Anders als „Ballermann-Touristen“Wieso CSD-Besucher wichtiger Wirtschaftsfaktor sind
Köln. – Köln stand am Wochenende ganz im Zeichen der Regenbogenflagge. Nach zwei Jahren erheblicher Corona-Einschränkungen war der Christopher Street Day (CSD) mit mehr als einer Million Gäste eindrucksvoll zurück. Das große, queere Fest war auch wirtschaftlich ein voller Erfolg für die Stadt. Nach der langen Corona-Durststrecke mit mehreren Lockdowns war die Parade zumal in Kombination mit dem Summerjam Festival für Hoteliers, Gastronomen und Taxen seit langem mal wieder ein Highlight.
„Bis zu 40 Millionen Euro könnte die LSBTIQ-Community an den vergangenen Tagen in die Stadt gebracht haben“, schätzt Jürgen Amann, Chef von Kölntourismus. Rund 33 Euro gebe ein Tagestourist im Allgemeinen bei seinem Besuch in Köln aus, etwa für Einkäufe, Essen oder den ÖPNV. „Im Falle des CSD bleiben auch viele Gäste über Nacht – nicht nur bei Freunden, sondern auch im Hotel“, erläutert Amann.
Zum Vergleich: im vergangenen Corona-Jahr 2021 wurden in Köln Tourismus-Umsätze in Höhe von 3,6 Milliarden Euro gemacht. Da seien 40 Millionen an nur einem Wochenende schon eine relevante Größe, so der Kölntourismus-Chef.
„Sechste Jahreszeit für Köln“
Mathias Johnen, stellvertretender Geschäftsführer des Kölner Hotel- und Gaststättenverbandes spricht schon von einer sechsten Jahreszeit für die Stadt. „Neben dem Karneval ist der Kölner CSD ein weiteres Großereignis“, sagt Johnen. Die Parade sei eine der größten Europas und ziehe Menschen aus vielen Teilen der Welt an. „Ich habe Menschen aus Neuseeland oder den USA getroffen, die gesagt haben, dass sie wiederkommen möchten, um sich die Stadt in Ruhe anzusehen und besser kennenzulernen“, so Johnen.
Einen klaren Imagegewinn durch das Event sieht auch Jürgen Amann. „Die Bilder werden in zahlreichen Ländern gezeigt. Das verstärkt den Ruf Kölns als weltoffene Stadt und zieht damit weitere Besucher an“, so Amann. Genau das sei Teil der Markenkerns und damit fester Bestandteil der Außendarstellung und Kommunikation.
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Im Vergleich zu vielen „Ballermann-Touristen“, die an vielen Wochenenden aus dem Kölner Umland anreisen, komplette Verpflegung mitbringen und intensiv wie etwa auf der Zülpicher Straße feiern – oftmals mit Polizeieinsätzen als Folge – gilt die LSBTIQ-Community schon seit Jahren als nicht nur friedlich feiernd, sondern auch als solvent. Laut einer Studie im Auftrag der Stadt Köln von 2019, die die Bedeutung von LSBTIQ für die Stadt untersucht hat, haben Mitglieder der Community bundesweit durchschnittlich ein etwas höheres persönliches Netto-Einkommen als die übrige Bevölkerung und sind bereit, es in der Stadt auszugeben.
Mathias Johnen vom Kölner Dehoga sagt zum Abschluss des CSD: „Es war ein wunderbares Fest – von mir aus dürften diese Gäste jedes Wochenende kommen.“