AboAbonnieren

Rom e.V.Lotsen für Integration

Lesezeit 2 Minuten

Im Elterncafé können Kontakte geknüpft werden.

Köln – Die rassistischen Beschimpfungen waren heftig und kamen plötzlich. Sylvya erzählt, wie sie in ihrer Schule von Mitschülern wegen ihrer bulgarischen Herkunft so stark beleidigt wurde, dass das 15-jährige Mädchen keine Lust mehr hatte zu lernen. Zur Lehrerin hatte sie kein Vertrauen, und so blieb sie einfach zu Hause. Zwei Wochen lang.

Hilfe für Roma und Sinti

Ein Fall für das Team von Angle Dikhas, einem Projekt des Rom e.V., das sich um Zuwandererfamilien aus Bulgarien und Rumänien kümmert und insbesondere auch um Roma und Sinti. Im Fall von Sylvya konnte das Team um Sozialpädagogin Monika Schmitz-Mauermann, und den Schulmediatoren Ruzdija Sejdovic und Sandra Sejdovic vermitteln. Der Schule von Sylvya war überhaupt nicht klar, warum das Mädchen nicht mehr zum Unterricht erschien.

In zwölf Kölner Schulen

Die Mitarbeiter von Angle Dikhas, zu deutsch „Nach vorne schauen“, verstehen sich als Integrationslotsen für Jugendlichen von zwölf bis 16 Jahren und deren Familien. In zwölf Schulen quer durch Köln arbeitet das Projekt, 125 Familien werden betreut. Konkret geht es darum, Probleme in der Schule und beim Übergang zur Ausbildung aus dem Weg zu räumen. Und die sind oft zahlreich und vielfältig in Familien, in denen unter Umständen nicht gut deutsch gesprochen wird.

Angst vor Behördendeutsch

Da reicht manchmal ein Brief von einem Amt aus, um Angst zu schüren, weil man das Behördendeutsch nicht versteht. Freilich gibt es auch Familien, in denen zu wenig Geld vorhanden ist und der Beitrag für die nächste Klassenfahrt des Kindes nicht bezahlt werden kann. Oder es gibt Jugendliche, die nach der Schule zu viele Aufgaben übernehmen müssen, als dass sie lernen könnten. Und andere, die in der Schule überfordert sind und nicht mehr hingehen.

Seit November 2016 unterstützt Angle Dikhas Lehrer und Sozialarbeiter, nennt bei Problemen den Familien Ansprechpartner im Viertel, bietet aber auch selbst nicht nur ein Elterncafé, sondern auch Lerngruppen und Nachhilfen für Jugendliche an. Viel wert ist, dass das Angle-Dikhas-Team die Sprachen der Familien spricht und auch als Übersetzer fungiert.

Traumberuf Stewardess

Viviana (14, Name geändert) hat in einer Lerngruppe ihr Englisch verbessert und kann jetzt davon träumen, einmal Stewardess zu werden. Einen Schritt ist sie dem Traum schon näher gekommen: Sie macht bald ein Praktikum in einem Hotel in Flughafennähe. Gefördert wird das Projekt unter anderem vom Europäischen Sozialfonds und dem NRW-Sozialministerium. Allerdings läuft die Unterstützung im Dezember 2018 aus. Wie es danach weitergeht, ist unklar.

www.romev.de

Das könnte Sie auch interessieren: