„Ich lese am liebsten Geschichten mit Einhörnern und auch Abenteuerbücher“, sagt die achtjährige Isabell. „Und ich Kinderkrimis, vor allem ‚Die drei Ausrufezeichen‘", sagt die gleichaltrige Umay. Lisa, acht Jahre, „mag Kinderkrimis total gern“ – wegen des Mitratens. Und der neunjährige Karlo liest am liebsten Donald-Duck-Bücher. Die vier Kinder besuchen die zweite und dritte Klasse der Gemeinschaftsgrundschule (GGS) Rosenzweigweg in Zollstock. Die jungen Leseratten kommen an ihrer Schule jetzt voll auf ihre Kosten, denn Anfang März wurde hier ein neuer Leseclub eröffnet.

Sitzsäcke statt Schulbänke

Wo vorher ein „schnöder“ Klassenraum war, finden sich jetzt Sitzsäcke in Orange und Rot, ein blaues Sofa, ein gelber Teppich, Bilder an den Wänden und helle Regale mit insgesamt knapp 1600 Büchern, die nach den Wünschen der Schülerinnen und Schüler ausgewählt wurden. „Es ist nicht wichtig, dass mir oder meinen Kolleginnen und Kollegen die Bücher gefallen, sondern den Kindern, damit sie Spaß am Lesen entwickeln“, sagt Georg Urban, der seit einem Jahr die Schule leitet. Der Leseclub ist ihm eine Herzangelegenheit. „In den Büchern können die Kinder Welten entdecken, ihre Fantasie entwickeln, Bücher können Mut machen und trösten“, sagt der Direktor. Ermöglicht hat den Leseclub, der jetzt mit einer kleinen Feier offiziell eingeweiht wurde, der Kölner Verein „Run & Ride for Reading“.

Im Auftrag der Stiftung Lesen richtet der gemeinnützige Verein seit dem Jahr 2009 vorwiegend an Grundschulen im Köln-Bonner Raum Leseclubs ein. „Unser Ziel ist, die Schulen dabei zu unterstützen, Bücher anzuschaffen, damit die Kinder in schöner Atmosphäre außerhalb des Unterrichts Spaß am Lesen entwickeln, denn Lesen ist ein wichtiger Bildungsbaustein“, sagt Manfred Brodesser von „Run and Ride for Reading e.V“.

Leseclubs

Die gewaltige Welt der Bücher

Von

Dirk Riße

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80 Leseclubs in und um Köln

Der Verein akquiriert das Geld für die Leseclubs über eigene Aktivitäten wie den jährlichen Leselauf, vor allem aber über Spenden. Auch „wir helfen“ unterstützt den Verein von Beginn an und ermöglichte schon zahlreiche der inzwischen mehr als 80 Leseclubs in Köln und den benachbarten Gemeinden. Bundesweit gibt es rund 400. Die Finanzierung des Leseclubs in der Grundschule am Rosenzweigweg – 9000 Euro für die ersten drei Jahre – übernahm die Marketinginitiative der Wohnungsbaugenossenschaften, der 26 Kölner Genossenschaften angehören. „Wir wurden auch von Geschäftsleuten aus Zollstock unterstützt. Der Zusammenhalt im Veedel ist großartig“, betont Urban.

Der Leseclub stößt bei den Schülerinnen und Schülern auf riesiges Interesse. „Da so viele Kinder mitmachen wollten, haben wir drei Clubs eingerichtet. In einem davon wird auf Türkisch und Deutsch gelesen“, sagt Urban. Einmal in der Woche trifft sich jeder Club nachmittags mit einer Betreuungsperson. Die Kinder stellen gegenseitig Bücher vor und tauschen sich über die Inhalte aus. Auch vormittags gibt es Lesestunden, in denen die Leseclub-Schüler als Bücher-Botschafterinnen und -Botschafter verschiedene Klassen besuchen. „Und sich damit als lesende Vorbilder engagieren“, sagt Elisabeth Allouch. Die Lehrerin betreut neben Direktor Urban und einer Kollegin einen Leseclub.

Jeder Dritte betroffen

Kika-Moderator Tom Lehel spricht mit Grundschülern über Mobbing

Von

Dietmar Fratz

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Kika-Star Tom Lehel als Botschafter

Darüber hinaus können sich alle 190 Schülerinnen und Schüler der Einrichtung Bücher ausleihen und mit nach Hause nehmen. Kika-Moderator Tom Lehel, der ebenfalls in Zollstock wohnt, wird sich als Leseclub-Pate engagieren. Er schenkte dem Club mehrere Exemplare seiner Anti-Mobbing-Kinderbücher und plant, künftig auch Lesungen in den Leseclubs anzubieten.