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JugendstudieDeutlicher Rechtsruck bei der jungen Generation

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Bei der Großdemo gegen Rechts auf der Deutzer Werft halten Protestierende Plakate mit der Aufschrift „Bunt statt braun“ hoch.

Jugendforscher diagnostizieren einen Rechtsruck bei der Jugend, aber es gibt auch großen Protest dagegen, wie hier bei der Großdemo gegen Rechts auf der Deutzer Werft.

Sozialarbeiterinnen und -arbeiter warnen die Politik in diesem Kontext vor einem Sparkurs bei der Jugendarbeit und fordern mehr Jugendzentren.

In einer großangelegten Befragung für die Trendstudie „Jugend in Deutschland 2023“ haben die Forschenden einen deutlichen Rechtsrucks unter jungen Menschen festgestellt. In diesem Zusammenhang warnen Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter jetzt vor einem Sparkurs bei der Jugendarbeit.

„Die Kommunen fahren die Jugendarbeit gerade massiv runter. Das ist fatal“, sagt der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit, Christian Spatscheck. Es brauche ein flächendeckendes Angebot an Jugendzentren. „Dort, wo sie schließen, gibt es rechte Gruppen, die das Feld besetzen.“

22 Prozent der Jugendlichen möchten AfD wählen

In der Anfang Mai vorgelegten Befragung unter 2.000 Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 14 und 29 Jahren gaben 22 Prozent an, AfD wählen zu wollen. Der Wert bezieht sich auf die Befragten, die überhaupt eine Parteipräferenz haben und die bei der Bundestagswahl wählen gehen wollen. Das sind mehr als doppelt so viele wie noch vor zwei Jahren.

Es braucht ein flächendeckendes Angebot an Jugendzentren. Dort, wo sie schließen, gibt es rechte Gruppen, die das Feld besetzen
Christian Spatscheck, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit

2022 hatten sich noch neun Prozent für die AfD ausgesprochen, im vergangenen Jahr waren es 12 Prozent. Berechnet auf alle Befragten würden rund 14 Prozent der 14- bis 29-Jährigen die AfD wählen. Spatschek kritisiert, „dass die Jugend bei der Politik aus dem Blick geraten ist.“ Das habe sich nicht nur während Corona gezeigt. Viele junge Menschen hätten angesichts von Inflation, Wohnungsnot, der Kriege in der Ukraine und in Nahost oder wegen einer Spaltung der Gesellschaft auch Angst, dass es ihnen später schlechter gehe als ihren Eltern und Großeltern und sie von Altersarmut betroffen sein könnten.

Nur noch 26 Prozent für Aufnahme von Flüchtlingen

„Es wirkt so, als hätte die Corona-Pandemie eine Irritation im Vertrauen auf die Zukunftsbewältigung hinterlassen, die sich in einer anhaltend tiefen Verunsicherung niederschlägt“, schreiben die Studien-Autoren Simon Schnetzer, Klaus Hurrelmann und Kilian Hampel.

Sehr stark gesunken sei im Vergleich zur Shell-Jugendstudie von 2019 auch die Zustimmung zur Aufnahme vieler Flüchtlinge. 57 Prozent waren damals dafür, in der vorliegenden Befragung sind es nur noch 26 Prozent. Aus der Erhebung ergebe sich laut der Autoren für die Regierungsparteien „das eindeutige Signal, dass sie auch im Blick auf die junge Generation eine Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik betreiben müssen, die das positive Potenzial von Migration für die Zukunft in Deutschland fördert und lösungsorientiert mit den damit verbundenen Ängsten umgeht.“ (dpa)