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter helfen Familie Schmitz im Alltag und entlasten die Eltern, indem sie beispielsweise Fahrten zu Freizeitaktivitäten übernehmen, zur Schule oder zu Arztterminen.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ambulanten Kinderkrankenpflegedienstes versorgen Max nach wie vor – und tragen damit dazu bei, dass der schwerst mehrfach behinderte Junge in den eigenen vier Wänden leben kann. Und falls mal wieder ein Krankenhaus-Aufenthalt ansteht, begleiten die „wir für pänz“-Pflegefachkräfte den Jungen auch dorthin – unterstützen damit die Eltern und fangen gleichzeitig den Fachkräftemangel in den Kliniken auf. Darüber hinaus lernt das Pflegefachpersonal von „wir für pänz“ Vater und Mutter Schmitz an, Max fachgerecht zu pflegen, medizinisch zu versorgen und berät sie, welche Sozialleistungen und Unterstützungsangebote ihnen aufgrund des Pflegegrades ihrer beiden Söhne zustehen.

„wir für pänz“ stärkt das komplette Familiesystem

Max und Anton waren bis zum Eintritt in die Förderschule in der inklusiven Kindertagesstätte von „wir für pänz“ untergebracht. Dort wurden und werden die beiden jeweils von „wir für pänz“-Mitarbeitenden der pädagogischen Eingliederungshilfe begleitet und betreut – womit Max und Anton Teilhabe und individuelle Förderung ermöglicht wird. Nicht nur Max, Anton und Lucie profitieren von dem breiten „wir für pänz“-Angebot – das gesamte Familiensystem wird durch die Hilfestellungen gestärkt, ohne die die Eltern nicht ihren beruflichen Pflichten nachgehen, den Interessen und Bedürfnissen ihrer drei, teils schwer beeinträchtigten, Kinder gerecht werden – geschweige denn am gesellschaftlichen Leben teilnehmen könnten.

Mit unserem Konzept möchten wir die Eltern in ihrer Kompetenz und Kreativität stärken, um für sich selber und für ihre Kinder eine neue Lebensqualität zu erreichen
Petra Gast, Geschäftsführerin„ wir für pänz e.V.“

„Mit unserem Konzept, das auf den modernsten Erkenntnissen der Pflegewissenschaft, der Entwicklungspsychologie und Pädagogik basiert, möchten wir die Eltern in ihrer Kompetenz und Kreativität stärken, um für sich selber und für ihre Kinder eine neue Lebensqualität zu erreichen“, bringt Petra Gast das „Rundum-Hilfspaket“, sprich: das große Leistungsspektrum von „wir für pänz“ auf den Punkt – das unter anderem auch durch die enge Zusammenarbeit mit Kölner Kinderkliniken, niedergelassenen Kinderärztinnen und -ärzten, mit dem Gesundheits-, Jugend- und Sozialamt, den betroffenen Eltern, Schulen und Kitas sowie den entsprechenden fachspezifischen Arbeitskreisen ermöglicht wird.

Alles begann mit einer radelnden Kinderkrankenschwester

Die 35-jährige Vereinschronik von „wir für pänz“ gleicht einer Erfolgsstory: Was mit der radelnden Kinderkrankenschwester, weiteren sechs Vereinsgründerinnen und -gründern und Kölns erstem häuslichen Krankenpflegedienst begann – gipfelte 2019, zum 30. Vereinsgeburtstag, in knapp 200 angestellten Mitarbeitenden und 100 ehrenamtlichen, knapp 20 Leistungsbereichen und Angeboten – darunter auch eine eigene Kita samt Familienzentrum.

Inzwischen ist das Team auf 174 angestellte Mitarbeitende und 98 ehrenamtlich Tätige geschrumpft – nicht aber die Bedarfe. Jedes Jahr kommen in Köln rund 9.500 Kinder zur Welt, bis zu vier Prozent davon mit einer schweren chronischen Erkrankung. Parallel nimmt die Anzahl der Kinder mit Teilleistungsstörungen und (Früh-)Förderbedarf rasant zu. Diese Kinder und ihre Familien sind dringend auf Hilfe angewiesen – die häufig immer später geboten werden kann, da die Wartelisten von „wir pänz“ stetig länger werden.

Bleibt zu hoffen, dass die Vereinschronik nicht ohne Happy End auskommen muss. Ein kleines jedenfalls steht am 1. September auf dem Vereinsprogramm: Dann feiert „wir für pänz“ ein großes Familienfest zum 35. Geburtstag – Fachkräftemangel hin oder her.


So können Sie helfen

  1. Mit unserer Jahresaktion „wir helfen: weil jedes Kind wertvoll ist“ bitten wir um Spenden für Projekte und Initiativen in Köln und der Region, die Kindern und Jugendlichen eine gute körperliche und geistige Entwicklung ermöglichen. Damit jeder junge Mensch in unserer Gesellschaft einen Platz findet, an dem er gesund, sicher und glücklich aufwachsen kann. Und an dem er gefördert wird.
  2. Die Spendenkonten lauten: „wir helfen – Der Unterstützungsverein von M. DuMont Schauberg e. V.“
  3. Kreissparkasse Köln, IBAN: DE03 3705 0299 0000 1621 55
  4. Sparkasse Köln-Bonn, IBAN: DE21 3705 0198 0022 2522 25
  5. Wünschen Sie eine Spendenbescheinigung, geben Sie bitte +S+ im Verwendungszweck an. Sollten sie regelmäßig spenden, ist auch eine jährliche Bescheinigung möglich. Bitte melden Sie sich hierzu gerne per E-Mail bei uns. Soll Ihre Spende nicht veröffentlicht werden, notieren Sie +A+ im Verwendungszweck. Möchten Sie anonym bleiben und eine Spendenbescheinigung erhalten, kennzeichnen Sie dies bitte mit +AS+. Bitte geben Sie in jedem Fall immer ihre komplette Adresse an. Auch wenn Sie ein Zeitungsabonnement der „kstamedien“ beziehen, ist Ihre Adresse nicht automatisch hinterlegt.
  6. Sollten Sie per PayPal spenden, beachten Sie bitte, dass Ihre Spende immer anonym ist. Wünschen Sie eine Spendenbescheinigung schicken Sie bitte eine E-Mail an uns.
  7. Sollten Sie anlässlich einer Trauerfreier, einer Hochzeit oder eines Geburtstags zu einer Spendenaktion aufzurufen, informieren Sie uns bitte vorab per E-Mail über die Aktion. Sehr gerne lassen wir Ihnen dann, zwei Wochen nach dem letzten Spendeneingang, die gesammelte Spendensumme zukommen.
  8. Kontakt: „wir helfen e.V.“, Amsterdamer Straße 192, 50735 Köln, Telefon: 0221-2242789 (Allgemeines, Anträge), 0221-224-2130 (Redaktion) wirhelfen@kstamedien.de
  9. Mehr Infos finden Sie auf unserer Vereinshomepage hier >>