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Ehrenamt in KölnDie Zeitschenker von „youngcaritas“

Lesezeit 4 Minuten
Vier junge Menschen aus Köln sitzen auf einer Wiese eines Spielplatzes, sie sind ehrenamtlich bei „youncaritas“ aktiv.

Sind ehrenamtlich bei „youngcaritas“ engagiert (von links): Kupin Dmyrvo (20), Arwid Fusa (19), Carla Zambrono (30) und Ana Ibarra (24)

Von wegen Ehrenamt ist nur für Ältere interessant: Bei „youngcaritas“-Köln unterstützen junge Leute soziale Projekte.

„Mich berühren Schicksale von Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen. Ich möchte den Armen, psychisch-Labilen, Obdachlosen und Drogenabhängigen helfen, ihre Lebenssituation zu verändern. Mir gibt es ein gutes Gefühl, wenn es den Menschen auch gut geht“, sagt Ana Ibarra, 24, die vor sechs Jahren aus Mexiko als Au-Pair-Mädchen nach Köln kam – und blieb. Sie hat parallel zu ihrem Studium der Sozialwissenschaften ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) beim Sozialdienst Katholischer Männer Köln (SKM) gemacht und bei dem Projekt „De Flo“ mitgearbeitet.

„Ich habe dort gemeinsam mit Langzeitarbeitslosen bei Wohnungsauflösungen geholfen, dabei ganz tolle Menschen kennengelernt und alle Berührungsängste verloren. Diese Erfahrung hat mich so geprägt, dass ich mich nach dem FSJ um ein Ehrenamt beworben habe“, so Ana Ibarra, die heute beim SKM das Projekt „youngcaritas“ leitet.

Spontan oder nur ab und zu im Einsatz

„young caritas“ ist eine Plattform der Caritasverbände für junge Menschen, die sich nicht langfristig an ein Ehrenamt binden können, sondern sich einmalig oder nur ab und zu bei sozialen Aktionen engagieren möchten – etwa bei Spielnachmittagen mit geflüchteten Kindern, Müll-Sammelaktionen oder Bastelnachmittagen mit Senioren. „Wir freuen uns über jeden jungen Menschen, der sich engagiert. Ehrenamt macht glücklich, es hat bei mir den Blick auf die Welt verändert, ich bin offener für neue Erfahrungen“, sagt Ibarra, die inzwischen einen Pool von 25 ehrenamtlich Aktiven zwischen 16 und 32 Jahren aufgebaut hat.

Das blau-weiße Logo der „wir helfen“-Serie Ehrensache, über ehrenamtliches Engagement in Köln, zeigt fünf Strichmännchen, die sich an der Hand halten.

Logo der „wir helfen“-Serie Ehrensache, über ehrenamtliches Engagement in Köln

Durch Mund-zu-Mundpropaganda und Präsenz auf den Social-Media-Kanälen versucht Ibarra die jüngere Generation für das Ehrenamt zu gewinnen. Bei der Wirtschaftsingenieurin Carla Zambrono ist es ihr gelungen. „Ich hatte schon immer Lust, etwas Soziales mit Kindern zu machen, aber ein langfristiges Ehrenamt kam wegen meines Jobs nicht infrage. Bei ‚youngcaritas‘ kann ich mich spontan melden und mithelfen“, sagt die 30-Jährige.

Kein großer Aufwand: Perfekter Einstieg ins Ehrenamt

Kupin Dmyrvo, 20, kommt aus der Ukraine und hat schon dort mit Kindern aus schwierigen sozialen Verhältnissen gearbeitet. „Ein Freund hat mir von ‚youngcaritas‘ erzählt und ich habe mich sofort gemeldet. Ich habe jetzt spontan zweimal bei einem Spielenachmittag mit geflüchteten Kindern geholfen.“

Ehrenamt macht glücklich, es hat bei mir den Blick auf die Welt verändert, ich bin offener für neue Erfahrungen
Ana Ibarra, Leiterin von„ youngcaritas“ Köln

Der 19-jährige Arwid Fusa findet, dass „youngcaritas“ für junge Leute ein perfekter Einstieg ins Ehrenamt ist. „Die Hemmschwelle, sich zu melden, ist viel niedriger. Man kann ohne großen Aufwand gleich mitmachen und vielleicht entwickelt sich daraus noch mehr. Ich habe es schon in meinem Freundeskreis beworben.“

Aus der Bahn geraten und trotzdem für andere da

Unter dem Motto „Jeder Mensch kann etwas“ bietet der SKM in Köln zudem viele Möglichkeiten, sich langfristig ehrenamtlich zu engagieren – ob in der Kleiderkammer, als Lesepatin, bei der Seniorenbegleitung, Familienbetreuung oder dem Suchtnotruf. Seit einem Jahr gibt es darüber hinaus das „EfA - Ehrenamt für alle“. Hier können sich Menschen ehrenamtlich engagieren, die in ihrem Leben aus der Bahn geraten sind. Mit diesem Projekt möchte der SKM ihnen neue Aufgaben geben, feste Tagesstrukturen und mehr Selbstvertrauen.

Heike Sperber, die Leiterin der Fachstelle Ehrenamt und Freiwilligendienste beim SKM Köln, hat lockige graue Haare und trägt eine runde schwarze Brille.

Heike Sperber ist Leiterin der Fachstelle Ehrenamt und Freiwilligendienste beim SKM Köln.

„Alleine die Tatsache, dass sie nicht nur als Hilfsbedürftige, sondern als Hilfe-Gebende agieren, bedeutet für viele unserer Klienten eine enorme Chance für ihren weiteren Lebensverlauf. Ein ehemaliger Suchtkranker arbeitet jetzt zum Beispiel in einer Jugendeinrichtung ehrenamtlich als Koch. Als Betroffener wirkt er auf die Jugendlichen authentischer als unsere Sozialarbeiter“, sagt Heike Sperber, die die Fachstelle „Ehrenamt und Freiwilligendienste“ beim SKM Köln leitet. 75 ehemalige Klientinnen und Klienten haben sich bereits für das Projekt gemeldet. „Leider läuft es Mitte nächsten Jahres aus, dann endet die Förderung.“

Seit 2016 ist der SKM Köln einer der Träger des Bundesprogramms „Menschen stärken Menschen“. Dabei werden Ehrenamtliche vermittelt, die Patenschaften mit jungen Menschen, mit Geflüchteten oder Menschen mit besonderen Herausforderungen eingehen. Dank der engmaschigen Betreuung durch einen Paten hat eine junge Frau, die in einer SKM-Einrichtung betreut wird, ihre IHK-Abschlussprüfung mit Bestnote bestanden. „Wir sind stolz auf solche Erfolgsgeschichten, zumal man diesem Mädchen nach ihrem Schulabschluss nahegelegt hat, keine klassische Ausbildung zu schaffen. Wir möchten Menschen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung stärken und dadurch ihre Bildungschancen erhöhen“, sagt Sperber.


Der SKM sucht Sie!

  1. Für seine mehr als 70 Dienste und Angebote sucht der Sozialdienst katholischer Männer (SKM) Köln kontinuierlich ehrenamtlich Mitarbeitende – für Patenschaften von Kindern und Jugendlichen, von Geflüchteten und für Menschen mit besonderen Herausforderungen,  für Koch- und Kreativangebote oder die Essensausgabe.
  2. Wer sich für ein Ehrenamt beim SKM interessiert: Ansprechpartnerin ist Heike Sperber, 0221/2074 205
  3. Heike.Sperber@skm-koeln.de
  4. www.skm-koeln.de