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Mehr FreizeitangeboteFlüchtlingszentrum Fliehkraft will Jugendtreff werden

Lesezeit 3 Minuten

Die Leinwände, die Sara (15) und Sheyda (29) zeigen, können sich Kinder und Jugendliche zum Bemalen abholen.

Köln – Ein Ort der Begegnung, in einer Zeit, in der sich niemand begegnen darf, hat immer etwas Trauriges. Leere Stühle, auf denen niemand sitzt, und eine Bühne, auf der niemand steht. So ist es gerade auch im Flüchtlingszentrum Fliehkraft. Leiterin Nahid Fallahi und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nutzen die Pandemie-Zeit, um groß zu renovieren. Sie wollen die Beratungsstelle zu einem kind- und jugendgerechten Treffpunkt machen, sagt Mitarbeiterin Aische Westermann.

Deshalb werden die Räume an der Turmstraße in Nippes neu gestaltet und mit Kicker, Tischtennisplatte und einer gemütlichen Sitzecke ausgestattet. Die geflüchteten Kinder und Jugendlichen können hier künftig einmal in der Woche tanzen, rappen und kreative Schreibkurse besuchen.

Weniger Ehrenamtliche

„Wir merken in der Beratung, dass viele Anschluss suchen“, sagt Westermann, die zwischen Farbeimern und Malerrollen in den hohen und derzeit kahlen Räumen steht. „Oft kennen die Jugendlichen andere Jugendliche nur aus ihrer Unterkunft oder aus der Schule.“ Für sie – aber natürlich grundsätzlich für alle jungen Kölnerinnen und Kölner – soll es künftig einen Anlaufpunkt geben. Der Ort sei auch wichtig, weil das ehrenamtliche Engagement in Integrationsprojekten spürbar zurückgegangen ist, sagt Westermann. Studien zeigten außerdem, dass die Vorurteile gegenüber geflüchteten Menschen seit der großen Migrationsbewegung 2015 wieder zunehmen.

Ein weiteres Anliegen der Integrationshelfer: Sie wollen die Jugendlichen motivieren, selbst aktiv zu werden. Sie sollen sich selbst für ihre Rechte, zum Beispiel auf Zugang zu Bildung auch in Geflüchtetenunterkünften, engagieren.

Depressionen und Gewalt beherrschen oft den Alltag

Dazu passt auch der Plan, dass die Kinder und Jugendlichen die neuen Räume selbst gestalten sollten. Doch die Pandemie und ihre strengen Kontaktbeschränkungen kamen dazwischen. Statt einer gemeinsamen Streich-Aktion können sich die Kinder nun Leinwände abholen, sie Zuhause bemalen und später in den neuen Räumen aufhängen. Außerdem ist noch ein Workshop mit dem Handwerkerinnenhaus Köln geplant, bei dem geflüchtete Mädchen unter Anleitung selbst Möbel bauen werden.

In der Beratung wiederum berichten viele von großen Problemen Zuhause, erzählt Fliehkraft-Leiterin Nahid Fallahi. „Gewalt und Depressionen sind gerade große Themen unter den Geflüchteten. Viele sind von ihrer Flucht traumatisiert und leben sehr beengt.“ Auch die wechselnden Quarantäne-Maßnahmen in den Unterkünften seien für viele belastend. Wie ein permanentes Bedrohungsszenario, ergänzt Westermann, schwebt die Pandemie und die Gefahr der Ansteckung über den Menschen.

Theatergruppe als Familie

„Wir sind einsam“, sagt Sheyda. Die Iranerin ist mit Anfang 20 ohne Familie nach Deutschland gekommen. Mit „wir“ meint sie die Mitglieder der Theatergruppe Ostbrise, die normalerweise im Zentrum Fliehkraft probt und von „wir helfen“ unterstützt wird. In den Stücken erzählen die Schauspielerinnen und Schauspieler ihre Fluchtgeschichte und wollen so Vorurteile abbauen.

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Für Sheyda und ihre Freundin Sara ist die Theatergruppe wie eine Familie, die sie gerade höchstens auf dem Bildschirm sehen kann. „Theater ist Bewegung und nicht am Computer sitzen“, sagt sie und lacht. Auch die Theatergruppe wird eine der Leinwände gestalten.

So können Sie helfen

Mit unserer Aktion „wir helfen: damit unsere Kinder vor Gewalt geschützt werden“ bitten wir um Spenden für Projekte, die sich für ein friedliches und unversehrtes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen in unserer Region einsetzen.

Die Spendenkonten lauten:

„wir helfen – Der Unterstützungsverein von M. DuMont Schauberg e. V.“

Kreissparkasse Köln, IBAN: DE03 370 502 990 000 162 155

Sparkasse Köln-Bonn, IBAN: DE21 370 501 980 022 252 225