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Werbeverbot für DickmacherMehr Schutz für Kinder

Lesezeit 4 Minuten
Ein kleines Mädchen sitzt an einem Tisch und stapelt Zuckerwürfel aufeinander.

Jedes fünfte Kind ist hierzulande übergewichtig, auch wegen stark zuckerhaltigen Snacks und Getränken.

Rund 1,8 Millionen Minderjährige sind hierzulande übergewichtig - Tendenz steigend. Das geplante Werbeverbot für Süßigkeiten könnte Abhilfe schaffen.

Die Zahl der in Deutschland lebenden Minderjährigen mit Adipositas, also krankhaftem Übergewicht, steigt rasant – und zwar um 33,5 Prozent seit 2011. Bei den 15- bis 18-jährigen Jungen erhöhte sich die Anzahl sogar um 54,5 und bei Mädchen um 42,5 Prozent. Das geht aus einer Studie der Kaufmännischen Krankenkasse Hannover hervor. Damit sind rund sechs Prozent der Kinder und Jugendlichen adipös, 15 Prozent übergewichtig, was rund 1,8 Millionen Jungen und Mädchen entspricht - und ungefähr der Einwohnerzahl Hamburgs.

Studien deuten darauf hin, dass sich die Situation infolge der Corona-Pandemie verschlechtert hat. Hinzu kommt, dass die Krankheitsbelastung ungleich verteilt ist. Eine Forsa-Umfrage hat ergeben, dass Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien doppelt so häufig von (krankhaftem) Übergewicht betroffen sind wie Jungen und Mädchen aus einkommensstarken Familien.

Arme Kinder sind doppelt so oft übergewichtig

Besonders in sozialen Brennpunkten nehmen der Studie zufolge die Fälle krankhaft übergewichtiger Kinder zu. Fakt ist: Übergewicht in jungen Jahren kann teils schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben, zu Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettleber, Diabetes oder Gelenkverschleiß führen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Berliner Charité haben erforscht, dass 80 Prozent der übergewichtigen Kinder ein Leben lang übergewichtig bleiben.

Schließlich kann Adipositas gerade bei Kindern und Jugendlichen auch die Psyche enorm belasten. Diskriminierung und Mobbing gehören für viele junge Betroffene zum Alltag. Nicht selten führt Übergewicht zu Ausgrenzung, Depressionen und Ängsten.

Schlechte Verpflegung in den Kitas und zu hoher Medienkonsum

Zu den Hauptursachen zählen Bewegungsmangel und eine falsche, fett- sowie zuckerhaltige Ernährung. Das Robert-Koch-Institut (RKI) benennt weitere Risiken, etwa eine falsche Verpflegung in Kitas, überbordender Medienkonsum, hohe Lebensmittelkosten und Kinderarmut. Kinderschützer, Ernährungsmediziner und viele andere Expertinnen und Experten appellieren deshalb seit Jahren, verstärkt aber seit der Corona-Pandemie, dass die Politik gegensteuern müsse – auch mit einem Werbeverbot für Dickmacher.

Doch die Pläne, Werbung für Produkte mit zu viel Zucker, Fett und Salz zum Schutz von Kindern zu begrenzen, stecken seit einem Jahr in der Regierung fest, da die FDP, trotz zwischenzeitlich aufgeweichter Beschränkungen, dagegen ist. Deshalb fordert unter anderem der Bundesverband der Verbraucherzentralen jetzt, dass Kanzler Olaf Scholz (SPD) eingreifen soll.

Cem Özdemirs Vorschlag eines Werbeverbots für Dickmacher

Zum Hintergrund: Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) hatte am 27. Februar 2023 einen Gesetzesentwurf für ein Werbeverbot von „ungesunden“ Lebensmitteln vorgestellt. Werbung für diese Produkte, die sich an Unter-14-Jährige richtet, soll demnach in allen für Kinder relevanten Medien und als Außenwerbung verboten werden.

100 Meter um Schulen und Kitas herum ist vorgesehen, Plakatwerbung für ungesunde Snacks zu verbieten – ursprünglich war auch ein Werbeverbot in der Nähe von Spielplätzen und anderen Freizeiteinrichtungen geplant. Werbung, die etwa ungesunde Chips, Fertiggerichte oder Limonaden anpreist, sich aber nicht speziell an Kinder richtet, soll nicht zu sehen sein, wenn viele Kinder Medien nutzen, und zwar wochentags von 17 bis 22 Uhr, samstags von 8 bis 11 Uhr, sonntags bis 22 Uhr – und nicht, wie zunächst beabsichtigt, an sieben Tagen von 6 bis 23 Uhr.

Krankhaftes Übergewicht kostet die Gesellschaft rund 34 Milliarden Euro

Özdemir begründete das geplante Gesetz mit einer Schutzverpflichtung gegenüber Kindern, die besonders empfänglich für Werbung seien, die sie oft nicht als solche erkennen.

Schließlich werden die gesamtgesellschaftlichen Kosten von Adipositas in Deutschland auf etwa 63 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt (direkte Kosten: rund 29 Milliarden Euro, indirekte Kosten: rund 34 Milliarden Euro).

Weg mit der Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse

Gesundheits- und Verbraucherexperten begrüßten die ursprünglichen Pläne. Ein Bündnis aus 40 Verbraucherschützern, Ernährungs-, Kinderschutzorganisationen und deutschen Krankenkassen hatte schon im November 2022 ein solches Verbot gefordert. Die Experten sind sich einig: Werbung erhöht den Verzehr ungesunder Lebensmittel und führt zu mehr Übergewicht und Adipositas. Werbung zu regulieren, so das Credo, sei ein wichtiger Baustein von vielen im Instrumenten-Mix. Daneben müsse es weitere, präventive Maßnahmen geben, die etwa für mehr Bewegung und gesundes Essen in Kitas sorgen. Auch eine Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse sowie eine Zuckersteuer würde ein gesundes Aufwachsen von Kindern fördern. Bereits übergewichtigen Jungen und Mädchen müsste mit frühen Therapien gegen Adipositas und Kostenübernahmen durch die Krankenkassen geholfen werden. (Mit dpa)

So können Sie helfen

  1. Mit unserer neuen Jahresaktion „wir helfen: weil jedes Kind wertvoll ist“ bitten wir um Spenden für Projekte und Initiativen in Köln und der Region, die Kindern und Jugendlichen eine gute körperliche und geistige Entwicklung ermöglichen. Damit jeder junge Mensch einen Platz findet, an dem er gesund, sicher und glücklich aufwachsen kann.
  2. Die Spendenkonten lauten: „wir helfen – Der Unterstützungsverein von M. DuMont Schauberg e. V.“
  3. Kreissparkasse Köln, IBAN: DE03 3705 0299 0000 1621 55
  4. Sparkasse Köln-Bonn, IBAN: DE21 3705 0198 0022 2522 25
  5. Wünschen Sie eine Spendenquittung, notieren Sie bitte +S+ im Verwendungszweck. Wollen Sie nicht in der Spenderliste genannt werden, vermerken Sie bitte ein +A+. Legen Sie auf beides Wert, schreiben Sie +AS+. Bitte geben Sie auch Ihre Adresse an, damit eine Spendenquittung ausgestellt werden kann. Danke!
  6. Kontakt: „wir helfen e.V.“, Amsterdamer Straße 192, 50735 Köln, Telefon: 0221-2242789 (Allgemeines, Anträge), 0221-224-2130 (Redaktion) wirhelfen@kstamedien.de
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