Digitales Coaching beim SkF„Noch nie im Leben einen Computer angemacht“
Köln – Marie Döring ist Digital Coachin beim Sozialdienst katholischer Frauen in Köln. Im Interview spricht sie über die Sorgen der Klientinnen, die Kommunikation mit Behörden und ob Digitalisierung wirklich automatisch mehr gesellschaftliche Teilhabe bedeutet.
Frau Döring, unser Leben ist in zwei Jahren Corona-Pandemie deutlich digitaler geworden. Monatelang haben wir uns quasi nur online durch die Welt bewegt. Gilt das auch für die Menschen, die der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) betreut?
Nein, zu mir kommen nach wie vor Menschen, die noch nie in ihrem Leben einen Computer angemacht haben. Insbesondere bei vielen geflüchteten Jugendlichen und jungen Frauen fangen wir auch nach zwei Jahren Pandemie fast noch bei Null an.
Was sind die drängendsten Probleme, die Sie als Digital Coachin lösen?
Bei vielen scheitert es natürlich schon an den entsprechenden Geräten. Wer sich kein eigenes digitales Endgerät leisten konnte, musste lange auf Unterstützung warten. Ansonsten waren wir während der Schulschließungen darauf eingestellt, dass viele Familien uns beim Homeschooling um Hilfe bitten. Das war dann aber gar nicht so.
Tatsächlich setze ich mit meiner Hilfe oft viel früher ein: Wie bearbeite ich ein Dokument und speichere es anschließend ab? Wie schreibe ich eine E-Mail? Viele brauchen erst einmal die absoluten Grundlagen. In der Kommunikation mit Behörden wie dem Jobcenter, das quasi die gesamte Kommunikation digitalisiert hat, ist das absolut essenziell. Wenn die Klientinnen und Klienten das nicht können, bekommen sie im schlimmsten Fall kein Geld und können für sich und ihre Familie nichts zu essen kaufen.
Bis Ende 2022 sollen sehr viele kommunale Leistungen digitalisiert werden. Was bedeutet das für ihre Arbeit?
Wenn sich unsere Sorge bewahrheitet, dass die analogen Angebote Schritt für Schritt entfallen, kommt auf die sozialen Träger eine Mammutaufgabe zu. Wir haben viele Klientinnen und Klienten, die Analphabeten sind und nicht gut Deutsch sprechen. Diese Menschen müssen mitgedacht werden. Wie sollen sie alleine online ein Formular ausfüllen? Das müssen dann noch mehr als ohnehin schon unsere Beraterinnen und Berater übernehmen.
So können Sie helfen
wir helfen: damit in der Krise kein Kind vergessen wird
Mit unserer Aktion „wir helfen: damit in der Krise kein Kind vergessen wird“ bitten wir um Spenden für Projekte, die Kinder und Jugendliche wieder in eine Gemeinschaft aufnehmen, in der ihre Sorgen ernst genommen werden.
Bislang sind 1.328.993,90 Euro (Stand: 27.09.2022) eingegangen.Die Spendenkonten lauten:„wir helfen – Der Unterstützungsverein von M. DuMont Schauberg e. V.“Kreissparkasse Köln, IBAN: DE03 3705 0299 0000 1621 55Sparkasse Köln-Bonn, IBAN: DE21 3705 0198 0022 2522 25
Mehr Informationen und Möglichkeiten zum Spenden unter www.wirhelfen-koeln.de.
Klingt nicht so, als würde die Digitalisierung für ihre Zielgruppe mehr Teilhabe ermöglichen.
Doch grundsätzlich glaube ich das schon. Aber das beste System nützt nichts, wenn der Nutzer oder die Nutzerin es nicht bedienen kann. Zum Beispiel muss auf jeden Fall leichte Sprache verwendet werden.
Was fällt Ihnen in der Arbeit mit Jugendlichen auf?
Sie sind in allen möglichen Sozialen Netzwerken wie Instagram, Snapchat und Tiktok aktiv, sind sich aber oft der Sicherheitsrisiken nicht bewusst. Viele Mädchen kläre ich erstmal über ihre Rechte auf: Dass man ungefragte Fotos zur Anzeige bringen kann, zum Beispiel.
Das könnte Sie auch interessieren:
Oder dass man sich nicht überall mit seinem Klarnamen anmelden sollte, weil man so sehr leicht auffindbar ist. In der technischen Bedienung sind viele mit dem Handy viel fitter als mit einem Computer. Sie verschicken dann zum Beispiel ihre Bewerbungen lieber mit dem Smartphone. Da passieren aber noch schneller Fehler.