Klassisches Schulwissen genügt nicht, die junge Generation braucht Zukunftskompetenzen, sagen Experten – Was ist genau damit gemeint?
Future Skills„Die Jugend fit machen für eine Welt im Wandel“
„Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten“, hat Willy Brandt einmal gesagt. Dass es dafür „Future Skills“, also Zukunftskompetenzen braucht, konnte der ehemalige Kanzler noch nicht wissen. Denn das Konzept gibt es „erst“ seit rund 30 Jahren und befasst sich damit, wie die Jugend auf eine immer komplexer werdende Welt vorbereitet werden und auf die damit einhergehenden, unvorhersehbaren Entwicklungen flexibel reagieren kann.
Es vergeht kaum eine Woche, ohne dass Pädagoginnen, Kinderschützer oder andere Menschen, die sich stark machen für das Kindeswohl und/oder die gesellschaftliche Zukunft, die Politik diesbezüglich zum Handeln aufrufen. Doch ein Gros der Verantwortlichen scheint auf diesem Ohr taub zu sein – oder es fehlt ihnen schlichtweg der politische Wille. Denn was nach wie vor dringend vonnöten ist, ist ein Bildungssystem, das diese Zukunftskompetenzen vermittelt.
Mathe, Deutsch und Latein genügen nicht, um auf die Zukunft vorbereitet zu sein
„wir helfen: dass Kinder wieder mutig in die Zukunft gehen“ lautet deshalb auch das Motto der aktuellen „wir helfen“-Aktion. Der Unterstützungsverein dieser Zeitung für Kinder und Jugendliche in Not möchte damit Projekte unterstützen, die jungen Menschen zu diesen Fähigkeiten verhelfen. Welche das genau sein sollen, darauf gibt es verschiedene Antworten, eines aber ist sicher: Deutsch, Mathe oder Latein allein genügen nicht, um für die Anforderungen, die eine digitalisierte und globalisierte Welt mit sich bringt, ausreichend gewappnet zu sein.
Nicht nur die klassischen Fächer, die gesamten Schulstrukturen, wie wir sie kennen, sind nicht mehr hinreichend, um den Herausforderungen, die etwa die Digitalisierung und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz mit sich bringen, erfolgreich begegnen zu können. Stattdessen braucht die junge Generation „einen breiten Fächer an Fähigkeiten, mit denen sie selbstständig durch unbekanntes Terrain navigieren kann“, wie es die Expertinnen und Experten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in ihrem Lernkompass 2030 formulieren.
Lernen für das Leben von morgen und sich rasant verändernde Lebenswelten
Es geht um Fähigkeiten, mit denen junge Menschen die Zukunft verantwortungsvoll mitgestalten und einen Blick für das große Ganze entwickeln können – frei nach dem Motto „In der Schule lernen Kinder fürs Leben von morgen – und für sich rasant verändernde Lebenswelten“ unter anderem bedingt durch Klimawandel, Künstliche Intelligenz oder Kriege und andere klimatische, technische und wirtschaftliche Herausforderungen.
Kinder und Jugendliche sollten vorbereitet werden auf eine ungewisse Zukunft, auf Arbeitsplätze, die es noch nicht gibt, auf gesellschaftliche und umweltbedingte Herausforderungen, die noch nicht absehbar sind, auf noch unbekannte Technologien. Wie all das möglich ist? Indem Schülerinnen und Schüler, so empfiehlt es der OECD-Lernkompass, lernen, mehr Verantwortung für ihr Lernen zu übernehmen und ihre eigenständige Gestaltungs- und Handlungskompetenz zu entwickeln.
Kompetenzen für die Zukunftsfähigkeit: Digitales Wissen, Ethik und Moral
Die Expertinnen und Experten heben dabei drei Lerngrundlagen als besonders wichtig hervor: die kognitiven – samt Lese-, Schreib-, Rechen- und digitalen Fähigkeiten; die gesundheitlichen – zu denen physische wie psychische Gesundheit und entsprechendes Wohlergehen gehören – sowie soziale und emotionale Grundlagen, einschließlich Moral und Ethik.
Im vergangenen Jahr hat die Jacobs Foundation eine Studie zu dem Thema „Future Skills“ veröffentlicht – mit dem prägnanten Untertitel „Vier Szenarien für morgen und was man dafür können muss“. Darin haben die Forschenden geprüft, wie das Bildungssystem junge Menschen auf vier verschiedene Zukunftsszenarien vorbereitet. Eines ihrer wichtigsten Ergebnisse: Je stärker die Zukunft von der heutigen Welt abweichen wird, desto weniger können bestehende Institutionen und Erfahrungen als Orientierungshilfen dienen – und desto mehr sind zukünftige Generationen auf sich allein gestellt.
„Zukunft soll nicht länger etwas sein, das uns zustößt“
Daraus zieht das Expertenteam den Schluss, dass Kompetenzen der Selbstbestimmung wie Eigenantrieb, Selbstwirksamkeit und die Fähigkeit, in Gruppen Entscheidungen zu treffen, zu den wichtigsten „Skills“ zählen werden. „Die Jugend muss wieder lernen, dass der gesellschaftliche Gestaltungsspielraum groß sein kann, dass Zukunft nicht länger etwas ist, das uns zustößt und mit dem wir uns zu arrangieren haben.“
Die Autorinnen und Autoren schlagen drei Kompetenz-Kategorien vor, die Kinder und Jugendliche dazu befähigen sollen, ihre Zukunft aktiv zu gestalten, und die sie „Wissen“, „Wollen“, „Wirken“ nennen. „Wissen“ bezieht sich auf die Kenntnisse der Gegenwart – und die Fähigkeit, zu wissen, was man nicht weiß. Bei einer sich rasant verändernden Welt seien zusätzlich Werkzeuge wichtig, sich schnell neues Wissen anzueignen.
Fit für die Zukunft mit „Wissen“,„ Wollen“, „Wirken“
Mit „Wollen“ ist die Fähigkeit gemeint, Ziele formulieren zu können, wofür Schülerinnen und Schüler lernen müssen, ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse besser zu reflektieren. Es brauche Visionen und den Mut zu neuen Ideen, die von gemeinschaftlichen Werten geprägt sein sollten. Um schließlich die Kluft zwischen der Gegenwart und den formulierten Zielen zu verringern, sei „Wirken“, also konkretes Verhalten, von Nöten. Dafür brauchen Schülerinnen und Schüler Selbstwirksamkeit, also den Glauben daran, mit eigenen Kompetenzen etwas verändern zu können.
Soziale Kompetenzen helfen schließlich, Entscheidungen in der Gruppe fällen und umsetzen zu können – auch ohne gesamtgesellschaftlichen Konsens, da eine hochkomplexe Welt nicht zentral organisiert werden könne.
Mit den vier Ks die (Schul-)Bildung reformieren
Der OECD-Lernkompass bezieht sich, wie viele andere Konzepte auch, auf das sogenannte 4K-Modell des Lernens. Es geht zurück auf die US-amerikanische Initiative „P21 – Partnership for 21st Century Learning“, einem Zusammenschluss von Fachleuten aus Wirtschaft, Bildung und Politik. Ihr Ziel: Bildung im digitalen Zeitalter zu reformieren. Ihr „4K“-Modell beschreibt vier Kompetenzen für das 21. Jahrhundert, nämlich Kreativität, Kollaboration, Kommunikation und kritisches Denken.
Diese vier Schlüsselfähigkeiten sollen Schülerinnen und Schülern als Grundlage für selbstständiges Lernen dienen und sie besser auf ein Leben und eine Arbeitswelt vorbereiten, in der sich immer mehr immer schneller ändert. „Kreativität“ bezieht sich auf kreative Problemlösungen und Ideenfindung in allen, nicht nur in den künstlerischen Fächern. Es geht darum zu lernen, offen, unsystematisch und experimentierfreudig zu Denken – statt nur rational-logisch, um so besser mit unbekannten Situationen umgehen zu können.
Schlüsselqualifikationen für die künftige Arbeitswelt
Mit „Kollaboration“ ist die Zusammenarbeit in Teams als Schlüsselqualifikation für die künftige Arbeitswelt gemeint. Schülerinnen und Schüler sollen lernen, Entscheidungen zu planen, gemeinsam zu treffen und sich klar, verständlich und überzeugend in die Diskussion einbringen zu können. Sie lernen dabei, Verantwortung zu übernehmen und Führungsfähigkeiten zu zeigen. Die Fähigkeit zur Zusammenarbeit wird immer wichtiger, da komplexe Probleme Teamarbeit erfordern.
Die „Kommunikation“ im Sinne der „4Ks“ geht über die reine Lese-, Sprach- und Schreibkompetenzen hinaus und bezieht den digitalen Wandel und damit einhergehende neue Kommunikationsmöglichkeiten wie SMS, Sprachnachrichten oder Videos mit ein. Schülerinnen und Schüler sollen lernen, Informationen einordnen sowie klar und effektiv vermitteln zu können – auch, um in einer Welt, in der Technologie eine große Rolle spielt, Missverständnisse zu vermeiden.
„Kritisches Denken“ schließlich meint nicht die Fähigkeit, Kritik äußern zu können, selbstständig zu lernen, zu arbeiten und zu denken. Um der Informationsflut einer digitalen Welt Herr zu werden, benötigen Schülerinnen und Schüler kritisches Denken, damit sie Fakten von Meinungen unterscheiden und fundierte Entscheidungen treffen zu können.
So können Sie helfen
- Mit unserer Jahresaktion „wir helfen: dass Kinder wieder mutig in die Zukunft gehen“ bitten wir um Spenden für Projekte in Köln und der Region, die benachteiligten Kindern und Jugendlichen zu einer guten Zukunftsperspektive verhelfen und die Kompetenzen, die sie dafür brauchen, fördern und stärken.
- Die Spendenkonten lauten: wir helfen – Der Unterstützungsverein von M. DuMont Schauberg e. V.,
- Kreissparkasse Köln, IBAN: DE03 3705 0299 0000 1621 55
- Sparkasse Köln-Bonn, IBAN: DE21 3705 0198 0022 2522 25
- Wünschen Sie eine Spendenbescheinigung, geben Sie bitte +S+ im Verwendungszweck an. Sollten sie regelmäßig spenden, ist auch eine jährliche Bescheinigung möglich. Bitte melden Sie sich hierzu gerne per E-Mail bei uns.
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