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„Wir haben eine Fürsorgepflicht“Musikprojekt mit jungen Geflüchteten startet virtuell

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„Zwischen den Welten“ auf der Bühne

Köln – Eigentlich wäre am Montag das erste Projekttreffen des neuen Musicals „Zwischen den Welten“ in Köln-Gremberg gewesen. Die Auftaktveranstaltung ist für Musikpädagogin Stephi Siebert besonders wichtig. Dort lernen sich die Teilnehmer kennen, in einer Diskussion geht es um ihre Einstellungen zu Homosexualität und Frauenrechten.

Siebert bringt als Leiterin des Vereins „music4everybody!“ seit 2008 junge Geflüchtete zwischen 14 und 27 Jahren mit deutschen Schülern in Kulturprojekten zusammen, die „wir helfen“ unterstützt. Gemeinsam inszenieren sie Musiktheater, lernen, auf der Bühne zu schauspielern, zu singen und zu tanzen, sogar das Bühnenbild wird unter Anleitung selbst geschaffen.

Viele Geflüchteten sind verängstigt und isoliert

Eigentlich. Denn in diesen Tagen ist für alle alles anders. Die Schule fällt aus, Jugendtreffs sind geschlossen und Siebert sorgt sich um die jungen Geflüchteten, die kein stabiles Umfeld in Deutschland haben. „Wir haben eine Fürsorgepflicht. Viele Jugendliche sind verängstigt und isoliert, verstehen nicht richtig, was gerade passiert“, erzählt die Projektleiterin. In einigen Whatsapp-Gruppen kursierten Verschwörungstheorien. „Wir brauchen einfach möglichst viel Austausch, sonst verlieren wir den Kontakt“, weiß Siebert.

Deshalb ist das Projekt am Montagnachmittag über ein virtuelles Klassenzimmer gestartet, „eine riesige Herausforderung.“ Schließlich lebt eine Bühnenproduktion von der Begegnung, vom gemeinsamen Erarbeiten eines Stücks. Das muss nun virtuell klappen. Die Themen der ersten Zusammenkunft per Video-Schalte waren dann auch andere als sonst: Es ging, wie sollte es auch anders sein, um den Corona-Virus.

Das erste virtuelle Team-Meeting

Wie ernst die Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zu nehmen sind, wo sich die Geflüchteten mit schlechten Deutschkenntnissen in leichter Sprache seriös informieren können. Ein großes Problem: Nicht alle Teilnehmer konnten sich einwählen, einige haben kein Wlan.

Statt einer Aufführung könnte es ein Hörspiel geben

Weitere Fragen: Wie organisieren sich die Gruppen? Welche Apps können für Sprechtrainings und „gemeinsames Tanzen“ über Video benutzt werden? Hier profitiere das Projekt auch von der Medienkompetenz der geflüchteten Teilnehmer, weil diese es gewohnt seien, mit ihren Familien nur über Videotelefonie verbunden zu sein, sagt Siebert.

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Ihre Mitarbeiter produzieren gerade Gesangs- und Tanztutorials, mit einer App sei auch die Chorprobe möglich. Sollte das Veranstaltungsverbot anhalten, gibt es auch schon eine Idee: Statt einer Aufführung produziert die Gruppe ein Hörspiel.