AboAbonnieren

SchlafmedizinExperten fordern Recht auf gesunden Kinderschlaf

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mädchen schläft mit ihrem Teddy im Arm.

Guter Schlaf ist wichtig, um gesund und fit zu bleiben.

Studien zeigen, dass Schlafprobleme vor allem bei Kindern mit psychischen Erkrankungen zu wenig beachtet werden.

Längst ist wissenschaftlich erwiesen, dass Kinder und Jugendliche besser gelaunt, psychisch gesünder, ruhiger und ausgeglichener am Tag sind und sich in der Schule besser konzentrieren können, wenn sie ausreichend und gut schlafen. Wie aktuelle Studien aber deutlich zeigen, werden Schlafprobleme vor allem bei Kindern mit psychischen Erkrankungen und Verhaltensauffälligkeiten viel zu wenig beachtet.

Deutsche und österreichische Kinderschlafmedizinerinnen und -mediziner fordern deshalb ein Recht auf guten Kinderschlaf. Dafür sei ein Umdenken in der Gesellschaft vonnöten – zunächst bei Eltern, Lehrkräften und Medizinern.

Schlafwissen als Schulstoff

Der Slogan „Schlaf als Kinder-/Patientenrecht“ der Österreichischen und der Deutschen Gesellschaften für Schlafforschung und Schlafmedizin hat sich in den vergangenen zwei Jahren zu einer internationalen Initiative entwickelt — verbunden mit Forderungen, wie etwa die, dass schlafmedizinisches Wissen unbedingt in die Ausbildung von Kinderärztinnen und -ärzten und den schulischen Lehrplan gehört.

Expertinnen und Experten empfehlen eine obligatorische Schlafanamnese bei Kindern und Jugendlichen mit motorischer Unruhe. Symptome wie Unruhe bei längerem Sitzen oder ständiges Zappeln mit den Beinen werden immer wieder als ADHS-Symptome fehlinterpretiert, ohne dass eine Schlafstörung in Betracht gezogen wird. Um einer Verwechslung vorzubeugen, hilft ein Bluttest zur Bestimmung des Eisenstatus'. Denn aktuelle Studien belegen, dass eine Hauptursache von motorischer Unruhe Eisenmangel oder eine Störung des Eisenstoffwechsels ist.

Im Schnitt zwei Stunden zu wenig Schlaf

Eine Studie der Krankenkasse DAK hatte bereits im Jahr 2018 ergeben, dass fast jeder dritte Schüler beziehungsweise jede dritte Schülerin unter Schlafstörungen leidet. Und dass insbesondere ältere Schüler zu wenig schlafen. So berichten Neunt- und Zehntklässler von im Durchschnitt nur rund sieben Stunden Schlaf pro Nacht. Jüngere kommen durchschnittlich auf 9,4 Stunden Schlaf pro Nacht, Zehntklässler nur noch auf 7,3 Stunden. Das ist ein Fünftel oder 120 Minuten weniger als von Expertinnen und Experten für diese Altersgruppe empfohlen.

Auch infolge des Schlafmangels leiden Schüler verstärkt unter Stress. Von den befragten Mädchen gab fast die Hälfte (48 Prozent) an, oft oder sehr oft unter Stress zu leiden. Von den Jungen ist ein Drittel betroffen. Die empfundene Stresshäufigkeit nimmt mit dem Alter zu. Unter den jüngeren Schülern fühlen sich nur fünf Prozent sehr oft gestresst, unter den älteren sind es 14 Prozent. Erhöhtes Stressempfinden ist keine Lappalie, sondern geht mit häufigen Kopf-, Rücken- und Bauchschmerzen einher. Auch Niedergeschlagenheit kann sich verstärken. Etwa ein Sechstel der Befragten (16 Prozent) fühlt sich oft oder sehr oft unglücklich. Insbesondere Mädchen (23 Prozent) machen Angaben, die auf depressive Symptome hinweisen.

Die Studie belegte, dass der Schlafmangel in Zusammenhang steht mit den stark erhöhten Bildschirmzeiten der Schülerinnen und Schüler: Viele sitzen mehr als vier Stunden täglich vor Fernseher, Smartphone oder Tablet. Knapp ein Fünftel zeigt depressive Symptome.