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Umfrage unter JugendlichenWann Medien süchtig machen

Lesezeit 2 Minuten

Wann wird die Mediennutzung zur Sucht? Das will der Kinderreport 2021 herausfinden.

Berlin/Köln – Mediensucht sollte an Schulen thematisiert werden. Das hält eine große Mehrheit von Kinder und Jugendlichen in Deutschland nach einer neuen Studie des Deutschen Kinderhilfswerks für sinnvoll. Über 90 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, wie die Kinderrechtsorganisation mitteilte. Auch 95 Prozent der Eltern sind dafür, um dem Problem in der Freizeit entgegenzuwirken.

Der Kinderreport 2021 des Kinderhilfswerks widmet sich dem Schwerpunkt-Thema Mediennutzung und der Frage, wie viel Zeit am Handy und vor dem Computer normal ist und wann man von Mediensucht sprechen sollte. Besonders in der Corona-Krise muss diese Frage laut den Autoren des Reports noch einmal neu bewertet werden.

Die meisten der befragen Kinder und Jugendlichen definierten Sucht so, dass der Nutzer oder die Nutzerin einfach nicht aufhören kann und zum Beispiel die Schule vernachlässigt. Auch Nervosität und Unzufriedenheit, wenn die gewohnte Mediennutzung nicht möglich ist, zählen die befragten Minderjährigen als Zeichen einer Sucht. Die Hälfte der Kinder und Jugendlichen gaben an, dass sie damit bereits selbst oder im Freundeskreis Erfahrungen gemacht hätten.

Anbieter verpflichten

Der überwiegende Teil der befragten Kinder und Erwachsenen sprach sich dafür aus, süchtigmachende Medien zu kennzeichnen. Zudem sahen sie die Nutzer selbst in der Verantwortung, sich um das Problem zu kümmern, aber auch große Medienanbieter. Auch die Staatssekretärin im Bundesfamilienministerium, Juliane Seifert, erklärte laut Mitteilung: „Es kann nicht allein Aufgabe der Eltern sein, ihre Kinder vor exzessiver Mediennutzung zu schützen. Anbietern kommt hier eine besondere Verantwortung zu.“

Mehr Hilfen gefordert

78 Prozent der Kinder und Jugendlichen sowie 72 Prozent der Erwachsenen wollen Altersgrenzen bei digitalen Medienangeboten. Ähnlich groß ist der Anteil derer, die sich ein Zeitlimit wünschen.

Außerdem gäbe es laut Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerks, viel zu wenig Beratungs- und Hilfsangebote zum Thema Mediensucht. „Dafür ist ein bundesweit flächendeckendes Netz an Einrichtungen unabdingbar, die Präventionsarbeit leisten und Fälle pathologischer Mediennutzung in professionelle Therapien vermitteln können“, sagt Krüger. Er plädiert dafür, Chanchen und Risiken der Mediennutzung aus kinderrechtlicher Sicht gleichberechtigt zu thematisieren.

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Für den Kinderreport 2021 wurden etwa 700 Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 17 Jahren und etwa 1000 Erwachsene befragt. Der Bericht widmet sich jedes Jahr einem anderen kinderrechtlich relevanten Lebensbereich. (lis, dpa)