Jedes Kind ernst nehmen„wir helfen“ unterstützt die „Nummer gegen Kummer“
Leverkusen – Die größte Steigerung gibt es beim Elterntelefon: 64 Prozent mehr Anrufe als im Vorjahr verzeichnet der bundesweite Verein „Nummer gegen Kummer“ für das Pandemiejahr 2020. „Viele Eltern hatten einfach riesige Probleme, den Alltag ihrer Kinder zu organisieren“, sagt Sabine Golin vom Leverkusener Kinderschutzbund. Sie koordiniert die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Telefonseelsorge am Standort Leverkusen, deren Ausbildung von „wir helfen“ mitfinanziert wird.
Auch der Beratungsbedarf bei den Kindern- und Jugendlichen stieg laut bundesweiter Statistik enorm an. Per E-Mail erreichten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Drittel mehr Nachrichten. Bei den anonymen und kostenlosen Anrufen haben die Kinder und Jugendlichen in der Krise oft das Problem, dass ihre Eltern den ganzen Tag Zuhause sind und mithören könnten, erzählt der Kinderschutzbund-Vorsitzende Helmut Ring. „Dann können sie natürlich nicht offen über ihre Probleme reden.“ Aber den meisten merke man auch ohne viele Worte an, dass sie extrem unter den Kontaktbeschränkungen leiden, sagt der Kinderschützer.
Hilfe einer örtlichen Beratungsstelle suchen
Manche Anruferinnen und Anrufer sprechen offen über psychische Probleme, Suizidgedanken oder ihre Gewalterfahrungen in der Familie. „Für uns ist immer das Wichtigste, dass wir die Kinder am Telefon ernst nehmen“, sagt Golin. „Allein dass man ihnen zuhört, sind viele nicht gewöhnt.“ Andere Vertrauenspersonen wie Lehrerinnen oder Sozialarbeiter haben die Kinder über Monate schließlich kaum gesehen. Bei häuslicher Gewalt ermutigen die „Nummer gegen Kummer“-Mitarbeiter die Jugendlichen, sich in einer Beratungsstelle vor Ort Hilfe zu holen.
Wie viele Kinderschützer treiben auch Sabine Golin und Helmut Ring die riesigen Unterschiede um, die die Corona-Pandemie sichtbar macht. Dass Kinder aus finanziell schwachen Familien auch nach einem Jahr nicht die nötige Technik für den digitalen Unterricht haben. Dass Kinder aus eingewanderten Familien über Monate kaum Deutsch gesprochen haben. Dass Kinder generell in der Pandemie gesellschaftlich als Störfaktoren und Virenverbreiter wahrgenommen werden. „Eine Gesellschaft ohne Kinder ist tot“, sagt Helmut Ring als ehemaliger Lehrer und wünscht sich mehr Wertschätzung und Rücksichtnahme.
Neues Projekt durch Corona ausgebremst
Auch die Aktivitäten des Kinderschutzbundes sind seit Beginn der Pandemie enorm ausgebremst. Eigentlich wollten sie längst in einem neuen Projekt Jugendliche für die Mitarbeit am Telefon qualifizieren. „Viele Anrufer wollen gerne mit Gleichaltrigen sprechen“, erklärt Golin. „Sie kennen die Probleme mit den Erwachsenen und sprechen eine ähnliche Sprache.“
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Erreichbar ist das Kinder- und Jugendtelefon unter 116 111 (Montag bis Samstag,14 bis 20 Uhr) und das Elterntelefon unter 0800/11 0 550 (Montag bis Freitag, 9 bis 17 Uhr, Dienstag und Donnerstag zusätzlich 17 bis 19 Uhr) oder online unter www.nummergegenkummer.de
So können Sie helfen
Mit unserer Aktion „wir helfen: damit unsere Kinder vor Gewalt geschützt werden“ bitten wir um Spenden für Projekte, die sich für ein friedliches und unversehrtes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen in unserer Region einsetzen.Die Spendenkonten lauten:„wir helfen – Der Unterstützungsverein von M. DuMont Schauberg e. V.“Kreissparkasse Köln, IBAN: DE03 370 502 990 000 162 155Sparkasse Köln-Bonn, IBAN: DE21 370 501 980 022 252 225