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Sport in MetropolenDie Bambini-Kicker-Liga

Lesezeit 5 Minuten

Malak (5) mit ihren Mitspielern Atilla und Danylo.

Es ist Mitte Februar. In Köln hat es geschneit und draußen ist es ungemütlich. So mancher bliebe bei dem Wetter gerne im Warmen. Für die Kinder von sechs Mülheimer Kitas ist das an diesem Morgen keine Option. Aufgeregt stapfen sie mit ihren Erzieherinnen und Erziehern durch den Schneematsch zur Turnhalle des Don-Bosco-Clubs. Denn es ist Spieltag in der Bambini-Liga der Mülheimer Kitas und den wollen die vier- bis sechsjährigen Fußballerinnen und Fußballer auf keinen Fall verpassen.

Das Projekt

Das Projekt „Sport in Metropolen“ wurde 2003 von Sportamt und Stadtsportbund mit Unterstützung der Deutschen Sporthochschule ins Leben gerufen, um die Sportaktivität in der Bevölkerung über vernetzte Angebote zu erhöhen. Hierfür wurde und wird gezielt nach Potenzialen in den Bezirken geschaut, diese werden gefördert und ausgebaut.

Elementar ist die Förderung des vereinsorientierten Sports. In Kooperationen mit Schulen, sozialen Einrichtungen, Kindertagesstätten, Seniorennetzwerken und weiteren Institutionen werden neue attraktive Angebote geschaffen.

„Sport in Metropolen“ und seine Netzwerke Sport und Bewegung sind seit dem Jahr 2007 in bisher drei Stadtbezirken aktiv. Aktuell gibt es Netzwerke in den Bezirken Nippes (seit 2009) und Kalk (seit 2015).Von 2007 bis 2014 war „Sport in Metropolen“ im Stadtbezirk Mülheim aktiv.

Rudelbildung

Im Vorraum der Turnhalle herrscht quirliges Gewusel. Endlich dürfen die ersten beiden Mannschaften auf den Platz. Angefeuert von ihren Erzieherinnen und Erziehern rennen die insgesamt zwölf Jungen und Mädchen vom Familienzentrum der Christlichen Sozialhilfe („Rasselbande“) und der städtischen Kita Berliner Straße hinter dem Ball her. Noch sieht es ein wenig wie Rudelbildung aus, doch immer wieder blitzt auch schon großes fußballerisches Können auf. Etwa als Eyyüb (5) die Kita Berliner Straße mit einem beherzten Schuss in Führung bringt. Mit einem Strahlen im Gesicht läuft der Vorschuljunge auf seine Erzieherinnen zu und lässt sich abklatschen.

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Kämpfen wie die Großen in der Bambini-Liga.

Voll motiviert

Nicht nur das perfekte Jubeln haben sich die kleinen Kicker von den Profis abgeguckt. Auch in Sachen Motivation wissen sie offensichtlich schon gut Bescheid. Aufmunternd klopft der sechsjährige Kapitän der Rasselbande in der Pause seinen Mitspielern auf die Schulter: „Jetzt machen wir ernst“, beschwört er einen nach dem anderen. Und tatsächlich holt das Team mit den orangen T-Shirts in den zweiten zwölf Minuten noch einmal auf. Trotzdem reicht es nicht ganz für einen Sieg. Allzu große Enttäuschung macht sich dennoch nicht breit. „Das ist doch egal. Man muss eben noch was üben“, sagt einer der orangen Knirpse zuversichtlich.

Sport in Metropolen

Entstanden ist die Bambini-Liga vor sieben Jahren auf einem Netzwerktreffen des Projekts „Sport in Metropolen“ im Stadtbezirk Mülheim. Die Leitung der städtischen Kita Von-Sparr-Straße hatte die Idee zu der Liga – und stieß damit überall auf Begeisterung. Acht Einrichtungen sagten spontan zu. Inzwischen sind es elf Kita-Mannschaften, die in der Liga kicken. Ein- bis zweimal wöchentlich trainieren sie kostenlos mit ihren Erzieherinnen oder Eltern in der Einrichtung. Immer am dritten Donnerstag wird sich beim Liga-Spieltag mit den anderen Teams gemessen – im Winter in der Turnhalle des Don Bosco Clubs, im Sommer auf dem Platz des SC Mülheim.

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Engagierte Nachwuchskicker.

Benachteiligte Kinder erreicht

Koordiniert wird die Liga inzwischen von dem gemeinnützigen Trägerverein „Körbe für Köln“. Die Sportstudenten Felix Wolf und Sebastian Schreiber sind dort ehrenamtliche Mitarbeiter. Sie halten den Kontakt zu den Kitas, planen die Spieltage, stellen Spielpläne zusammen, regeln Anstoßzeiten, sind Schiedsrichter und Zeitnehmer und sorgen auch dafür, dass ausreichend Getränke für die kleinen Kicker bereit stehen. Und natürlich planen sie auch das große Abschlussturnier mit allen 120 Kindern, mit dem die Saison der Liga der Kita im Sommer beendet wird.

Soziale Kompetenzen stärken

„Ziel der Bambini-Liga ist es, die Kinder für Sport zu begeistern“, erklärt die „Körbe für Köln“-Koordinatorin Sascha Luetkens. Darüber hinaus biete das Projekt die Möglichkeit, neben dem Bewegungsdrang auch die sozialen Kompetenzen der Kinder zu fördern. Zudem sei durch die Bambini-Liga die Vernetzung der Mülheimer Kitas untereinander und zu den örtlichen Sportvereinen verbessert worden. Besonders freut Sportpädagogin Luetkens, dass mit dem Projekt vor allem auch viele sozial benachteiligte Kinder erreicht würden.

Engagiert klärt Eyyüb (gelb) vor dem eigenen Tor.

Gestärktes Wir-Gefühl

Die Erzieherinnen wissen das Angebot zu schätzen. „Die Kinder freuen sich riesig auf die Spieltage“, berichtet eine von ihnen. Man merke, dass die Bewegung den Kindern guttue, darüber hinaus werde das Gemeinschaftsgefühl gefördert. „Wenn die Kinder auf dem Platz sind, empfinden sie sich als eine Mannschaft. Das stärkt das Wir-Gefühl.“

Gleichberechtigung von klein auf

Auch dass Mädchen und Jungen gleichermaßen in der Kita-Bambini-Liga mitkicken, finden die begleitenden Erzieher gut. „In dem Alter ist Fußball für die Mädchen noch salonfähig“, sagt auch Sascha Luetkens. Und manche der Mädchen sind offensichtlich richtig talentiert. Die Jungs der Kita Von-Sparr-Straße jedenfalls haben für den Spieltag im Februar die fünfjährige Malak ganz bewusst zu ihrer Torfrau gemacht. „Sie haben einfach erkannt, dass Malak das besser kann als sie selbst“, sagt ihre Erzieherin.

Einzigartig in NRW

Die Bambini-Liga der Kitas ist einzigartig in Köln. „Vielleicht sogar in ganz NRW und Deutschland“, glaubt Sascha Luetkens. Nicht von ungefähr hat das Netzwerk-Projekt im vergangenen Jahr so auch den Präventionspreis im Programm „Kinder stark machen“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gewonnen. Preisgelder gab es damals leider nicht – aber Fußbälle. „Auch gut“, sagt Sascha Luetkens.

Sascha Luetkens (rechts) und Felix Wolf verfolgen ein Spiel der Bambini-Liga.

Bambinis brauchen Geld

Gleichwohl braucht die Bambini-Liga dringend Geld – für neue Trikots, Fußballschuhe, für die Kinder, deren Eltern sich keine leisten können oder auch, um den Ehrenamtlern zumindest eine Aufwandsentschädigung zahlen zu können. „Toll wäre es, wenn wir einen Sportpädagogen finanzieren könnten, der die Erzieherinnen und Erzieher in den Kitas anleitet“, sagt Luetkens.

Grundstein gelegt

Die öffentliche Förderung des Projekts aber ist 2017 ausgelaufen. Und so investiert Koordinatorin Luetkens aktuell viel Zeit und Mühe, um die Liga am Laufen zu halten, aber auch um Sponsoren und Geldquellen aufzutun. „Wenn ich in die begeisterten Augen der kleinen Kicker schaue, dann weiß ich, warum ich das alles mache“, schwärmt sie. Da komme unglaublich viel zurück. „Wir erreichen so viele Kinder, die sonst niemals den Weg zum Sport finden würden. “

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