Jeder Dritte betroffenKika-Moderator Tom Lehel spricht mit Grundschülern über Mobbing
Kerpen-Brüggen – Die Erwachsenen kennen ihn als Lindenstraßen-Mimen, die Kinder als Moderator im Kinderkanal Kika. Eine ganz andere Seite des Fernsehpromis konnten Kerpener Schulkinder diese Woche kennen lernen. Tom Lehel zieht mit einer eineinhalbstündigen Präventionsveranstaltung „Wir wollen mobbingfrei“ durch die Schulen. Der Schauspieler engagiert sich mit seiner Stiftung „Mobbing stoppen – Kinder stärken“, die die Aktion „wir helfen“ unterstützt, für eine friedliches Zusammenleben.
Endlich gelang die Premiere in der Kerpen-Horremer Clemensschule und der Kerpen-Brüggener Albert-Schweitzer-Grundschule, nachdem die Aktion wegen der Corona-Beschränkungen zweimal verschoben werden musste. Die städtische Präventionsstelle hatte sich um das Projekt beworben, und nachdem die beiden Stiftungen sich für Kerpen als Startort entschieden hatten, war auch die Brüggener Schulleiterin Susanne Klein gleich begeistert. „Das Problem Mobbing ist bei uns nicht überdurchschnittlich groß. Aber das gibt es an allen Schulen und überall“, sagt sie. Mit den Dritt- und Viertklässlern kam sie in die Aula, wo Tom Lehel sie mit seinen typischen hochgelackten Haaren und der markanten Sonnenbrille auf dem Kopf bereits erwartete.
„Wer findet Mobbing doof?“
„Wer wurde schon mal gemobbt?“ Neun von 50 Händen gingen hoch. „Wer hat Mobbing schon beobachtet?“ Etwa 20. „Wer findet Mobbing doof?“ Alle. „Was ist Mobbing?“, wollte Tom von den Brüggener Viertklässlern wissen. „Wenn man einen ärgert, weil er kein Geld hat“, kam die erste zaghafte Antwort von Pia. Damit war der Bann gebrochen. „Wenn man einen beleidigt“, „Wenn man Schimpfwörter benutzt“, legten andere nach. Tom setzte noch ein Kriterium hinzu: „Wenn das über einen längeren Zeitraum, etwa ein halbes Jahr lang, geschieht“.
Er selbst und auch sein Sohn seien mehrere Jahre lang gemobbt worden. „Das war der Anlass, meine Stiftung zu gründen und aktiv zu werden“, sagte er.
Die Kinder erfahren, dass Mobbing zu Depressionen, Angstzuständen oder gar zum Selbstmord führen könne. Es wird bedrückend still in der Pausenhalle der Schule. Auch als Tom Beispiele aus seinem Buch „Du Doof?!“ vorliest, hängen die Grundschülerinnen und Grundschülern an seinen Lippen. Einem Schüler wird der Gang zur Toilette verwehrt, er wird verhöhnt und gehänselt. „Was macht ihr, wenn ihr sowas beobachtet, was könnt ihr tun?“, fragt Tom, um gleich die Antwort mitzuliefern: „Ihr könnt das steuern“. Schüler wüssten am besten, wo sowas passiert, besser noch als die Lehrer. Die gelte es zu informieren. Hilfe holen und das Problem in der Klasse ansprechen. Oder in Bahn und Bus Mitreisende gezielt um Hilfe bitten.
Nicht alles in Sozialen Medien posten
„Die Erwachsenen sind verpflichtet zu helfen“, sagt er. Statt zu belehren, bemüht Tom Lehel einen munteren Plauderton, mit dem er die Kinder mühelos abholt. Mit rockigen Songs nimmt er sie zudem für sich ein. Es wird mitgeklatscht und Refrains gesungen. Nach dem Exkurs über das Mobbing im Alltagsleben widmet sich Lehel dem Cybermobbing. Eine vorgelesene Spielszene berichtet, dass Elli ihren Mitschüler Chris im Netz schlechtmacht, am Schluss eskaliert der Chat in dem Vorwurf, er sei schwul. „Ich würde schreiben, dass das nicht schlimm ist oder dass es gar nicht stimmt“, sagte eine Schülerin.
Dann durfte Jonas bei einem Rollenspiel auf der Bühne mitmachen: Er ist in einem Vorstellungsgespräch. Sein Gegenüber liest seine 20 Jahre alten Social-Media-Einträge nach. Nackt im Kroatien-Urlaub, sturzbetrunken auf Malle geprügelt, einen Dackel vom Balkon geworfen … „Mit dem Sozialverhalten können wir dich nicht gebrauchen“, sagt Tom Lehel als Personalchef. „Und das wird dir überall so ergehen. Im Netz geht nichts verloren. Denkt erst nach, bevor ihr etwas postet“, warnt der Moderator.
Respekt haben, Hinschauen statt wegsehen, nicht daran vorbeigehen und „Mach mit und schrei!“ sind die zusammengefassten Ratschläge, mit denen die Kinder sich auf den Heimweg machten – mit den Cybermobbing-Rock von Tom im Ohr.
Ein Drittel war bereits Opfer
Knapp jeder dritte Grundschüler oder jede dritte Grundschülerin war schon einmal von psychischer oder physischer Gewalt durch andere betroffen. Das zeigt eine Bertelsmann-Studie aus dem Jahr 2019.
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Im Internet war bereits jeder sechste Schüler in Deutschland einer Studie zufolge von Anfeindungen und Bloßstellungen betroffen. Der Befragung zufolge sprach jeder Vierte schon einmal von Suizidgedanken.
So können Sie helfen
Mit unserer Aktion „wir helfen: damit unsere Kinder vor Gewalt geschützt werden“ bitten wir um Spenden für Projekte, die sich für ein friedliches Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen in der Region einsetzen.
Die Spendenkonten lauten:
„wir helfen – Der Unterstützungsverein von M. DuMont Schauberg e. V.“
Kreissparkasse Köln, IBAN: DE03 370 502 990 000 162 155Sparkasse Köln-Bonn, IBAN: DE21 370 501 980 022 252 225
Kontakt: „wir helfen e.V.“,Amsterdamer Straße 192, 50735 Köln.