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ArbeitgeberverbandEU für Kölner Wirtschaft überlebenswichtig

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Dirk Wasmuth

Dirk Wasmuth, Geschäftsführer Arbeitgeber Köln

Vor der Europawahl rückt die EU in den Fokus. Für die Wirtschaft Kölns in der Region ist sie von enormer Bedeutung, sagt der Chef der Arbeitgeberverbände.

Die Wirtschaft in der Region im Großraum Köln ist eng mit ihren europäischen Handelspartnern verflochten und profitiert von einem freien Europa ohne Zölle und Handelsbeschränkungen. „Unsere exportorientierte Wirtschaft lebt vom internationalen Handel“, sagt Dirk Wasmuth, Geschäftsführer der Kölner Arbeitgeberverbände im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Wie sehr die regionalen Unternehmen faktisch von der Existenz der EU abhängen, belegt eine aktuelle Studie von IW Consult im Auftrag von Unternehmer NRW, die auch auf Köln, Leverkusen, Rhein-Sieg, Rhein-Erft, sowie Rhein-Berg und Oberberg heruntergebrochen ist.

41 Prozent der Waren und Dienstleistungen der Exporte aus Köln gehen der Studie zufolge direkt in EU-Länder. Der Bruttowertschöpfungseffekt liegt bei 11,6 Milliarden Euro. Ähnliches gilt für die Landkreise in der Region. Im Oberbergischen Kreis ist es sogar ein Anteil von 54 Prozent an den Gesamt-Exporten, die in die EU geliefert werden. In Leverkusen ist die Exportquote in die EU aufgrund der exportstarken chemischen Industrie gar bei 66 Prozent.

In Köln hängen 18 Prozent der gesamten Wertschöpfung an den EU-Exporten
Dirk Wasmuth, Geschäftsführer Arbeitgeber Köln

„Allein in Köln hängen 18 Prozent der gesamten Wertschöpfung und damit 11,6 Milliarden Euro an den EU-Exporten. Dabei finden in die Berechnung nicht nur direkte Exporte von Kölner Unternehmen in die EU Eingang, sondern auch indirekte Wertschöpfung, indem Kölner Unternehmen an andere Unternehmen in Deutschland liefern, die ihre Produkte weiter in die EU exportieren“, sagt Wasmuth weiter.

Auch die Effekte auf den Arbeitsmarkt sind immens: Über die gesamten Wertschöpfungsnetze werden laut Studie allein in Köln ungefähr 134.000 Arbeitsplätze gesichert. Das entspricht 17,0 Prozent aller Arbeitsplätze in der Stadt.

„Die Europäische Union steht wie kaum ein zweites Bündnis für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Dank der engen Zusammenarbeit im Bündnis profitieren wir von Frieden und Stabilität wie kaum eine andere Weltregion“, mahnt der Arbeitgeber-Geschäftsführer.

Arbeitgeber fordern Verschlankung

„In unserer Region haben wir Europa direkt vor der Haustür. Das Dreiländereck der Niederlande, Belgien und Deutschland liegt beispielsweise nur knapp zwei Stunden von Köln entfernt. Wir profitieren von einer einzigartigen sprachlichen, kulturellen, historischen und kulinarischen Vielfalt“, so Wasmuth. Doch vor allem die wirtschaftliche Bedeutung der EU für die Region sei immens, wie die Studie der IW Consult zeige.

Bei aller Europabegeisterung haben die Kölner Arbeitgeberverbände klare Forderung an die künftige Politik der Europäischen Union. Etwa in Sachen Arbeitnehmermobilität. So fordert Arbeitgeber Köln etwa Vereinfachungen im Rahmen der Arbeitnehmermobilität. „Zur Erbringung von Dienstleistungen im EU-Ausland müssen zwingend die Informations-, Melde- und Dokumentationspflichten verschlankt und vereinheitlicht werden“, sagt Wasmuth.

Er fordert auch, den europäischen Energiebinnenmarkt weiter vorantreiben und die dafür notwendige Infrastruktur unterschiedlicher Energieträger (neben Strom und Gas auch Wasserstoff und CO2) eng miteinander zu verzahnen.

Auch auf NRW-Ebene sind die Arbeitgeberverbände klar pro Europa positioniert. „Die Europäische Union hat eine überragende Bedeutung für Wirtschaft, Arbeitsplätze und den Wohlstand insgesamt in Nordrhein-Westfalen. Auch deshalb dürfen wir das Feld nicht den Europagegnern in der Politik überlassen. Sie wollen den Dexit, den Austritt Deutschlands aus der EU. Allein für NRW würde dies einen Einbruch von mehr als fünf Prozent der Wirtschaftsleistung bedeuten und fast 490.000 Arbeitsplätze kosten“, sagt der Präsident von Unternehmer NRW, Arndt Kirchhoff.

Gemeinsam mit der Vorsitzenden des DGB NRW Anja Weber fordert Kirchhoff die Wählerinnen und Wähler auf, am Sonntag nicht nur zur Wahl zu gehen, sondern auch darauf zu verzichten, Europagegner zu wählen, sondern auf eine pro-europäische Partei zu setzen.