Beim „Kölner Appell gegen Rassismus e. V.“ öffnen ehemalige geflüchtete Studierende jungen Betroffenen Türen in die Berufswelt.
Integration„Unsere Rettung war der Kölner Appell gegen Rassismus“
„Als ich mit meiner Familie vor neun Jahren aus Serbien nach Deutschland geflüchtet bin, kannten wir hier niemanden, sprachen kein Deutsch und waren hilflos. Unsere Rettung war der Kölner Appell gegen Rassismus, von dem wir in der Unterkunft in der Herkulesstraße erfuhren. Gemeinsam mit meinem Bruder habe ich drei Jahre lang täglich nach der Schule die Hausaufgabenhilfe des Vereins besucht. Meine Mutter hat dort Deutsch gelernt und die Mitarbeiter haben uns bei der Wohnungssuche geholfen“, erinnert sich Irfan Arifovic.
Der heute 24-Jährige hat zwischenzeitlich Elektro- und Wirtschaftsinformatik studiert und arbeitet als technischer Vertriebsingenieur bei der Siemens AG. „Ich bin mir sicher, dass ich es als Flüchtlingskind ohne den Verein niemals so weit geschafft hätte. Ich bin sehr dankbar dafür und engagiere mich deshalb sehr gerne als Alumni beim Kölner Appell“, sagt Arifovic. Alumnis nennt der Kölner Appell gegen Rassismus seine ehemaligen Besucherinnen und Besucher, die sich inzwischen beim Projekt „We are Family“ engagieren.
Hausaufgaben- und Lebenshilfe für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche
Der „Kölner Appell“ bietet seit 1993 Hausaufgabenbetreuung für (sozial) benachteiligte Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 16 Jahren an. Ein Gros der Schülerinnen und Schülern hat eine Flucht- oder Zuwanderungsgeschichte und lebt in Unterkünften für Geflüchtete. Pro Jahr begleitet der Verein bis zu 50 Kinder durch die Schulzeit und hält zu einigen auch noch lange danach Kontakt.
Um die Erfahrungen und Ressourcen der „Ehemaligen“ zu nutzen und sie als Tutorinnen und Vorbilder für die aktuelle Schülergeneration zu gewinnen, baut der Verein derzeit ein Alumni-Netzwerk auf. Kerngedanke des neuen Projekts ist, diesen Kindern und Jugendlichen bei den Hausaufgaben zu helfen, sie parallel in ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung zu unterstützen und ihnen das Gefühl zu vermitteln, Teil einer großen Familie zu sein – „We are Family“.
Türen in die Berufswelt öffnen mit einem großen Kölner Netzwerk
„Wir möchten unsere Ehemaligen mit der aktuellen Generation matchen, ihnen Türen in die Berufswelt öffnen, sprich: bei der Suche nach Praktikumsplätzen oder einer Lehrstelle helfen. Uns schwebt ein Netzwerk vor, wie man es aus den USA kennt, und bei dem man lebenslang Mitglied eines Bundes ist“, sagt Björn Eberhardt, Sozialpädagoge und Geschäftsführer des „Kölner Appell gegen Rassismus“.
Die Idee kommt bei den Ehemaligen gut an. Für viele war der Verein zu der Zeit, als sie als Kinder in ein fremdes Land kamen, der rettende Anker. Jetzt möchten sie sich bedanken, ihr Wissen, ihre Erfahrungen und Kontakte an andere Flüchtlingskinder weitergeben.
Auch Abdulla Jada, der als 12-Jähriger mit seinen Eltern aus Syrien geflüchtet ist und anschließend seine Nachmittage beim Kölner Appell verbrachte, hat sich sofort gemeldet, als er von dem Projekt „We are Family“ erfuhr. „Der Verein war meine zweite Familie, die Mitarbeiter haben mir bei den Hausaufgaben geholfen und mich auch später unterstützt, als ich Bewerbungen schreiben musste“, erzählt Abudlla Jada, 23, der derzeit Wirtschaftsinformatik studiert und nebenbei in der SAP-Abteilung des Versicherungskonzerns HDI arbeitet.
Eberhard freut sich über jeden Ex-Schüler und jede Ex-Schülerin, der oder die sich bei ihm meldet, um das Alumini-Netzwerk wachsen zu lassen. Die Ehemaligen hätten zwar ganz unterschiedliche Lebenswege, aber die Tatsache, dass sie alle als Flüchtlingskind in ein fremdes Land gekommen sind und mit den gleichen Problemen zu kämpfen hatten, mache das geplante Netzwerk so stark und authentisch. „In der neunten Klasse müssen alle Schülerinnen und Schüler ein Praktikum machen, die meisten versuchen es über Vitamin B, beim Onkel im Barbershop oder in der Dönerbude. Ich denke, dass ein Praktikum auch eine Chance ist, eine berufliche Orientierung zu testen. Deshalb wünsche ich mir, dass unsere Ehemaligen dabei helfen, Türen zu öffnen“, sagt Eberhardt.
15 Türöffner engagieren sich für die berufliche Zukunft geflüchteter Jugendlicher
Für sein Mentorenprogramm aus erster Hand haben sich inzwischen 15 Ehemalige gemeldet – darunter auch Chamella Pribytkov. Die 26-jährige Syrerin ist zwar in Köln geboren, aber seit ihrer Kindheit mit dem „Kölner Appell“ eng verbunden, da ihre Mutter als junge Frau beim Verein Deutsch gelernt hat und dem Verein bis heute treu geblieben ist – inzwischen arbeitet sie als Leiterin der Hausaufgabenhilfe.
„Seitdem ich Kind bin, kenne ich den Verein und bewundere das Engagement seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ich habe damals auch in einigen Fächern Unterstützung bekommen, deshalb möchte ich die Hilfe zurückgeben. Ich nehme die Kinder gerne in die Uni mit, um ihnen eine Vorlesung zu zeigen oder helfe bei der Suche nach einem Praktikumsplatz“, sagt die junge Frau, die gerade ihren Master in Biologie macht.
Kölner Verein muss ohne Regelleistungen der Stadt auskommen
Der „Kölner Appell gegen Rassismus“ existiert seit 30 Jahren und bezieht keine Regelleistungen der Stadt Köln, weshalb seine hauptamtlich Mitarbeitenden lediglich Jahresverträge erhalten. Über das Jugendamt können immerhin die Honorarkosten für die Studierenden in der Hausaufgabenhilfe, eine 50 Prozent-Kraft und ein Teil der Kosten für das Mittagessen finanziert werden. Darüber hinaus unterstützt das Land NRW den Verein bei kurzfristig arrangierten Projekten wie Ferienprogrammen und -freizeiten – und auch „wir helfen“ fördert den Verein seit vielen Jahren.
„Darüber freuen wir uns sehr, denn das Geld brauchen wir, um die Stellen für Mitarbeitende zu sichern, die sich um neue Projekte kümmern. Es ist immer wieder aufs Neue eine große Anstrengung, ohne Regelfinanzierung über die Runden zu kommen. Dieses Jahr sollen die Mittel für unsere Hausaufgaben-Hilfe um 50 Prozent gestrichen werden. Das tut enorm weh.“
So können Sie helfen
- Mit unserer Jahresaktion „wir helfen: dass Kinder wieder mutig in die Zukunft gehen“ bitten wir um Spenden für Projekte und Initiativen in Köln und der Region, die vor allem benachteiligten Kindern und Jugendlichen zu einer motivierenden Zukunftsperspektive verhelfen und die Kompetenzen, die sie dafür brauchen, fördern und stärken. Damit jeder junge Mensch eine Chance hat!
- Die Spendenkonten lauten: wir helfen – Der Unterstützungsverein von M. DuMont Schauberg e. V.
- Kreissparkasse Köln, IBAN: DE03 3705 0299 0000 1621 55
- Sparkasse Köln-Bonn, IBAN: DE21 3705 0198 0022 2522 25
- Wünschen Sie eine Spendenbescheinigung, geben Sie bitte +S+ im Verwendungszweck an. Sollten sie regelmäßig spenden, ist auch eine jährliche Bescheinigung möglich. Bitte melden Sie sich hierzu gerne per E-Mail bei uns. Soll Ihre Spende nicht veröffentlicht werden, notieren Sie +A+ im Verwendungszweck. Möchten Sie anonym bleiben und eine Spendenbescheinigung erhalten, kennzeichnen Sie dies bitte mit +AS+.
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- Sollten Sie per PayPal spenden, beachten Sie bitte, dass Ihre Spende immer anonym ist. Wünschen Sie eine Spendenbescheinigung schicken Sie eine E-Mail an uns.
- Sollten Sie anlässlich einer Trauerfreier, einer Hochzeit oder eines Geburtstags zu einer Spendenaktion aufzurufen, informieren Sie uns bitte vorab per E-Mail über die Aktion. Sehr gerne lassen wir Ihnen dann, zwei Wochen nach dem letzten Spendeneingang, die gesammelte Spendensumme zukommen.
- Kontakt: „wir helfen e.V.“, Amsterdamer Straße 192, 50735 Köln, Telefon: 0221-224-2789 (Allgemeines, Anträge, Regine Leuker) 0221-224-2130 (Redaktion, Caroline Kron) wirhelfen@kstamedien.de
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